Die Wüsten der Erde

Planet Wissen 10.11.2023 01:57 Min. Verfügbar bis 10.11.2028 WDR Von Britta Schwanenberg

Landschaften

Wüsten

Wüsten sind Regionen, in denen wegen extremer Trockenheit oder Kälte kaum Pflanzen wachsen. Der Großteil der Wüsten verteilt sich entlang des nördlichen und südlichen Wendekreises.

Von Tobias Aufmkolk und Siegfried Klaschka

Welche Arten von Wüsten gibt es?

Es gibt zwei grundlegende Wüstenarten: die Kältewüsten der polaren Gebiete und die Trockenwüsten, zu denen die großen Wüsten Asiens und Afrikas gehören.

Die Trockenwüsten wiederum unterteilen sich in die subtropischen Wüsten entlang des nördlichen und südlichen Wendekreises, die küstennahen Wüsten und die Binnenwüsten in isolierten Gebirgsbecken.

Was ist eine Wendekreiswüste?

Der Großteil der Wüsten verteilt sich entlang der beiden Wendekreise. Diese liegen 23,5 Grad nördlich und südlich des Äquators. Auf fast allen Kontinenten befinden sich in dieser Zone ausgedehnte Wüstengebiete.

Am südlichen Wendekreis liegen zum Beispiel die Atacama-Wüste in Chile, die Wüsten Namib und Kalahari im südlichen Afrika und die großen Wüsten im Landesinneren Australiens. Am nördlichen Wendekreis finden sich die Mojave-Wüste in Kalifornien, die Sahara im nördlichen Afrika und die Wüsten der Arabischen Halbinsel.

Grafik: Einfall der Sonnenstrahlung auf die Erde

Die meisten Wüsten liegen entlang der beiden Wendekreise

Dass genau in diesem Bereich so viele Wüsten vorkommen, liegt an besonderen klimatischen Einflüssen.

Durch die starke Sonneneinstrahlung wird der Boden über dem Äquator extrem aufgeheizt. Wasser verdunstet und feuchte Luft steigt auf. Die daraus entstehenden Quellwolken können in großer Höhe nicht weiter aufsteigen und werden nach Norden und Süden abgelenkt.

Durch die hohe Luftfeuchtigkeit kommt es zu starken Niederschlägen in Äquatornähe. Danach sinkt die abgekühlte Luft, in der jetzt keine Feuchtigkeit mehr enthalten ist, wieder zu Boden. In Bodennähe strömt die Luft wieder zum Äquator zurück. Dies geschieht genau im Bereich der Wendekreise.

Die absteigende Luft bewirkt, dass sich die Wolken vollständig auflösen. Wo es keine Wolken gibt, kann es auch nicht regnen. Der Boden trocknet aus und Pflanzen können sich nicht ansiedeln.

Die Temperaturen in diesen Wüsten steigen tagsüber sehr stark an. Durch die fehlende Bewölkung wird die Sonneneinstrahlung nicht abgemildert. Die Luft bleibt sehr trocken. Deshalb liegen auch die "Hitzepole" (Orte der höchsten gemessenen Temperaturen) in den Wüsten.

Im kalifornischen Death Valley wurden schon knapp 57 Grad Celsius im Schatten gemessen. Nachts sinkt die Temperatur in kurzer Zeit um bis zu 30 Grad ab, da die Wolken fehlen, um die vom Boden abstrahlende warme Luft des Tages zu reflektieren.

Was ist eine küstennahe Wüste?

Im Bereich der Wendekreise existiert noch ein ganz besonderer Wüstentyp: die Küstenwüste. Diese Wüsten sind relativ selten, da sie ein Zusammenspiel zwischen einem warmen, vom Land weg wehenden Passatwind und einer kalten Meeresströmung erfordern.

Solche klimatischen Bedingungen sind nur an den Westseiten der Kontinente vorhanden. Die warmen Luftmassen des Passats überlagern die aufsteigenden kalten Massen der Meeresströmung und verhindern so die Bildung von Wolken.

Die bekanntesten Küstenwüsten sind die Atacama-Wüste in Chile und die Wüste Namib auf dem Gebiet von Angola und Namibia. Die Atacama liegt zudem im Regenschatten der Anden und ist die trockenste Region der Erde.

Die an den Atlantik grenzende Skelettküste der Wüste Namib war vor allem in den vergangenen Jahrhunderten von Seefahrern gefürchtet. Sie hat ihren Namen von den zahlreichen Schiffswracks und Walskeletten, die wegen der unberechenbaren Strömung des Benguelastroms hier gestrandet sind. Wer einmal an der unwirtlichen Skelettküste gelandet war, hatte keine Chance zu überleben.

Blick über ausgedörrten Boden auf einer Berg in der Atacama-Wüste.

Die Atacama ist die trockenste Region der Welt

Was ist das Besondere an asiatischen Wüsten?

Neben den Wüsten an den Wendekreisen findet man in Zentralasien große Trockengebiete, die nördlich des Wendekreises liegen. Die wichtigsten dieser Binnen- oder Regenschattenwüsten sind die Wüste Gobi auf dem Gebiet von China und der Mongolei, die Taklamakan-Wüste im äußersten Westen Chinas und die Wüsten Kysylkum und Karakum in Turkmenistan, Usbekistan und Kasachstan.

Sie liegen entweder weit entfernt vom Meer oder im Regenschatten besonders hoher Gebirgszüge. Auf einige Wüsten wie etwa die Taklamakan treffen beide Faktoren zu. Die Gebirge halten feuchte Luftmassen von den Wüsten fern. Sämtliche Niederschläge sind vorher in den Bergregionen gefallen.

Durch die große Entfernung zum Meer können diese Regionen auch nicht mit ausreichend Nachschub an feuchter Luft versorgt werden. Diese Faktoren sorgen für die große Trockenheit in den Regionen.

Anders als in den Wüsten an den Wendekreisen gibt es in den Binnenwüsten ausgeprägte Jahreszeiten. Im Winter kann es bitterkalt werden. In der Wüste Gobi sind schon Temperaturen von minus 40 Grad gemessen worden. Im Frühling fällt manchmal Regen oder Schnee, wenn auch nur relativ wenig.

Sanddünen in der Wüste Gobi.

In der Wüste Gobi kann es extrem kalt werden

Welche Landschaftsformen gibt es bei Wüsten?

Die Landschaft der Wüsten ist sehr vielfältig. Neben den charakteristischen Sandwüsten, die rund ein Fünftel aller Wüsten ausmachen, gibt es Kies-, Geröll-, Fels- und Staubwüsten. Außerdem kommen Lehmwüsten mit einer harten, von Rissen aufgebrochenen Oberfläche und Salzwüsten mit einem hohen Anteil an extrem salzhaltigen Ton vor.

Die Böden der Wüsten unterscheiden sich von denen anderer Gebiete. Weil in den Wüsten nur wenige Pflanzen wachsen, weisen die Böden einen geringen Anteil an organischem Material wie Laub oder abgestorbenen Pflanzenteilen auf.

Durch die Regenarmut werden sie chemisch weniger verändert als andere Bodenarten und nicht so stark ausgewaschen. Aus diesem Grund ist der Salzgehalt der Böden deutlich höher als in unseren Breiten.

(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 07.10.2019)

Quelle: WDR/SWR

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