Kals am Grossglockner

Gletscher

Glaziologie – Messungen am Gletscher

Gletscher sind wie Fieberthermometer für das Weltklima. Denn hier kann man deutlich sehen, dass die Temperatur der Atmosphäre steigt. Glaziologen interessiert, wie die Gletscher auf globale, regionale und lokale klimatische Veränderungen reagieren.

Von Yvonne Maier

Wie sich ein Gletscher verändert

Die Abteilung "Glaziologie" an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erforscht seit Jahrzehnten den Vernagtferner im Ötztal. Dabei müssen die Forscherinnen und Forscher immer wieder bis zum Gletscher hinaufsteigen. Zum Beispiel versenken sie Holzstangen im Eis, um zu messen, wie schnell und wie stark der Gletscher schmilzt.

Dutzende meteorologische Messgeräte sind am Vernagtverner angebracht und auch aus der Luft beobachten ihn die Glaziologen. Eindeutig ist: In den vergangenen Jahrzehnten ist der Gletscher immer kleiner geworden. Die Forscher führen das nicht nur auf den Klimawandel und die damit einhergehende globale Erderwärmung zurück.

Denn neben den weltweiten Temperaturveränderungen spielen noch viele andere lokale Wetterphänomene eine Rolle: Niederschlag, Wind oder Bewölkung sind einige davon.

Um all diese Zusammenhänge zu verstehen, messen die Gletscherforscher regelmäßig den Abfluss des Gletschers und kartieren das Eis immer wieder neu.

Forschungsobjekt seit Jahrhunderten

Schon aus dem 17. Jahrhundert sind erste Forschungsarbeiten über den Vernagtferner bekannt. 1889 wurde dort die weltweit erste Karte eines Gletschers erstellt. In den 1950er Jahren befasste sich der erste Forscher am Vernagtverner mit dem Zusammenhang von Klima und Masse des Gletschers, seit 1964 wird dessen Masse jährlich bestimmt.

In den vergangenen 20 Jahren hat der Gletscher überdurchschnittlich viel Masse verloren. Das liegt nicht nur am weltweiten Klimawandel, sondern auch daran, dass der Gletscher seine Firnschicht verloren hat. Die aber ist die Grundlage für neues Eis.

Wenn das lokale Wetter kühler und feuchter würde und mehr Schnee fiele, könnte sich der Firn wieder aufbauen, im Laufe der Zeit vereisen und so dem Vernagtferner neue Masse zuführen.

Noch 100 Jahre Gletscher

Schreitet der weltweite Klimawandel allerdings so voran wie bisher und wird es im Ötztal noch trockener und wärmer, so wird der Vernagtferner weiterhin abnehmen und in absehbarer Zeit ganz verschwinden. Experten geben ihm – unter bestehenden Bedingungen – noch knappe 100 Jahre.

Gletscher oder Ferner?

Der Begriff "Gletscher" kommt aus dem Lateinischen: glacies, das bedeutet "Eis". In Österreich und Bayern heißen Gletscher oft "Ferner", was von "Firn" abstammt. Firn ist Altschnee aus dem Vorjahr, der nach und nach zu Eis wird und so die Grundlage jeden Gletschers bildet.

Quelle: BR | Stand: 20.05.2019, 16:50 Uhr

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