Kopf einer Grubenotter

Reptilien und Amphibien

Schlangen

Schlangen sind scheue und zurückhaltende Tiere, in der Regel meiden sie den Menschen. Dennoch wurden sie jahrtausendelang bejagt und noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es Kopfprämien auf Schlangen. Heute sind viele einheimische Arten vom Aussterben bedroht.

Von Pia Prasch

Eine Erfolgsstory der Natur

Schlangen sind entwicklungsgeschichtlich sehr alte Tiere, die nahezu alle Lebensräume der Erde erobert haben. Verschiedene Formen der Anpassung und eine ganze Reihe besonderer Sinnesorgane haben die Voraussetzungen für die weltweite Verbreitung der Reptilien geschaffen.

Vielleicht sind die besonderen Fähigkeiten der Schlangen aber auch schuld daran, dass viele Menschen sie als unheimlich, eklig oder heimtückisch empfinden.

Die feinen Sinne der Schlangen

Eine Schlange hat keine äußeren Ohren. Aber wenn sie ihren Kopf auf den Boden legt, kann sie ein Beutetier wahrnehmen, das sich mehrere Kilometer weit entfernt aufhält. Die Bewegungen des Opfers erzeugen Vibrationen im Boden, welche die Schlange über den Unterkiefer wahrnimmt. Diese Schallwellen werden im Innenohr wie bei anderen Wirbeltieren in Nervenimpulse übersetzt und ans Gehirn weitergeleitet.

Die typisch gespaltene Zunge dient dazu, Duftmoleküle aus der Luft einzufangen und zum Riechorgan im Gaumendach zu befördern, zu dem sogenannten "Jacobson'schen Organ". Auf diese Weise erschnuppern Schlangen ihre Beutetiere. Das Riechorgan spielt auch bei der Partnersuche eine wichtige Rolle, denn auch Sexualhormone werden über den Geruchssinn wahrgenommen.

Grubenottern, einige Boas und Pythons besitzen zusätzlich Infrarotrezeptoren am Kopf, mit denen sie minimalste Temperaturunterschiede wahrnehmen können. Warmblütige Beutetiere wie Mäuse, Ratten und andere Säuger verraten sich so allein durch ihre Körpertemperatur. Mithilfe dieses Wärmesinnes spürt die Schlange ihre Beute selbst bei absoluter Dunkelheit punktgenau auf, attackiert und tötet sie.

Kopf eines Tigerpythons mit ausgestreckter Zunge

Schlangen riechen mit Hilfe ihrer Zunge

Mit Haut und Haaren auffressen

Schlangen würgen ihre Beute stets unzerteilt als Ganzes herunter. Manche Schlangen verspeisen Tiere von der Größe eines Kängurus oder eines Wildschweins, sogar erwachsene Menschen sollen schon in Schlangenmägen verschwunden sein.

Um einen derartig großen Brocken herunterzuwürgen, hängt die Schlange ihren Unterkiefer aus, sodass nur noch Haut, Speiseröhre und Magen der enormen Dehnung standhalten müssen. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit kann es mehrere Wochen dauern, bis die Beute verdaut ist und die Schlange erneut auf Beutezug geht.

Python im Gras mit verschlungener Beute

Selbst große Beute wird im Ganzen verschlungen

Im tödlichen Würgegriff

Fast alle Schlangen töten ihre Beute, bevor sie sie verschlingen. Ebenso wie riesige Boas und Pythons bedienen sich dazu auch kleinere Schlangen der Würgetechnik. Blitzschnell packen sie mit dem Maul zu und ziehen ihren muskulösen Körper in Windungen um das Opfer – immer enger, je stärker sich dieses wehrt.

Erst wenn der Körper des Opfers erschlafft, lockert die Schlange den Würgegriff. Sie verschlingt ihre Beute immer mit dem Kopf zuerst, sodass seine Gliedmaßen sie nicht beim Fressen behindern. Die Mehrzahl aller Schlangen sind Würgeschlangen, auch alle bei uns heimischen Nattern: die Ringelnatter, die Schlingnatter, die Würfel- und die Äskulapnatter.

Eine Pythonschlange hat eine Thomsongazelle im Würgegriff

Eine Thomsongazelle im tödlichen Würgegriff

Überdosis aus dem Giftzahn

Giftschlangen produzieren ihr Gift in einer Drüse am Hinterkopf. Beißt die Schlange zu, wird das Gift durch die beiden hohlen Giftzähne tief in die Wunde des Opfers eingespritzt.

Es gibt verschiedene Arten von Gift. Seeschlangen, Mambas und Kobras zum Beispiel produzieren ein Nervengift, das die Nervenbahnen des Opfers lähmt und zerstört. Die Menge des in die Wunde eingespritzten Gifts entscheidet darüber, ob das Opfer an dem Biss stirbt oder ob es unbeschadet davonkommt.

Vipern hingegen produzieren ein Gewebegift, das die Organe und Gewebe des Opfers angreift und zu Blutgerinnungen führt. Dieses Gift hinterlässt auch dann dauerhafte Schäden, wenn die Dosis nicht tödlich ist.

Quelle: SWR | Stand: 03.12.2021, 10:57 Uhr

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