Rund um eine große Meeresbucht drängen sich die Wolkenkratzer von Singapur.

Staudämme

Singapurs Stausee mitten in der Stadt

Die Millionenstadt Singapur ist von untrinkbarem Salzwasser umgeben. Doch um große Mengen Regenwasser zu sammeln, fehlte in der Metropole lange der Platz. Ein Stausee mitten im Stadtzentrum brachte Abhilfe.

Von Marika Liebsch

Keine Wasserimporte mehr aus Malaysia

Lange bekam Singapur den größten Teil seines Trinkwassers vom Nachbarn Malaysia. So flossen täglich Millionen Liter Wasser über Pipelines von der malaysischen Halbinsel in den Inselstadtstaat Singapur.

Die Abhängigkeit vom Nachbarn war enorm und belastete die ohnehin konfliktreichen Beziehungen zwischen den beiden Staaten sehr. Singapurs größtes Ziel war es, seine Bevölkerung – unabhängig von Malaysia – ausreichend mit Trinkwasser zu versorgen. Mit dem Stausee "Marina Barrage" ist dieses Ziel erreicht. Ein Projekt der Superlative.

Ein Fluss wird zum See

Von 2005 bis 2008 wurde an dem Stausee gebaut. An der Mündung zum Meer riegelt ein 350 Meter langer Damm aus Beton und Stahl den großen Fluss Singapur River vom Meer ab. Über neun bewegliche Stahltore in der Mauer wird der Wasserstand gesteuert.

Durch die Abriegelung des Flusses vom Meer entstand allmählich ein riesiger Süßwassersee, der zusätzlich große Mengen Regenwasser aufnehmen kann. Aus diesem Süßwasserreservoir werden Singapurs Einwohner seit 2010 mit Trinkwasser versorgt.

Blick auf die Großbaustelle von Marina Barrage in Singapur im Juni 2009. Die Baustelle grenzt direkt an den Business District von Singapur City.

Im Juni 2009 war Marina Barrage noch eine Großbaustelle

Damm mit Sicherheitssystem

Das Südchinesische Meer ist bekannt für häufige Stürme und Flutwellen – ein hohes Risiko angesichts eines Stausees, der in unmittelbarer Nähe einer Großstadt liegt. Kleine Flutwellen werden zwar von der Staumauer abgehalten, aber eine große Flutwelle könnte zu einer Überflutung des Stausees führen.

Diese Gefahr haben die Bauherren von Marina Barrage einkalkuliert: Neun gewaltige Stahlpumpen sind in einem Gebäude neben der Staumauer installiert. Jede Pumpe ist so groß wie ein Passagierflugzeug und kann in weniger als einer Minute die Wassermenge eines olympischen Schwimmbeckens wegpumpen.

Läuft der See zu voll – sei es durch zuviel Wasser aus dem Fluss, Niederschlägen oder einer Flutwelle vom Meer –, springen die Pumpen an und befördern überschüssiges Wasser ins Meer. So soll Singapur vor einer Überflutung geschützt werden.

Einen absoluten Schutz für das Trinkwasser gibt es nicht. Sollte tatsächlich eine sehr große Flutwelle über die Staumauer schwappen, würde das Süßwasser des Sees versalzen. Es müsste dann abgepumpt und durch nachfließendes Flusssüßwasser ersetzt werden.

Das Meer wird zur Quelle

Der Stausee ist nur ein Teil des großen Wasserprojektes in Singapur. Zur Unabhängigkeit vom Trinkwasserlieferanten Malaysia reicht der Stausee alleine nicht aus. Deshalb plant und baut die Wasserbehörde in Singapur zusätzlich die größte und modernste Entsalzungsanlage Asiens. Durch ein neuartiges Umkehr-Osmose-Verfahren kann Salzwasser fast vollständig in Trinkwasser verwandelt werden.

Die Großbaustelle Marina Barrage in der Dämmerung.

Großbaustelle Marina Barrage in der Dämmerung

(Erstveröffentlichung: 2007. Letzte Aktualisierung: 30.08.2019)

Quelle: WDR

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