Leuchtturm am Rande einer Klippe

Schifffahrt

Leuchttürme

Leuchttürme sind die Wahrzeichen der Seefahrt. Ihnen verdanken Tausende von Seeleuten ihr Leben: Die blinkenden Lichter warnen vor gefährlichen Untiefen, Sandbänken und Riffen, sie helfen bei der Standortbestimmung und lotsen Schiffe sicher in den Hafen.

Von Susanne Wagner

Die ersten Leuchttürme

Es ist anzunehmen, dass bereits die ersten Seefahrer natürliche Landmarken wie Gebäude und Bäume oder sogar Fackeln nutzten, um ihren Weg in den heimatlichen Hafen zu finden.

Der erste Leuchtturm der Welt soll der um 280 vor Christus erbaute Turm auf der Insel Pharos vor dem ägyptischen Alexandria gewesen sein. Er zählte zu den sieben Weltwundern der Antike und wurde um 766 nach Christus durch ein Erdbeben stark beschädigt. Endgültig zerstört wurde er erst im 14. Jahrhundert.

Die Römer errichteten ein dichtes Netzwerk von Leuchttürmen an den Küsten rund um das Mittelmeer bis Nordfrankreich und Großbritannien. Sie bauten Türme aus Stein, auf deren Spitze sich Feuerkörbe befanden. Der älteste noch heute in Betrieb befindliche Leuchtturm ist der im 1. Jahrhundert nach Christus errichtete römische "Torre de Hércules". Er steht in der Nähe der heutigen Stadt La Coruña an der spanischen Nordwestküste.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches war es an Europas Küsten recht düster: Nur wenige Leuchtfeuer wurden errichtet. Erst mit dem Aufschwung des Seehandels ab dem 12. Jahrhundert florierte der Bau der Seezeichen wieder.

Torre de Hércules an der Küste Galiciens

Der Torre de Hércules ist noch heute in Betrieb

Technische Neuerungen

Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein waren in Deutschland anfangs noch Kerzenlaternen, später sogenannte Feuerblüsen in Betrieb: Auf einem Holzgerüst oder einem steinernen Turm wurde unter freiem Himmel auf einem Gitterrost oder in einem Eisenkorb Holz oder Kohle verbrannt. Erst die Einführung der Argand-Lampe – eine Art Petroleumlampe – und der Parabolspiegel lösten die historischen Anlagen ab.

Eine weitere technische Revolution gelang mit der Fresnel-Linse: Der französische Physiker Augustin Jean Fresnel entwickelte um 1820 eine Linse mit Prismen, die die Lichtstrahlen bündeln und in eine bestimmte Richtung lenken konnte.

Das Prinzip dieser riesigen faszinierenden Glaskörper, das noch heute – wenn auch in verbesserter Form – angewendet wird, erhöhte die Reichweite des Leuchtfeuers beträchtlich. Seit den 1920er-Jahren setzte die Elektrifizierung der Leuchttürme ein, als Lichtquelle wurden Glühlampen benutzt.

Mit dem Fortschritt der Technologie wurde es möglich, das Licht zu steuern und Signale zu senden. Die charakteristische Abfolge, in der das Licht blinkt, nennt man Kennung. Um die Leuchtfeuer gut voneinander unterscheiden zu können, bedient man sich verschiedener Kennungen wie etwa Variationen in Farbe oder Lichtdauer.

Fresnel-Linse in einem Leuchtturm

Mit der Fresnel-Linse konnte die Reichweite des Lichts beträchtlich erhöht werden

Wächter des Lichts

Den Beruf des Leuchtturmwärters umweht immer auch eine Brise Romantik, vielleicht gerade deshalb, weil es diesen traditionellen Beruf heute nicht mehr gibt. Als in Deutschland im Jahr 1986 der letzte Leuchtturm automatisiert wurde, ging auch der letzte Wärter.

Doch nicht für jeden ist "Leuchtturmwärter" ein Traumberuf: Einsam in einem Turm, womöglich weit abgelegen von der nächsten Ortschaft, dabei Stürmen, Feuer und anderen Gefahren ausgesetzt, kam der Leuchtturmwärter seinen Aufgaben nach.

Nicht zu vergessen ist die große Verantwortung gegenüber den Seefahrern, deren Überleben von der Arbeit des Wachpostens abhängig war, nämlich dem Instandhalten des blinkenden Nachtlichts.

Zu den Aufgaben der Leuchtturmwärter zählte anfangs die Beschaffung von Brennmaterial wie Holz, Torf oder Kohle und das Beseitigen von Asche sowie das rechtzeitige Anzünden und Überwachen des Feuers. Im 19. Jahrhundert wurde der Beruf komplizierter: Die Wächter mussten Petroleum aus den feuersicheren Lagern zur Laterne transportieren, Linsen reinigen und die Mechanik warten.

Schwedosches Holzhaus neben einem Leuchtturm

Früher wohnte der Leuchtturmwärter im oder neben dem Turm

Es gab auch Leuchtturmwärterinnen – meistens jedoch handelte es sich dabei um die Ehefrauen der Wärter, die als Hilfsleuchtfeuerwärter fungierten. Den Männern und ihren Familien stand eine Wohnung im Leuchtturmhaus zu, auf dem Gelände gab es häufig auch einen Garten und Stallungen. Oft wurde zudem ein Acker bewirtschaftet, weil das Gehalt nicht gerade üppig war.

Seit der Automatisierung ist die Arbeit des Leuchtturmwärters fast überflüssig geworden. Auch sein Arbeitsplatz, der Leuchtturm, verliert zunehmend an Bedeutung: Radar, sonar- und satellitengestützte Navigationshilfen machen den Lichtzeichen Konkurrenz. Viele Türme dienen heute nur noch als Museum, Touristenattraktion oder extravagantes Wohnhaus; einige stellte man unter Denkmalschutz.

Quelle: SWR | Stand: 14.10.2019, 11:58 Uhr

Darstellung: