Ein Grasfrosch.

Frösche und Kröten

Rekorde aus dem Reich der Froschlurche

Frösche leben in vielen unterschiedlichen Klimazonen weltweit – von Wüsten bis hin zu Regionen nördlich des Polarkreises. Um sich an die unterschiedlichen Bedingungen anzupassen, haben sie viele Überlebensstrategien und Brutmethoden entwickelt.

Von Kerstin Eva Dreher

Der größte Frosch

Die größte Froschart der Welt, der afrikanische Goliathfrosch (Conraua goliath), wurde im Sommer 1905 in Kamerun entdeckt. 1951 wurde die größte Kröte der Welt im Urwald Kolumbiens gefunden.

Die Blombergkröte (Bufo blombergi) bringt es allerdings "nur" auf maximal 26 Zentimeter Länge und ein Gewicht von unter zwei Kilogramm, während ausgewachsene Goliathfrösche über 30 Zentimeter Körperlänge, mit ausgestreckten Beinen sogar über 60 Zentimeter Gesamtlänge, erreichen und fast vier Kilogramm wiegen – so viel wie eine große Hauskatze.

Der kleinste Frosch

Im Vergleich zu diesen Riesen sind die kleinsten Frösche geradezu Zwerge. Gleich mehrere Arten, die im ausgewachsenen Zustand nur einen Zentimeter messen und weniger als 1 Gramm wiegen, teilen sich den Titel des kleinsten Frosches der Welt.

Allen voran Stumpffia tridactyla und Stumpffia pygmaea aus Madagaskar, Eleutherodactylus limbatus aus Kuba sowie Psyllophryne didactyla aus Brasilien. Drei dieser Winzlinge zusammen erreichen kaum mehr als den Durchmesser des fast 2,5 Zentimeter großen Goliathfroschauges!

Ein winziger Frosch (Paedophryne amanuensis) sitzt auf einem Geldstück.

Der kleinste Frosch der Welt ist sieben Millimeter groß

Die größten Kaulquappen

Die größten Kaulquappen findet man in der Familie der Harlekinfrösche (Pseudidae). Während der ausgewachsene Frosch nur etwa sieben Zentimeter groß wird, ist er als Kaulquappe gigantische 30 Zentimeter groß. Die Metamorphose von der Kaulquappe zum Frosch nennt man in diesem besonderen Fall Schrumpfumwandlung.

Die ältesten Frösche und Kröten

Unter den Froschlurchen gelten vor allem Kröten als langlebig. Die Blomberg-Kröte erreicht im Terrarium ein Alter von etwa 28 Jahren, die Aga-Kröte etwa 24 Jahre und ein Exemplar der einheimischen Erdkröte soll sogar 40 Jahre gelebt haben.

Ein vergleichbar hohes Alter erreichen mit 30 Jahren nur Krallenfrösche (Xenopus laevis), während die meisten anderen Froscharten viel geringere Lebenserwartungen haben.

Im Vergleich hierzu sind Laubfrösche eher kurzlebig. Im Terrarium werden die meisten Arten kaum älter als zehn Jahre. Als Rekordhalter unter den Laubfröschen galt mit 22 Jahren bisher unser einheimischer Laubfrosch (Hyla arborea).

Ein am Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart gehaltenes Exemplar des australischen Korallenfingers (Litoria caerulea) soll ihn jedoch übertrumpft haben: Er erreichte das Rekordalter von 24 Jahren.

Zwei Erdkröten bei der Paarung.

Erdkröten werden bis zu 40 Jahre alt

Der giftigste Frosch

Als giftigster Frosch der Welt gilt der nur 45 Millimeter lange Schreckliche Pfeilgiftfrosch (Phyllobates terribilis). Das Gift der Tiere wurde von den an der Pazifikküste Kolumbiens ansässigen Choco-Indianern für die Herstellung von Blasrohrpfeilen verwendet.

Bereits zehn Mikrogramm des Giftes können fatale Folgen haben und die Haut eines einzigen Frosches enthält genug Toxin, um 20.000 Mäuse oder 100 erwachsene Menschen zu töten. Nach Aussagen der Indianer soll ein vom Pfeil getroffener Mensch nur noch einige hundert Meter laufen, bevor er tot zusammenbricht.

Das Gift wirkt vor allem auf Nerven und Muskeln; es unterbricht die Reizleitung und ruft Lähmungserscheinungen am Körper sowie der Atemorgane hervor. Die Frösche produzieren die Gifte aus Vorläufersubstanzen, die sie mit ihrer Beute aufnehmen.

Unter Terrarienbedingungen verlieren sie in der Regel ihre Giftigkeit, da die natürliche Nahrung fehlt, also vor allem Ameisen, Termiten, Käfer und Tausendfüßler.

Ein gelber Pfeilgiftfrosch.

Klein, aber supergiftig: Phyllobates terribilis

Spektakuläre Brutpflege

Froschlurche haben – je nach Lebensraum – verschiedene Arten der Brutpflege entwickelt. Bei keiner anderen Wirbeltiergruppe tritt eine vergleichbare Vielfalt auf. Nachfolgend einige Highlights:

Auf eine sensationelle und unter Wirbeltieren einmalige Weise hatte sich der ausgestorbene australische Magenbrütende Frosch (Rheobatrachus silus) fortgepflanzt. Nach der Eiablage verschluckte das Weibchen sein befruchtetes Gelege und brütete es im Magen aus.

Nach dem Schlupf blieben die Kaulquappen so lange im Magen, bis sie zu fertigen Fröschen herangewachsen waren. 1984 verstarb das letzte in Gefangenschaft verbliebene Tier und seitdem gilt Rheobatrachus silus als ausgestorben.

Mindestens ein Viertel aller bekannten Froschlurche verzichtet auf das wasserlebende Kaulquappenstadium. Viele Arten legen ihre Eier einfach offen auf Blättern und unter Steinen ab oder in speziellen Blattnestern aus mit Eileitersekreten verklebten Pflanzenteilen. In manchen Gattungen ist der Bau eines Schaumnestes typisch, in dem sich die Eier gut geschützt vor Austrocknung, Sonneneinstrahlung und Feinden entwickeln.

Bei vielen Fröschen verläuft die gesamte Larvenentwicklung innerhalb der Eihülle, von der befruchteten Eizelle über die Larve bis hin zum fertigen Jungfrosch. Gerade diese sogenannte direkte Entwicklung ist eine äußerst erfolgreiche Strategie, denn die Frösche sind unabhängig von offenem Wasser und entgehen damit auch den vielfältigen Gefahren, die im dort lauern.

Eine weitere Entwicklungsstufe haben jene Froschlurche erreicht, die lebend gebärend sind, deren Eier und Larven also bis zur Metamorphose im Eileiter der Mutter zurückgehalten werden. Bei der Paarung der Geburtshelferkröten zum Beispiel wickeln sich die Männchen die befruchteten Laichschnüre um ihre Hinterbeine und tragen sie drei bis sechs Wochen lang mit sich.

Eine der interessantesten Brutpflegeformen haben die neotropischen Laubfrösche der Unterfamilie Hemiphractinae entwickelt, deren Weibchen ihren Nachwuchs in speziellen Bruttaschen, Hautfalten oder offen auf dem Rücken mit sich tragen.

Überaus spektakulär verläuft auch die Fortpflanzung der Wabenkröten Südamerikas (Gattung Pipa), deren Eier sich innerhalb der Rückenhaut des Weibchens entwickeln.

Quelle: SWR | Stand: 15.10.2020, 14:47 Uhr

Darstellung: