Weinhang an der Mosel.

Flüsse und Seen

Mosel

Die Mosel-Region ist geprägt vom Weinbau – und vom Fluss als wichtiger Wasserstraße, auf der sich reger Güter- und Personenverkehr bewegt.

Von Alfried Schmitz

Von der Quelle bis zur Mündung

Als "la Moselle" entspringt der Fluss in den ostfranzösischen Vogesen. Am Col de Bussang liegt die mit behauenen Granitplatten eingefasste Quelle des Flusses, der hier, auf 735 Meter Höhe, noch ein ärmliches Rinnsal ist. Doch auf ihrem Weg bis zum Rhein wird die Mosel von vielen Nebenflüssen mit Wasser gespeist.

Dazu gehören Moselotte, Dhron, Sauer, Saar und Ruwer. Mit den beiden letztgenannten bildet der Fluss ein bekanntes deutsches Weinbaugebiet. Aber bevor die Mosel Deutschland erreicht, fließt sie zunächst einmal durch Lothringen. In Toul verlässt sie ihr altes Flussbett, das ehemals zur Maas führte.

Ab Thionville ist "la Moselle" für große Schiffe befahrbar. Allerdings musste der durchgängige Wasserverkehr an manchen Stellen durch Stau- und Hebewerke möglich gemacht werden. Nach 278 Kilometern durch Frankreich trifft die Mosel im Dreiländereck auf Luxemburg und Deutschland. Zwischen diesen beiden Ländern bildet sie für 36 Kilometer die natürliche Grenze.

Die alte Römerstadt Trier ist die erste wichtige Station auf deutschem Boden. Ab hier trennt die Mosel Eifel und Hunsrück voneinander, bis sie bei Koblenz in den Rhein mündet. Von ihrer Quelle bis zur Mündung hat die Mosel einen Höhenunterschied von fast 700 Metern überwunden.

Trier – Römermetropole an der Mosel

Die Mosel gilt als eine der abwechslungsreichsten und schönsten Flussregionen in Mitteleuropa. Unterteilt wird sie in drei Abschnitte. Die Obermosel reicht vom französischen Gebiet bis Trier. Von dort bis Cochem spricht man von der Mittelmosel. Von da an, bis zur Rheinmündung bei Koblenz, trägt die Region die Bezeichnung Unter- oder auch Terrassenmosel, weil in diesem Abschnitt der Weinanbau auf terrassenförmigen Flächen betrieben wird.

Ihren Namen bekam die Mosel von den Kelten, die in der Region ab 500 vor Christus erste Siedlungen errichteten. Sie nannten den Fluss Mosea. Den wichtigsten Keltenstamm bildeten die Treverer. Als die Römer unter Cäsar in den gallischen Kriegen immer weiter vorrückten, besetzten sie auch die Moselregion und gliederten das eroberte Gebiet in die römische Provinz Gallia Belgica ein.

Den keltischen Namen für den Fluss, der ihnen als wichtige Schifffahrtsstraße diente, und dessen Uferzonen ihnen als Weinanbaugebiete wie geschaffen schienen, latinisierten sie in Mosella.

Nach anfänglicher Auflehnung und vielen Kämpfen zwischen Römern und Treverern unterwarf sich der keltische Stamm schließlich den Eroberern. Die wichtigste Moselmetropole der Römer wurde Trier, von Kaiser Augustus als "Augusta Treverorum" im Jahre 16 vor Christus gegründet. Trier gilt damit als älteste Stadt auf deutschem Boden, was viele steinerne Zeugnisse aus römischer Zeit belegen.

Die Apsis in der Fassade der ehemaligen römischen Kaiserthermen.

Reste der Kaiserthermen in Trier

Weinregion und Wasserstraße

Unter römischer Herrschaft entstanden viele Kelterbetriebe für die Herstellung von Wein, aber auch wichtige Manufakturen und landwirtschaftliche Betriebe, die Villae Rusticae. Reste solcher römischer Ansiedlungen, Höfe und Betriebe, findet man heute entlang der Mosel in großer Zahl.

Die Römer nutzten den Fluss als wichtige Wasserstraße, die es ihnen ermöglichte, Truppen, Wein und Waren weit in den Norden zu transportieren. Dazu gehörte auch der Moselschiefer, mit dem die Römer die Dächer ihrer Häuser deckten.

Mit den Produkten aus Agrarbetrieben und Manufakturen sollten nicht nur die weiter nördlich gelegenen Legionen und Siedlungen versorgt werden, mit ihnen wurde auch reger Handel mit befreundeten Gallier- und Germanenstämmen betrieben.

Für die Römer hatte die Mosel auch eine große strategische Bedeutung. Der Fluss war eine sichere Grenze zu den noch nicht eroberten germanischen Gebieten. Für die Germanenstämme war die breite Mosel ein fast unüberwindbares Hindernis. Die Römer, als Meister der Baukunst, errichteten von ihrer Seite aus gut gesicherte Brücken, die über die Mosel führten. In Trier ist eine dieser Römerbrücken noch erhalten.

Das Neumagener Weinschiff

Die Nachbildung eines römischen Weinschiffes, das – in Stein gehauen – ein Römergrabmal bei Neumagen schmückte, ist ein wichtiger archäologischer Hinweis auf die Nutzung der Mosel als Wasserstraße. Mit solchen Galeeren befuhren die Römer den Fluss.

Die römischen Schiffe hatten eine Länge von bis zu 50 Metern, einen Tiefgang von nur 40 Zentimetern und verfügten über eine Zuladungsmöglichkeit von sechs Tonnen. Mit der Strömung wurden diese Galeeren von einer Rudermannschaft angetrieben, gegen die Strömung mussten sie getreidelt, also vom Ufer aus mit Seilen gezogen werden.

Vom Mittelmeer kommend, konnten die Römer die Flüsse Rhône und Saône befahren. Richtung Norden nutzten sie die Mosel und den Rhein als durchgängige Wasserstraßen. Da es jedoch keine Wasserverbindung zwischen der Saône und der Mosel gab, mussten die Schiffe bei einem Zwischenstopp entladen werden.

Erst nach einem beschwerlichen Landweg über die Vogesen konnten Truppen, Waffen und Güter bei Epinal wieder den Weg per Schiff über die Mosel antreten. Durch den Bau eines Kanals wollten die Römer dieses Transportproblem lösen. Vollendet wurde das Projekt jedoch nicht. Die einfallenden Germanen machten den Römern einen Strich durch die Rechnung.

Eine in Stein gemeißelte römische Galeere mit Besatzung und großen Weinfässern an Bord.

Das Neumagener Weinschiff

Güterverkehr im großen Stil

Im 17. Jahrhundert wurde die Idee, die Saône mit der Mosel zu verbinden, wieder aufgegriffen. Der französische Festungsbauer Vauban legte einen Plan vor, der die Flüsse im Osten Frankreichs mit denen im Süden verbinden sollte. Verwirklicht wurde das Projekt aber erst nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871.

Die deutschen Besatzer begannen 1874 mit dem Bau eines Verbindungskanals. Zehn Jahre später wurde der Ost-Kanal für die Schifffahrt freigegeben. Allerdings machten unterschiedliche Wassertiefen und die Höhenunterschiede einzelner Abschnitte der Güterschifffahrt große Probleme.

Erst 1962 wurden alle Voraussetzungen geschaffen, um die Mosel als Großschifffahrtsstraße durchgängig befahrbar zu machen. Staustufen mussten gebaut und das Flussbett ausgebaggert werden, sodass eine Fahrrinne von 40 Metern Breite und 2,90 Metern Tiefe entstand.

Beschlossen wurde dieses Großprojekt durch die Moselkommission, eine Institution, die 1956 per Vertrag zwischen Frankreich, Luxemburg und Deutschland begründet wurde.

Die Moselkommission legt jährlich Statistiken über die Nutzung der Mosel als Gütertransportweg vor. 2019 passierten demnach rund 9,5 Millionen Gütertonnen den Kontrollpunkt bei Koblenz, wo Mosel ein- und ausfahrende Schiffe erfasst werden.

Im Vordergrund ist der Lauf des Rheins zu sehen, der eine leicht bräunliche Färbung hat. Am sogenannten Deutschen Eck, mit dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I., fließt die Mosel in den Rhein. Sie hat eine bläuliche Wasserfärbung.

Die Moselmündung bei Koblenz

(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 22.09.2020)

Quelle: WDR

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