Igel in Gefahr

01:08 Min. Verfügbar bis 02.11.2024

Insektenfresser

Probleme für den Igel

Um den Nahrungsmangel im Winter zu überstehen, halten Igel Winterschlaf. Dafür senken sie ihre Körpertemperatur sowie ihre Herz- und Atemfrequenz extrem ab.

Von Jürgen Kleinschnitger

Klimawandel stört den Winterschlaf

Im Winterschlaf wird der Stoffwechsel der Igel etwa 100-mal langsamer, sodass die Tiere das Atmen bis zu zwei Stunden einstellen können. Perfekte Voraussetzungen, um durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Vorausgesetzt, der Igel hat sich genug Reserven angefuttert und kann den Winter tatsächlich durchschlafen.

Igel beginnen ihren Winterschlaf, wenn die Temperaturen über einen längeren Zeitraum unter sechs Grad Celsius liegen. In den vergangenen Jahrhunderten war das meist ab Ende Oktober der Fall. Doch der Klimawandel macht den Tieren Probleme: Seit einigen Jahren stellen Forscher fest, dass Igel ihren Winterschlaf immer früher unterbrechen, wenn die Temperatur dauerhaft über mehr als sechs Grad liegt.

In den Jahren 2007 und 2008 beispielsweise hatten die meisten Igel wegen der hohen Temperaturen bereits Ende Januar ihren Winterschlaf beendet. Das Problem: Im wachen Zustand verbrauchen Igel innerhalb von nur zwei Wochen den Speck, der im Winterschlaf für die gesamte kalte Jahreszeit reichen sollte.

Junger Igel

Im Herbst genug Winterspeck angefressen?

Weil die Stacheln nicht vor Kälte schützen, verbrennen die Tiere enorme Mengen ihrer gespeicherten Fettreserven, und neue Nahrung finden sie so früh im Jahr kaum. Erneute und plötzliche Wintereinbrüche bedeuten für sie den Tod.

Ein Problem, das nicht nur Igel betrifft: Steigen die Temperaturen, so warnen Experten, geraten biologisch fein abgestimmte Verhaltensweisen aus den Fugen. Schätzungen gehen davon aus, dass das in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten zu einem Verlust von 5 bis 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten führen wird.

Rund ein Dutzend Fledermäuse beim Winterschlaf. Dicht aneinandergedrängt hängen sie kopfüber an einer Höhlendecke in der Normandie, Frankreich.

Auch Große Hufeisennasen halten Winterschlaf

Andere Gefahren für den Igel

Droht Gefahr, dann rollt sich der Igel einfach zusammen. Seine bis zu 8000 Stacheln schützen ihn vor allen möglichen Feinden. Eine Wunderwaffe, mit der er es schafft, selbst große Tiere zu vertreiben. Doch was im natürlichen Lebensraum ein perfekter Schutz ist, ist bei Rasenmähern oder Autos das Todesurteil für den Igel: Die Zahl der durch Gartengeräte und Straßenverkehr getöteten Igel steigt ständig.

Daher gehört der Igel zu den Sorgenkindern der Biologen: Obwohl er eine der ältesten Säugetierarten der Erde ist, wird sein Überleben in den vergangenen Jahren auf eine harte Probe gestellt. Igel-Auffangstationen pflegen Jahr für Jahr immer mehr verletzte Tiere.

Igel sind eigentlich in ganz Deutschland heimisch. Die einzigen Ausnahmen bilden die kleinen Nordseeinseln. Dort können die eingeschleppten Stacheltiere große Schäden anrichten.

In vielen Gegenden ist der Igelbestand bedroht

Hilfe für den Igel

Wer Igeln helfen will, muss nicht gleich eine Igel-Auffangstation gründen. Gartenbesitzer können den Igeln mit ein paar Vorkehrungen helfen: Da Igel weniger im Wald als vielmehr lieber auf Wiesen und in Gärten unterwegs sind, kann ein igelfreundlicher Garten den Tieren das Überleben sichern und sie dabei unterstützen, im Sommer und Herbst die wichtigen Winterreserven anzufuttern.

  • Durchgang zu anderen Gärten ermöglichen: Igel legen Tagesmärsche von bis zu drei Kilometern zurück, um sich das nötige Fettpolster für den Winter anzufuttern. Ein Durchgang zu anderen Gärten ermöglicht den Igeln ihre Streifzüge: Gut geeignet sind Hecken und Lattenzäune. In grobmaschigem Draht verfangen sich Igel wegen ihrer Stacheln schnell. Drahtzäune sollten zudem nicht bis auf den Boden reichen.
  • Nur einen Teil des Gartens mähen: Im Gras finden Igel Insekten. Deshalb sollte an den Gartenrändern, unter Gebüsch und Hecken am besten nicht gemäht werden, um einen naturnahen Lebensraum zu behalten.
  • Vorhandene Unterschlüpfe nutzen: Igel lieben dichte Hecken, Büsche, Reisig-, Laub- und Komposthaufen, Hohlräume unter Holzstapeln oder alten Baumwurzeln.
  • Keine Chemie im Garten einsetzen: Pflanzenschutzmittel und Unkrautvernichter töten Insekten, weshalb Igel keine Nahrung mehr finden. Verwenden Sie außerdem statt eines Kunstdüngers lieber Komposterde, Rindenmulch, Gesteinsmehl und ähnliche natürliche Dünger. Die erfüllen den gleichen Zweck und schaden nicht der Tierwelt.
  • Wasserstellen einrichten: Ein kleiner Gartenteich mit flach auslaufendem Uferbereich rettet Igel in trockenen Sommern vor dem Verdursten. Kleiner geht es auch: Täglich frisches Wasser in flachen, standfesten Schalen erfüllt denselben Zweck.

(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 04.03.2020)

Quelle: WDR

Darstellung: