Feuerwerk über Gebirgskulisse im Irak

Frühling

Noruz – das persische Frühlingsfest

Noruz ist eines der ältesten Feste der Welt und wird seit mehr als 2500 Jahren im persischen Kulturkreis gefeiert. Das wichtigste iranische Fest hat seine Wurzeln in der altpersischen Religion des Zarathustrismus. Wörtlich übersetzt heißt Noruz "neuer Tag".

Von Sabine Kaufmann

Frühlingsbeginn und Jahreswechsel

Die Frühlings-Tag- und Nachtgleiche fällt entsprechend dem Sonnenkalender auf den 20. bis 22. März. In Iran wird dieser Zeitpunkt bis heute auf die Stunde und Minute genau berechnet.

Noruz markiert deshalb den Frühlingsbeginn und gleichzeitig den Jahreswechsel im iranischen Kalender. Die Perser der Antike feierten den ersten Tag des Frühlings, weil sie glaubten, Gott habe an diesem Tag die Welt und den Menschen erschaffen.

Mit der Ausbreitung des Islam in den Iran, nach Afghanistan und nach Pakistan blieb der persische Sonnenkalender bestehen, da die Landwirtschaft und die Verwaltung sich nach ihm ausrichteten. Das neue Jahr steht entsprechend der iranischen Vorstellung aber auch für die Harmonie der Menschen mit der neu entstehenden Natur.

Der Übergang vom Alten ins Neue

In Iran hat sich bis heute der Charakter des Festes als Ritual des Übergangs vom Alten ins Neue gehalten. Zur Vorbereitung auf das neue Jahr werden die Möbel in der Wohnung umgestellt und das ganze Haus geputzt, um das Jahr entsprechend zu begrüßen. Überdies wird auch den Seelen der Verstorbenen, so der Glaube, ein herzlicher Empfang bereitet.

Am Festtag selbst zieht man sich neue Kleider an. Als Symbol für das Ende des Winters entzünden die Menschen an verschiedenen Orten Feuer. Jugendliche springen darüber, es wird gesungen und getanzt. Traditionell wird ein Festessen zubereitet, gemeinsam gehen die Familien im Park spazieren oder besuchen mit Freunden einen Ausflugsort.

Menschen mit Fackeln gehen auf einen Berg

Feuer symbolisieren das Ende des Winters

"Haft Sin" – ein geschmückter Tisch

Wichtigster Brauch des Frühling- und Neujahrfestes ist das "Haft Sin", ein geschmückter Tisch, auf dem sieben Gegenstände stehen, die mit dem persischen Buchstaben "sin", also "S" beginnen müssen.

Dazu werden unter anderem in einer Schale Weizenkeimlinge (= "Sabze") herangezogen, bis sie keimen. Hinzu kommen Essig (= "Serke") und iranische Mehlbeeren (= "Senjeh"). Außerdem gehören Äpfel (= "Sib") als süßes Obst dazu, das für die Liebe steht.

Münzen (= "Sekke") stehen für Reichtum, Knoblauch (= "Sir") steht für Medizin und Gesundheit und die Hyazinthe (= "Sonbol"), die auf dem Haft-Sin-Tisch platziert wird, symbolisiert das Kommen des Frühlings.

Die sieben Sachen, die je nach Familie variieren können, werden zusammen mit einem Spiegel, mit Goldfischen in einem Wasserglas, bemalten Eiern und dem heiligen Buch auf den Haft-Sin-Tisch gestellt.

Mädchen und Frau auf Markt im Iran

Persische Märkte bieten alles für den geschmückten "Haft Sin"-Tisch

Quelle: SWR | Stand: 16.12.2019, 16:13 Uhr

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