Polizeihund

Hunde

Polizeihunde

Seit mehr als 100 Jahren begleiten Hunde in Deutschland Beamte im Polizeidienst – schließlich sind sie dem Menschen in vielen Bereichen überlegen.

Von Georg Hentschel

Zunächst nahmen Polizisten ihre privaten Hunde mit auf Streife. 1896 war Hildesheim die erste Stadt, die zwölf Polizeihunde mit zu den Nachtwachen schickte. Heute werden in Deutschland Tausende Hunde bei der Polizei eingesetzt. Allein die Bundespolizei beschäftigt etwa 500 Diensthunde.

Der "übersinnliche" Hund

Der Hund kann viel besser riechen als der Mensch. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass er zum Beispiel Buttersäure eine Million mal besser wahrnehmen kann als wir.

Das eigentliche Riechorgan des Hundes ist die Nasenschleimhaut. Sie hat bei einem ausgebildeten Hund eine Fläche von durchschnittlich 151 Quadratzentimetern, beim Menschen dagegen nur etwa 50 Quadratmillimeter.

Die Schleimhaut ist beim Hund etwa 0,1 Millimeter dick, beim Menschen nur 0,006 Millimeter. In der Riechschleimhaut des Hundes befinden sich etwa 220 Millionen Riechzellen, beim Menschen sind es nur etwa fünf Millionen.

Ein Labrador-Personenspürhund beschnüffelt die Kamera des Fotografen.

Ein Tier mit ausgeprägten Sinnen

Besonders hilfreich für seine Arbeit bei der Polizei ist, dass der Hund ein Duftgemisch selektiv wahrnehmen kann. Das heißt, er kann Teilkomponenten analysieren, diese Duftinformationen im Gedächtnis speichern und später sicher wiedererkennen. Deswegen nimmt das Riechhirn des Hundes im Vergleich zum Menschen einen relativ großen Teil des Hirnvolumens ein.

Auch das Gehör des Hundes ist außergewöhnlich gut. Ein Hund kann Schwingungen im Ultraschallbereich bis zu 40.000 Hertz wahrnehmen. Die Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen endet bei etwa 20.000 Hertz. Selbst sogenannten Infraschall unter 16 Hertz, den Menschen nicht mehr hören, kann der Hund noch registrieren.

Die beweglich angeordneten Ohrmuscheln des Hundes lassen ihn Geräuschquellen mit einer Abweichung von höchstens ein bis zwei Prozent orten. Die gleiche Geräuschquelle würde der Mensch ziemlich sicher verfehlen.

Mit diesen Fähigkeiten stellt der Hund nicht nur den Menschen, sondern auch jede bisher entwickelte Technik weit in den Schatten. Deswegen ist er ideal für die Arbeit bei der Polizei.

Die Ausbildung eines Polizeihundes

Die meisten Hunde werden von der Polizei im Alter von ein bis zwei Jahren gekauft. Unter 100 Hunden findet sich bei der Eingangsprüfung maximal einer, der für den Polizeidienst tauglich ist. Vor allem auf Mut kommt es an.

Der Hundeführer muss sich auf seinen Hund genau wie auf einen menschlichen Kollegen verlassen können. Der Hund lernt bei der Ausbildung, dass er einen Menschen, der ruhig stehenbleibt und nicht wegläuft, nur verbellen und keinesfalls angreifen darf.

Ein Polizist bildet einen Deutschen Schäferhund aus.

Die Grund­aus­bil­dung dau­ert 70 Tage

Ein Polizeihund wird durch seinen eigenen Hundeführer unter Anleitung eines sogenannten Abrichtelehrers ausgebildet. Die Grundausbildung dauert etwa 70 Tage.

Sie beinhaltet das gezielte Aufspüren von Beweismitteln, das Verfolgen von Täterfährten, das Aufspüren von versteckten Personen, die Verfolgung und das Festhalten flüchtender Täter, die Abwehr von Angriffen auf den eigenen Hundeführer sowie unterschiedliche Gehorsamsübungen.

Jeder Polizeidiensthund wird zum Abschluss seiner Ausbildung nach den Vorschriften einer Prüfungsordnung getestet. Diese Prüfung wiederholt sich jedes Jahr.

Nach der Ausbildung besteht zwischen Polizeihund und Hundeführer ein enges Vertrauensverhältnis. Der Hund wohnt in der Familie seines "Herrchens", des sogenannten Polizeidiensthundführers. Futter und Tierarztkosten bezahlt die Polizeibehörde. Wird ein Hund "pensioniert", verbringt er seinen Lebensabend in aller Regel auch in dieser Familie.

Schützen, abwehren, bellen

Polizeihund ist nicht gleich Polizeihund. Es gibt Spezialisten für unterschiedliche Aufgaben. Der normale Schutzhund begleitet seinen Hundeführer während des täglichen Dienstes. Er schützt ihn vor Angreifern und hilft bei der Suche nach Straftätern.

Den Schutzhund zeichnet aus, dass er besonders gut riechen kann, schnell ist und sich gut zur Wehr setzen kann. Er stellt und verbellt fliehende Täter und sucht nach vermissten Kindern oder anderen hilflosen Personen.

Spürhunde

Hunde, die einen besonders ausgeprägten Spiel- und Beutetrieb haben, können nach ihrer Grundausbildung zum Spürhund ausgebildet werden. Diese Ausbildung dauert ungefähr drei Monate. In der Gewöhnungsphase werden Rauschgift, Sprengstoff oder andere Geruchsproben so verpackt, dass der Hund gefahrlos damit spielen kann.

Eine Polizeibeamtin sucht mit ihrem Hund an einem Parkplatz nach Spuren.

Hunde können helfen, Tatverdächtige oder Vermisste zu finden

Über das Spiel gewöhnt sich der Hund an den Geruch des verpackten Gegenstandes und bringt diesen immer mehr mit dem Spielzeug in Verbindung. Im weiteren Verlauf der Ausbildung wird der Hund mit allen möglichen Verstecken vertraut gemacht, damit er möglichst viele Situationen, die im Einsatz auf ihn zukommen können, schon einmal erlebt hat.

Der Spürhund der Polizei kann praktisch an jedem Ort, bei jeder Witterung und bei allen Lichtverhältnissen eingesetzt werden. Selbst an kaum zugänglichen Orten leistet er wertvolle Dienste. Von Tätern verwendete Mittel wie Sprays oder Reizstoffe können die empfindliche Hundenase nicht täuschen.

Selbst in Folie oder Gummi eingeschweißte Stoffe nimmt er wahr. Allerdings kann ein Spürhund nicht für alle Aufgabengebiete der kriminalistischen Arbeit eingesetzt werden. Deswegen gibt es auch unter den Spürhunden Spezialisten.

Rauschgiftspürhunde

Während seiner Ausbildung lernt der Rauschgiftspürhund alle bekannten natürlichen und synthetischen Drogen kennen. Die Ausbildung baut auf dem ausgeprägten Spiel- und Beutetrieb des Hundes auf. In einem Spielgegenstand werden Rauschgiftpräparate versteckt, die für den Hund nur über den Geruch wahrnehmbar sind.

Ein Rauschgiftspürhund übt mit seinem Hundeführer das Aufspüren von Drogen an einem Fahrzeug.

Ein Rausch­gift­spür­hund im Ein­satz

Durch Spiel- und Suchübungen merkt der Hund, dass er sich bei Witterung von bestimmten Duftmolekülen durch Kratzen oder Beißen an einem Rauschgiftversteck seinen Spielgegenstand erarbeiten kann.

Fährtenhunde

Die Ausbildung von Fährtenspürhunden zielt darauf ab, den Hund an unübersichtlichen Tatorten kleine verborgene Beweismittel aufspüren zu lassen. Dabei richtet sich der Hund nach dem menschlichen Geruch, der einem Gegenstand anhaftet.

Außerdem wird er darauf konditioniert, die Fährte eines Täters zu verfolgen. Besonders gut funktioniert dies in der Natur. Ein Mensch verletzt mit jedem Tritt den Boden oder die Vegetation. Für Hunde verursachen diese Verletzungen gut wahrnehmbare biochemische Prozesse.

Geruchsspuren-Vergleichs-Hunde

Mit Hilfe des Geruchsspuren-Vergleichs-Hundes prüft die Polizei, ob Geruchsspuren an Beweismitteln einem Tatverdächtigen zuzuordnen sind. Da jeder Mensch ein individuelles Geruchsbild hat, kann dieser Geruch durch alle Körperausscheidungen (Schweiß, Blut und so weiter) auf Gegenstände übertragen und nachgewiesen werden.

Erkennt der Hund einen Straftäter durch seinen Geruch wieder, hat das die Beweiskraft einer Fotografie vom Täter. Um die Sicherheit dieses Verfahrens zu erhöhen, werden für jeden Fall drei Spürhunde eingesetzt, die unabhängig voneinander zum gleichen Ergebnis kommen müssen.

Sprengstoffspürhunde

Sprengstoffspürhunde werden an gewerblichen und militärischen Sprengstoffen, Waffen und Munitionen ausgebildet. Sie zeigen ihrem Führer an, dass sie spezifische Duftmoleküle wahrgenommen haben.

Vergleichende Übungen mit technischen Sprengstoffdetektoren haben gezeigt, dass Hunde Sprengstoff schneller und sicherer lokalisieren können. Besonders erfolgreich war bisher der Einsatz von Sprengstoffhunden bei der Suche nach Tatwaffen, Projektilen und Hülsen.

Ein Zollhund durchschnüffelt den Innenraum eines Autos.

Schnel­ler als De­tek­to­ren

Leichenspürhunde

Leichenspürhunde zeigen ihrem Führer durch Kratzen und Beißen an, dass hier ein Leichnam sein muss oder zumindest war. So ist es möglich, den Kofferraum eines Fahrzeuges, in dem eine Leiche transportiert wurde, einwandfrei zu identifizieren, auch wenn dieser nach dem Transport gründlich gereinigt wurde.

Leichenspürhunde können auch aufsteigende Gase durch Leichen oder Leichenteile wahrnehmen, die sich in einem Gewässer in Ufernähe befinden.

Quelle: SWR | Stand: 26.02.2020, 12:00 Uhr

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