Kopf einer Kanadagans

Vögel

Entenvögel

Die bekanntesten Vertreter der Entenvögel sind Gänse, Enten und Schwäne. Alle Mitglieder dieser Familie haben Schwimmhäute an den Füßen, einen ans Wasserleben angepassten Körperbau und einen zum Teil sehr langen Hals.

Von Harald Brenner

Familienkunde

Vermutlich zähmte der Mensch die Graugans schon vor 5000 Jahren. Damit sind Entenvögel neben Hühnern die am engsten mit dem Menschen verbundene Vogelgruppe. Im Laufe der Zeit kamen viele weitere Arten hinzu, heute leben noch rund 160 verschiedene Arten über den Erdball verstreut. Außer in der Antarktis sind sie auf allen Kontinenten zu Hause.

Schon im Oligozän, vor etwa 23 bis 33 Millionen Jahren, gab es Entenvögel. Das belegen Fossilien aus dieser Zeit.

Der entscheidende Evolutionsschub aber muss eine Erdepoche später im Miozän erfolgt sein. Diese Phase dauerte bis vor etwa fünf Millionen Jahren und sie brachte fast alle heute bekannten Unterfamilien der Entenvögel hervor: Enten, Gänse, Affenenten, Ruderenten, Halbgänse und Pfeifgänse.

Gelbe Pfeifgans im Wasser

Pfeifgänse leben in den Tropen und Subtropen

Schwäne gehören zur Unterfamilie der Gänse. Halbgänse können aufgrund ihrer Gestalt und der genetischen Abstammung weder eindeutig den Enten noch den Gänsen zugeordnet werden und bilden deshalb eine eigene Unterfamilie.

Ähnliches gilt für Affenenten, Ruderenten und Pfeifgänse: Sie weisen charakteristische Merkmale auf, die vom Schema der Gänse und Enten deutlich abweichen.

So gilt zum Beispiel die Ruderente als am besten an das Leben im Wasser angepasst. Sie ist eine Tauchspezialistin und ihre Beine sitzen sehr weit hinten. Das nützt zwar dem Vortrieb im Wasser, wirkt aber beim Landgang ziemlich unbeholfen. Auch ihr breiter und hoher Schnabel unterscheidet sich von dem anderer Enten.

Körpermerkmale

Der lange, breite Körper ist allen Entenvögeln gemeinsam und zeigt die Anpassung an das nasse Element. Diese Körperform erzeugt beim Schwimmen Auftrieb. Auch die Schwimmhäute an den relativ kurzen Füßen gehören zur Grundausstattung und dienen der Fortbewegung im Wasser.

Vor allem Gänse und Schwäne, aber auch manche Enten, besitzen einen langen Hals. Alle Entenvögel können tauchen, aber sie machen es aus unterschiedlichen Gründen: Manche tauchen nur im Notfall, andere wie die Ruderente dagegen zur Nahrungssuche.

Entenvögel sind unterschiedlich groß. Während es die Zwergente nur auf 30 Zentimeter Körperlänge bringt, wird der Trompeterschwan bis zu 1,80 Meter lang und hat eine Flügelspannweite von mehr als zwei Metern.

Zwei fliegende Trompeterschwäne

Eine imposante Erscheinung am Himmel – die großen Trompeterschwäne

Entenvögel bringen zwischen 230 Gramm und 23 Kilogramm auf die Waage. Sie haben einen breiten Schnabel, der am Rand mit Lamellen versehen ist. Damit filtern die Tiere Kleinstlebewesen aus dem Wasser und die Lamellen erleichtern das Festhalten von Beute, zum Beispiel kleinen Fischen.

Das Gefieder ist dicht und muss ständig in Schuss gehalten werden. Wichtig ist das Einölen mittels eines Sekrets aus der Bürzeldrüse, damit die Federn sich nicht mit Wasser vollsaugen. Entenvögel können so bunt sein wie die Stockenten oder auch vorwiegend einfarbig wie viele Gänsearten.

Auffällig ist das farblich zum Teil sehr unterschiedliche Aussehen der Geschlechter, bei dem die Männchen farbenprächtig glänzen, während die Weibchen eher schlicht aussehen.

Mandarinentenpaar

Bei den Mandarinenten unterscheiden sich Männchen und Weibchen stark voneinander

Entenvögel haben im Verhältnis zum Gewicht relativ kurze Flügel. Im Gegensatz zu anderen Vögeln kommen sie daher in der Luft kaum ins Gleiten und müssen ständig ihre Flügel schlagen. Da sie aber sehr kräftig sind, können sie trotzdem lange Strecken zurücklegen. Die Streifengans steigt dazu bis zu 8000 Meter hoch.

Sprichwörtlich ist das "Geschnatter" der Gänse und das Quaken der Enten – Entenvögel sind eben sehr gesprächig. Dabei macht der Trompeterschwan seinem Namen alle Ehre: Mithilfe eines Resonanzkörpers kann er sehr laute Töne von sich geben.

Ernährung

Bei der Ernährung ergibt sich kein einheitliches Bild – zu unterschiedlich sind die Nahrungsvorlieben. Während ausgewachsene Gänse und Schwäne hauptsächlich Pflanzenfresser sind, suchen ihre Jungen nach Insekten und kleinen Krebstieren.

Schwimmenten gründeln: Im flachen Wasser suchen sie den Bodenschlamm nach Essbarem ab. Bevorzugt werden kleine Krebstiere, Wasserinsekten und Wasserpflanzen. Die Löffelente hat sogar so feine Lamellen, dass sie damit Plankton aus dem Wasser filtern kann. Säger mögen es etwas größer: Sie jagen Fische.

Löffelente

Löffelenten haben einen hoch spezialisierten Schnabel

Der Appetit der Entenvögel ist enorm: Eine Tagesration beträgt etwa zehn Prozent des Eigengewichts. Manchmal betätigen sie sich auch als Räuber, indem sie versuchen, Artgenossen die erbeutete Nahrung zu klauen. Pfeifenten sind bekannt dafür, dass sie Tauchenten in dieser Absicht angreifen.

In der Regel werden Entenvögel aber nicht von der eigenen Familie bestohlen, sondern von anderen Vögeln, zum Beispiel von Möwen.

Fortpflanzung

Gänse und Schwäne gehen meistens mit ihrem Partner einen Bund fürs ganze Leben ein. Zwar leben auch die anderen Entenvögel monogam, allerdings nur zeitweise. Sie suchen sich für jede Brutsaison einen neuen Partner.

Der Nestbau ist meist Frauensache, bei den Schwänen hilft aber auch das Männchen mit. Bei den Hühnergänsen baut der Mann sogar alleine. Die meisten Nester sind kleine Kuhlen im Boden, die mit Pflanzen ausgelegt und mit Brustfedern des Weibchens gepolstert werden, die es sich eigens dafür ausreißt.

Architektonisch anspruchsvoller sind Schwanennester, die aus Gräsern, Zweigen und Wasserpflanzen kunstvoll zusammengebaut werden.

Schwanennest im Schilf

Schwanennester sind imposante Gebilde

Schwimm- und Tauchenten legen bis zu 13 Eier, Gänse und Schwäne nur vier bis fünf. Die Brutzeit beträgt zwischen 22 und 40 Tage, am längsten dauert es bei den Schwänen.

Die Gänse der Arktis sind am schnellsten mit dem Brüten fertig. Aufgrund der extremen Lebensbedingungen können sie sich keine lange Brutzeit leisten.

Als besonders pfiffig erweist sich die Kuckucksente, die gar kein eigenes Nest baut, sondern ihre Eier in die Nester anderer Enten legt.

Die Jungen können schon kurz nach dem Schlüpfen laufen und schwimmen, machen das aber in den ersten Wochen unter der Aufsicht der Eltern. Die sind vollauf damit beschäftigt, den Nachwuchs zu bewachen und ihm geeignete Nahrungsquellen zu zeigen.

Bei Paaren, die sich jedes Jahr neu finden, ist das Weibchen für die "Ausbildung" zuständig. Bei den anderen übernehmen beide Elternteile diese Aufgabe. Die Elternbindung dauert einige Wochen, kann aber zum Beispiel bei Graugänsen wesentlich länger andauern.

Die Lebenserwartung von Entenvögeln ist erstaunlich gering: Rund 50 Prozent sterben vor dem Erreichen der Geschlechtsreife, werden also nicht einmal ein Jahr alt. Im Durchschnitt erreichen Enten ein Lebensalter von zwei bis drei Jahren, Gänse bringen es auf fünf. Schwäne werden im Durchschnitt immerhin 20 Jahre alt.

Nilganspaar mit Küken

Bei Nilgänsen betreuen beide Elternteile den Nachwuchs

Quelle: SWR | Stand: 25.03.2020, 16:30 Uhr

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