Scholle mit ihren typisch orangen Punkten

Klimaforschung

Klima verändert die Weltmeere

Haie vor Mallorca, Tintenfische in der Nordsee: Der Klimawandel wirbelt die Weltmeere durcheinander. Die Nordsee etwa hat sich in den vergangenen hundert Jahren um zwei Grad aufgeheizt.

Von Harald Brenner

Weniger Nordseefische durch wärmeres Wasser

Warmes Wasser hat einen geringeren Sauerstoffgehalt als kaltes Wasser. Für das Leben im Meer birgt ein Temperaturanstieg unangenehme Folgen, denn eine wärmebedingte Unterversorgung mit Sauerstoff beeinflusst den Fischbestand. Das konnten Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts nachweisen.

Mit ihren Untersuchungen an der "Aalmutter" – einem Fisch, der in fast allen Weltmeeren vorkommt – haben die Forscher gezeigt, dass die Erwärmung der Nordsee deren Bestand stark vermindert. Das liegt daran, dass Fische nur innerhalb eines begrenzten Temperaturfensters auf Veränderungen reagieren können.

Bei steigender Temperatur verschlechtert sich die Sauerstoffversorgung des Organismus'. In der Folge bricht die Sauerstoffversorgung zusammen und der Organismus ist nicht mehr lebensfähig.

Noch wesentlich empfindlicher als in der Nordsee reagieren Fische in den Polarregionen, weil sie eine kleinere Wärmetoleranz besitzen. Die Tendenz ist eindeutig: Überall dort, wo es den Meeresbewohnern zu mollig wird, wandern sie nach Norden. Im Mittelmeer wurden bereits Weiße Haie gesichtet und in der Nordsee Sardinen, Doraden und Tintenfische.

Stirbt das Meer?

Auch das Phytoplankton – also pflanzliches Plankton, das am Anfang der Nahrungskette vieler Meerestiere steht – ist durch die Erwärmung der Meere auf dem Rückzug. Das klingt zunächst paradox, denn Algen und Plankton vermehren sich besonders gut bei höheren Wassertemperaturen. Aber nur bis zu einem gewissen Grad: Die Erwärmung der Ozeane erschwert den Nährstoffaustausch zwischen den Wasserschichten, der für das Plankton lebenswichtig ist.

Plankton kommt in den oberen Schichten der Ozeane vor, wo es perfekte Bedingungen für die Photosynthese findet. Aber die Schwebeteilchen brauchen zum Leben auch Eisen. Das befindet sich in tieferen Wasserschichten und wird normalerweise durch Strömungen nach oben transportiert.

Immer häufiger legt sich aber warmes Oberflächenwasser über die kühleren Schichten der Tiefe und verhindert so den Nährstoff-Austausch. In der Folge gehen die Bestände von Fischen und Schalentieren zurück. Davon ist insbesondere die Fischerei in den Tropen und mittleren Breiten betroffen und auf lange Sicht ist das Leben im Meer ernsthaft bedroht.

Vorteil für die Schifffahrt und Rohstoffquellen

Aus Beobachtungen der vergangenen 50 Jahre folgt eindeutig: Das Meereis der Arktis geht zurück. Setzt sich dieser Trend fort, wird das Nordpolarmeer im Sommer künftig völlig eisfrei sein.

Einerseits ist das ein Problem, weil der Rückgang der Eisflächen zu weiterer Erwärmung des Klimas führt, viele Arten wie Eisbären und Robben bedroht und auch den für uns wichtigen Golfstrom stören kann.

junger Seehund

Keine guten Aussichten für die Robben

Andererseits eröffnen sich für die Schifffahrt ganz neue Perspektiven. Die nördlichen Seewege, die Nordost- und Nordwestpassage, wären dann länger und sicherer befahrbar. Dadurch verkürzen sich die Schifffahrtsrouten dauerhaft um bis zu 40 Prozent und der Zugang zu Ressourcen wird erleichtert.

In der russischen Arktis befinden sich beträchtliche Öl-, Erdgas-, Kupfer- und Nickelvorkommen, die sich am besten über den Seeweg abtransportieren lassen.

Allerdings, so zeigen zum Beispiel Studien des kanadischen "Institute of Ocean Sciences", könnte der Rückgang des Meereises auch zu weiteren Risiken für die Schifffahrt in der Nordwestpassage führen. Nach den Beobachtungen des Instituts könnten durch höhere Temperaturen auch mehr unkalkulierbare Eisbewegungen entstehen, die eine Gefahr für die Schifffahrt darstellen.

Quelle: SWR | Stand: 23.07.2019, 09:50 Uhr

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