Ein Fischer betrachtet einen ölverschmierten toten Kalifornischen Grauwal

Handelsschifffahrt

Risiko Tanker

1989 erschütterte ein Unfall eine ganze Schifffahrtsindustrie: die Havarie des Öltankers "Exxon Valdez" im Golf von Alaska. Fast 40.000 Tonnen Rohöl flossen damals ins Meer. Trotz ruhiger See wurde tagelang nichts unternommen, weil es keine schnell einsatzfähigen Schiffe gab.

Von Jürgen Kleinschnitger

Die Natur leidet immer noch

Niemand schien mit einer solchen Katastrophe gerechnet zu haben. Wenige Tage später verteilte ein Sturm das Rohöl und es entstand ein etwa 70 Kilometer langer Ölfilm. Umweltschützer schätzen, dass mehr als 250.000 Seevögel, 3500 Seeotter, 300 Robben und 22 Schwertwale durch das Öl starben.

Das Öl aus der "Exxon Valdez" findet sich bis heute im Meer und an den Küsten Alaskas. An vielen Stellen ist es mit bloßem Auge zu sehen. Es sei so giftig wie unmittelbar nach dem Unfall, sagen die Umweltschützer von Greenpeace.

Der Grund: Die Bakterien, die im Meer das Öl abbauen, arbeiten in den arktischen Gewässern langsamer als in den warmen Meeresregionen. So belastet das Öl bis heute den Meeresboden.

Darunter leiden viele Bodentiere wie Schnecken und Krebse, deren Bestände stark geschrumpft sind. Sie dienen anderen Meeresbewohnern jedoch als Futter.

Bis heute sind die Fischbestände in Südalaska daher stark dezimiert. Das liegt zum einen an dem Mangel an Nahrung, zum anderen sind die Laichgründe im Prinz-William-Sund durch das Öl stark verschmutzt. Laut Greenpeace weisen Studien darauf hin, dass das Öl bis heute das Erbgut von Heringen und Lachsen schädigt und in der Folge zu Missbildungen führt.

Luftbild: Ölspuren im Meer. Im Zentrum des Bildes ist eine schwimmende Barriere zu sehen

Ölkatastrophe vor der Küste Alaskas (1989)

Doppelhüllentanker für mehr Sicherheit

Seit dem Unglück hat ein Umdenken stattgefunden. Seit 1996 müssen alle neuen Tanker, deren Transportgewicht 5000 Tonnen übersteigt, mit einer Doppelhülle ausgestattet sein. Das hat die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) nach dem Unfall der Exxon Valdez beschlossen. Die Doppelhüllentanker haben eine zweite Außenhülle, die verhindern soll, dass nach einem Zusammenstoß Öl ausläuft.

1999 folgte eine weitere Verschärfung, nachdem der Öltanker "Erika" vor der bretonischen Küste verunglückt war. Die IMO beschloss, dass ab 2015 nur noch Öltanker mit doppelwandigen Außenhüllen die Weltmeere befahren dürfen. Bis dahin mussten die Reeder ihre alten Tanker umgerüstet haben.

Auch im Prinz-William-Sund wird für mehr Sicherheit gesorgt. Die Schiffe, die Öl geladen haben, dürfen nur noch mit Lotsen und bei geringer Geschwindigkeit durch die Bucht fahren. Zudem wird während der Fahrt eine Ölsperre um das gesamte Schiff gelegt. Diese soll im Ernstfall verhindern, dass sich das Öl unkontrolliert ausbreitet.

Doch so sehr die Technik und einige Richtlinien verbessert wurden – die meisten Schiffsunfälle sind auf menschliches Versagen zurückzuführen. Umweltschützer fordern daher, die Ausbildung der Besatzung zu verbessern, damit es gar nicht erst zu Unfällen kommt.

Der Schiffsdiesel belastet die Umwelt

Ob Luxus-Kreuzfahrtschiff oder Tanker: Schiffe fahren meist mit Schweröl (auch Schiffsdiesel genannt). Die tiefschwarze und zähe Flüssigkeit, die an Nougatcreme erinnert, enthält viele umweltschädliche Stoffe.

Die Schweröle sind Reste aus den Raffinerien. Diese produzieren aus dem Rohöl brennbare Gase und vor allem Kraftstoffe wie Benzin, Diesel und Kerosin. Sie filtern dabei zahlreiche Schadstoffe heraus, darunter Schwermetalle und Schwefel. Zurück bleibt das Schweröl, das einen Großteil der umweltschädlichen Substanzen enthält, die ursprünglich im Rohöl waren.

Großaufnahme einer Hand, die eine schwarze Flüssigkeit aus einem Glas ausgießt

Schweröl ist tiefschwarz, zähflüssig und enthält zahlreiche Schadstoffe wie Schwefel

Wird der Schiffsdiesel verbrannt, werden die darin enthaltenen Schadstoffe in die Luft befördert. Die Reeder kaufen das Schweröl von den Raffinerien als billigen Kraftstoff. Die Ölkonzerne müssen die problematischen Bestandteile im Schweröl nicht herausfiltern und nachher als Sondermüll entsorgen. Die Umweltschützer bezeichnen die Schiffsmotoren auch als "Sondermüll-Verbrennungsanlage auf (hoher) See".

Die Schweröle schaden der Umwelt, den Pflanzen, den Tieren und letztendlich auch dem Menschen. Der Umweltexperte und ehemalige Chef des Umweltbundesamts Axel Friedrich geht davon aus, dass jährlich 180.000 Menschen wegen der Abgase aus Schiffsmotoren vorzeitig sterben.

Friedrich fordert daher, die Hafenstädte zu schützen und die Umweltzonen auch auf die Häfen auszuweiten. Viele Umweltschützer meinen, die Emissionswerte der Schifffahrt müssten schnellstmöglich reduziert und das Schweröl aus den Schiffen verbannt werden.

Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation hat Richtlinien veröffentlicht, vor allem um die Stickstoffwerte der Schiffe zu senken. Langfristig werden Erd- oder Flüssiggas den Schiffsdiesel ersetzen, schätzen etwa die Experten vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik. Die Gase sind deutlich schadstoffärmer als das Schweröl.

(Erstveröffentlichung 2012. Letzte Aktualisierung 30.09.2019)

Quelle: WDR

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