Neugierig guckt eine Europäische Sumpfschildkröte in die Kamera des Fotografen.

Schildkröten

Europäische Sumpfschildkröte

Die meisten Schildkrötenarten leben in den Tropen oder Subtropen. In nördlichen Regionen werden sie seltener. Nur eine Art ist bis in den Norden Deutschlands vorgedrungen: die Europäische Sumpfschildkröte.

Von Christiane Gorse

Die Geschichte der Sumpfschildkröte

Noch vor 100 Jahren war die Europäische Sumpfschildkröte weit verbreitet. Doch inzwischen ist sie so selten, dass sie aus unserem Bewusstsein als einheimische Tierart fast verschwunden ist.

Als Wasserschildkröte wurde die Europäische Sumpfschildkröte im Mittelalter noch zu den Fischen gezählt. Seit dem 16. Jahrhundert gehörte die Europäische Sumpfschildkröte in deutschen Klöstern neben Fisch zu den beliebtesten Fastenspeisen. Massenweise wurde sie gefangen und auf Märkten angeboten.

Aber nicht nur die einheimische Sumpfschildkröte wurde verzehrt, sondern auch fremde, beispielsweise aus Venetien stammende Tiere, die extra importiert wurden. Geliefert wurden sie lebend und so vermischten sich die Arten. Noch heute kann man mit Gentests nachweisen, dass die meisten in Deutschland frei lebenden Sumpfschildkröten fremde Ursprünge haben.

Lebensraum Sumpf

Nicht nur die Kreuzung der Arten hat dazu geführt, dass die Europäische Sumpfschildkröte heute kaum noch zu finden ist. Ihr natürlicher Lebensraum kommt immer seltener vor. In den vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten wurden viele Sümpfe trockengelegt, Flüsse und Teiche begradigt und versandet, die ursprüngliche Landschaft durch Straßen zerteilt.

Wie viele andere Schildkröten legt auch die Europäische Sumpfschildkröte ihre Eier bevorzugt am Ort ihrer Geburt ab. Werden diese Orte zerstört oder verändert, hat dies starken Einfluss auf die Nachkommenschaft.

Selbst wenn die Sumpfschildkröte Eier gelegt hat, ist der Nachwuchs noch gefährdet – schwere Maschinen in der Landwirtschaft zerstören immer wieder Gelege. Die Europäische Sumpfschildkröte findet kaum noch den Lebensraum, den sie braucht.

Eine Europäische Sumpfschildkröte mitten zwischen Kräutern in der Natur.

Die Tiere finden kaum noch geeigneten Lebensraum

Zuchtprojekt als Rettungsmaßnahme

Vor Jahren entdeckten Forscher die letzten frei lebenden, reinrassigen Sumpfschildkröten in der Uckermark in Brandenburg. Seitdem werden die Schildkröten genau beobachtet: Wo genau leben sie, wo legen sie ihre Eier ab, wann paaren sie sich? Heute weiß man, dass die Tiere mit 15 Jahren geschlechtsreif werden.

Immerhin 20 bis 30 Prozent weichen von den auch hormonell festgelegten Wanderwegen ab und legen ihre Eier nicht am Ort ihrer Geburt ab, sondern an neuen Plätzen. Mit den gesammelten Erkenntnissen konnte man die Tiere und ihren Nachwuchs besser schützen. Der Erfolg blieb nicht aus: Die Population ist stabil und steigt langsam an.

(Erstveröffentlichung 2007, letzte Aktualisierung 06.11.2017)

Quelle: SWR

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