Grafik mit den jeweiligen Siegeln von Bioland, MSC, ASC und Naturland.

Überfischung der Meere

Fisch-Siegel

Welchen Fisch kann ich mit guten Gewissen kaufen und essen? Was ist nachhaltig gefangenener Fisch? Und welche Fisch-Siegel gibt es?

Von Joachim Meißner, Inka Reichert und Vladimir Rydl

Das MSC-Siegel

Der Marine Stewardship Council (MSC) zertifiziert über sein Expertengremium Meeresprodukte aus nachhaltiger Fischerei. Das Logo findet sich mittlerweile auf vielen Produkten im Supermarkt, etwa auf den Packungen von Räucherlachs und Fischstäbchen.

Das Siegel ist auf Initiative des Lebensmittelkonzerns Unilever und der Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) entstanden. Das Logo dürfen dem MSC zufolge nur jene Betriebe auf die Verpackung drucken, die drei Standards erfüllen: Der Fischbestand darf nicht überfischt werden, es muss ein gutes Nachhaltigkeitsmanagement geben und das Ökosystem des Meeres soll nicht beschädigt werden.

Das MSC-Siegel

01:20 Min. Verfügbar bis 28.05.2024

Allerdings ist das Siegel in den vergangenen Jahren in die Kritik geraten. 66 Organisationen und Wissenschaftler mahnten 2018 in einem offenen Brief an, die Vorgaben für eine Zertifizierung seien nicht streng genug. Der MSC müsse seinen Zertifizierungsprozess und die Standards dringend überarbeiten und verbessern, um noch ein verlässliches Siegel zu sein.

Rainer Froese, Fischbiologe am Kieler Geomar-Institut, kritisiert: Auch solche Fischereien bekämen das MSC-Siegel, die mit der schon lange in der Kritik stehenden Fangmethode "Grundschleppnetz" arbeiteten. Eine Methode, die "den Meeresboden in eine Schlammwüste verwandelt und dabei auch die Kinderstube der Fische zerstört."

Scholle mit ihren typisch orangen Punkten

Der Fang von Plattfischen verursacht viel Beifang

Das ASC-Siegel

Für die Fischzucht gibt es unter anderem das Siegel des Aquaculture Stewardship Council (ASC). Nach eigenen Angaben dieses Expertengremiums ist das ASC-Siegel das weltweit führende Gütesiegel für Zuchtfisch. Dieses legt Sozial- und Umweltstandards für konventionell bewirtschaftete Aquakulturen fest. Angelehnt an das MSC-Siegel hat auch hier der WWF mitgewirkt.

Der ASC prüft in seinem Standard mehrere Kernthemen ab. Zu den Hauptpunkten gehören laut Philipp Kanstinger, der beim WWF für das ASC-Siegel verantwortlich ist:

  • ökologische Naturschutzaspekte wie zum Beispiel, dass das Futter aus nachhaltigen Quellen kommt, dass nicht zu viel Futter verwendet wird, dass der Medikamenteneinsatz reduziert wird und dass nicht zu viele Abwässer in das umliegende Ökosystem einfließen.
  • Sozialstandards, ob die Arbeiter auf  den Zuchtfarmen Verträge haben und eine anständige Bezahlung erhalten.
  • Über die Qualität des Fisches und über die Verwendung von Ethoxyquin, das dem Fischfutter als Konservierungsmittel beigefügt wird, trifft das Siegel keine Aussage. Da, so Philipp Kanstinger vom WWF, vertraue der ASC auf die europäische Rechtsprechung und Lebensmittelsicherheit.

Das Siegel ziele auf eine Kompromisslösung am Massenmarkt ab, heißt es seitens der Umweltorganisation. Gentechnisch verändertes Soja als Futter sei so beispielsweise erlaubt, da dieses in nahezu jeder konventionellen Zuchtfarm zum Einsatz komme. Wer lieber auf Gentechnik verzichtet, sollte daher aufs Bio-Siegel achten.

ASC-Siegel für nachhaltige Aquakultur

ASC-Siegel für nachhaltige Aquakultur

Das Bio-Siegel

Seit 2010 gibt es ein EU-weites Bio-Siegel, das gemäß EU-Recht hergestellte biologische Lebensmittel kennzeichnet. Darunter fallen auch Fischprodukte aus Aquakultur.

Bioland und Naturland vergeben eigene Bio-Siegel. Die Fische mit diesen Siegeln werden häufig als "bio" gekennzeichnet und heißen etwa "Bio-Lachs" oder "Bio-Karpfen". Naturland und Bioland legen nach eigenen Angaben Wert auf eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen – in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht.

Das EU-Bio-Logo kennzeichnet keine Erzeugnisse der Fischerei wildlebender Tiere, sondern nur Fischprodukte aus ökologischen Aquakulturbetrieben, die den Standards zur ökologisch-biologischen Bewirtschaftung der Europäischen Union entsprechen.

Die Europäische Kommission garantiert unter anderem eine artgerechte Haltung, eine stark begrenzte Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen und strikte Regeln für die Verwendung von Antibiotika. Dennoch sind die EU-Richtlinien weit weniger streng als die von Naturland oder Bioland.

Das EU-Bio-Logo.

Das EU-Bio-Logo

Naturland

Naturland arbeitet mit zwei Bio-Siegeln. So vergibt der Verband eine Zertifizierung für Öko-Aquakultur. Hierbei wird besonders darauf geachtet, dass neben den pflanzlichen Futterbestandteilen aus Öko-Landwirtschaft Fischmehl und -öl im Futter aus der Verarbeitung von Speisefischen kommen, um marine Ressourcen zu schonen. Fischerei nur für Fütterungszwecke soll so vermieden werden.

Außerdem verzichten Naturland Aquakultur-Betriebe auf Gentechnik und chemische Zusätze und achten auf geringere Besatzdichten für viele Fisch- und Shrimpsarten.

Mit dem "Naturland Wildfisch Siegel" für nachhaltigen Fischfang ist eine Zertifizierung für handwerkliche Binnen- und Meeresfischereien verbunden. Die Vergabe des Siegels ist unter anderem gebunden an den Verzicht auf kritische und umweltschädigende Fangmethoden (zum Beispiel Grundschleppnetze) sowie die Vermeidung beziehungsweise Minimierung von Beifang. Geachtet wird auch auf Sozialstandards für Fischer.

Das Naturland Wildfisch Siegel.

Naturland hat gleich zwie Siegel im Angebot

Ratgeber für Fisch an der Theke

Obwohl viele Produkte mit solchen Zertifikaten auf den Markt kommen, bleibt dem Fischfreund oftmals keine andere Wahl als der Gang zur Fischtheke. Wer hier nicht völlig ahnungslos zugreifen möchte, findet beim WWF und bei Greenpeace Unterstützung.

Beide geben sogenannte "Fischführer" heraus, die dem Käufer wichtige Informationen zu den beliebtesten Fischarten vermitteln. Sie informieren unter anderem auch darüber, ob er aus ökologisch unbedenklichen Fanggebieten kommt. Man sollte allerdings darauf achten, ob die Ratgeber aktuell sind.

Worauf Sie beim Fischkauf achten sollten

Ist der Fisch frisch, hat er klare, glänzende Augen. Sind diese glasig oder eingesunken, so ist das ein Hinweis darauf, dass der Fisch schlecht sein könnte. Die Schuppen von frischem Fisch glänzen zudem und sind fest. Eine matte Farbe und lockere Schuppen sind ein Hinweis darauf, dass der Fisch schlecht ist.

Fisch, der frisch ist, sollte innerhalb von 24 Stunden verzehrt werden. Länger hält er sich im Kühlschrank nicht. Die Konsistenz des Fischfleischs sollte fest sein, die Farbe hell (weiß bis rosa). Es sollte einen angenehmen Geruch haben und weder fischig noch sauer riechen. Zerfällt das Fleisch und ist es dunkel, ist der Fisch verdorben.

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 24.07.2019)

Quelle: WDR/SWR

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