Die Macht der Berührung

Von Martina Janning (SWR)

Wie wir eine Berührung wahrnehmen, beeinflusst unser Denken – unsere Urteile über Menschen genauso wie unsere Essensvorlieben.

Hände umschließen andere Hände.

Streicheln erwünscht!

Menschen besitzen spezielle Rezeptoren, die auf Streicheln reagieren. Im Jahr 2002 entdeckten schwedische Neurowissenschaftler die C-taktilen Nervenzellen. Sie leiten Reize langsamer weiter als andere Sinneszellen der Haut. Besonders gut reagieren sie auf Berührungen, die mit einer Geschwindigkeit von einem bis zehn Zentimeter pro Sekunde und bei einer Temperatur von 32 Grad Celsius erfolgen. Das entspricht der Temperatur der Hautoberfläche. Die "Streichelrezeptoren" befinden sich ausschließlich in behaarter Haut.

Streicheln erwünscht!

Menschen besitzen spezielle Rezeptoren, die auf Streicheln reagieren. Im Jahr 2002 entdeckten schwedische Neurowissenschaftler die C-taktilen Nervenzellen. Sie leiten Reize langsamer weiter als andere Sinneszellen der Haut. Besonders gut reagieren sie auf Berührungen, die mit einer Geschwindigkeit von einem bis zehn Zentimeter pro Sekunde und bei einer Temperatur von 32 Grad Celsius erfolgen. Das entspricht der Temperatur der Hautoberfläche. Die "Streichelrezeptoren" befinden sich ausschließlich in behaarter Haut.

Hart macht hart

Ein harter Stuhl bewirkt, dass wir weniger empathisch auf unsere Mitmenschen reagieren. Wir beurteilen sie unfreundlicher und beharren stärker auf unserem Standpunkt. Eine weiche, komfortable Sitzgelegenheit dagegen lässt uns milder urteilen, den anderen eher positiv erscheinen und uns selbst weniger starr an unseren Ansichten festhalten.

Warmes macht großzügig

Auch eine Tasse warmer Tee in der Hand lässt uns fremde Menschen positiver beurteilen. Diesen Effekt haben verschiedene Studien belegt. Die Berührung warmer Gegenstände führt offenbar dazu, dass wir den Charakter anderer Menschen als "wärmer" einschätzen und diese milder beurteilen. Das Berühren von eiskalten Getränken oder Dingen bewirkt das Gegenteil. Also Gästen besser heißen Kaffee als ein kaltes Wasser anbieten!

Am Anfang ist der Tastsinn

Bei der Geburt ist der Tastsinn der Sinn, der am besten entwickelt ist. Bereits in der siebten Schwangerschaftswoche reagieren die Lippen eines Embryos auf Berührungsreize; zu diesem Zeitpunkt ist der Embryo sechs bis 16 Millimeter groß. Bis zur 14. Schwangerschaftswoche sind dann alle Körperregionen für taktile Reize empfänglich. Das Hören, Sehen, Schmecken und Riechen entwickeln sich erst später.

Gesichtsberührungen fürs Gleichgewicht

Wir fassen uns andauernd spontan ins Gesicht – 400 bis 800 Mal am Tag. Bei Stress steigt die Zahl der Selbstberührungen sogar sprunghaft an. Eine Reaktion auf ein emotionales Ungleichgewicht, vermutet der deutsche Haptik-Forscher Martin Grunwald. Eine Gesichtsberührung bringt uns wahrscheinlich wieder ins seelische Gleichgewicht und fördert die Konzentration.

Taucheranzug korrigiert Körperbild

Ein Neoprenanzug verhilft Magersüchtigen zu einem realistischeren Körpergefühl. Diesen Therapieansatz hat der Leipziger Haptik-Forscher Martin Grunwald entdeckt. Bei Magersüchtigen kommunizieren solche Hirnregionen schlechter miteinander, die für das Verarbeiten von Körperbildern zuständig sind. Das führt dazu, dass Magersüchtige sich trotz starkem Untergewicht als zu dick wahrnehmen. Der enge Neoprenanzug übt einen steten Druck auf Haut und Gelenke aus, welcher dem Gehirn Informationen darüber übermittelt, wo der Körper wirklich endet. Das hilft den Trägern, ihren Körper angemessen wahrzunehmen.

Berührung erhöht Trinkgeld

Wenn Kellner oder Kellnerinnen ihre Gäste scheinbar zufällig berühren, bekommen sie mehr Trinkgeld. In einem Versuch von US-amerikanischen Psychologen erhielten Kellnerinnen 37 Prozent mehr Trinkgeld, wenn sie ihre Gäste leicht mit den Fingern an der Hand berührten. Kumpelhaftes Hand-auf-die-Schulter-Legen brachte ein Trinkgeld-Plus von 18 Prozent. Dass Berührungen Menschen großzügiger machen, wird "Midas-Effekt" genannt – nach König Midas aus der griechischen Mythologie, der alles, was er berührte, in Gold verwandelte.

Der Tastsinn kauft mit

Was Menschen beim Berühren als angenehm empfinden, ist auch kulturell geprägt. Japaner empfinden leicht klebrige Flächen als angenehm, während Europäer diese nicht berühren mögen. Der Grund: Sie assoziieren klebrig mit dreckig. Kulturelle Unterschiede existieren auch beim Gefühl im Mund. Deutsche mögen es zum Beispiel, wenn Joghurt cremig ist, Franzosen bevorzugen eher eine krümelige Konsistenz.

Feinfühligkeit steigert Lust auf Sex

Frauen, die sehr sensitiv für Berührungen sind, haben ein höheres sexuelles Verlangen. Sehr sensitive Männer sind beim Sex ausdauernder – jedenfalls geben sie das in Befragungen an. Ob die Selbsteinschätzung der befragten Männer der Realität entspricht, ist allerdings fraglich.

Stand: 10.10.2021, 19:00 Uhr

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