Feldspitzmaus

Insektenfresser

Leben im Dunkeln

Die meisten Insektenfresser sind nachtaktiv, um ihren Feinden aus dem Weg zu gehen. Im Gegensatz zu anderen nachtaktiven Tieren wie etwa Eulen können Spitzmäuse, Schlitzrüssler und Igel kaum sehen. Sie verlassen sich auf ihr gutes Gehör, ihren Geruchssinn und ihre Tasthaare.

Von Jürgen Kleinschnitger

Beutezüge in der Nacht

Wenn es Nacht wird, gehen die Insektenfresser auf die Pirsch und streunen umher auf der Suche nach Beute. Sie sind keine Raubtiere, denn sie legen sich nicht auf die Lauer und jagen Insekten nicht hinterher. Sie suchen sie vielmehr, indem sie in ihrem Revier auf- und abstreunen.

Dank ihrer feinen Nase, ihres guten Gehörs und vor allem ihrer sehr sensiblen Tasthaare können sie schon feinste Bewegungen wahrnehmen und ihre Beute so entdecken. Dann schlagen sie blitzschnell zu und futtern so viel wie möglich. Spitzmäuse etwa brauchen je nach Art das ein- bis zweifache ihres Eigengewichtes pro Tag an Nahrung. Maulwürfe und Igel sind etwas genügsamer.

Der Unter-Tage-Spezialist

Der Maulwurf hat sich ganz in die ewige Nacht zurückgezogen: Der europäische Vertreter lebt fast sein ganzes Leben unter der Erde in einem Tunnelsystem von etwa 100 Metern Länge und einer Tiefe von 70 Zentimetern. Seine Vorderbeine haben dafür kräftige Muskeln, mit denen er in Kreisbewegungen zügig schaufeln kann.

Bis zu 20 Meter pro Tag gräbt er mit seinen Pfoten, die im Verhältnis zu seiner eigenen Größe riesigen Schaufeln ähneln. Eine enorme Geschwindigkeit, denn der Maulwurf wird nicht größer als 17 Zentimeter. Ein Mensch müsste an einem Tag also mindestens einen 215 Meter langen Tunnel mit einer Höhe von einem halben Meter graben, um Ähnliches zu leisten.

Als Unter-Tage-Bewohner kennt der Maulwurf keine Tag-Nacht-Wechsel, sondern der Einzelgänger hat seinen eigenen Rhythmus zwischen Aktiv- und Ruhephasen. Maulwürfe sind strikte Einzelgänger und tolerieren keine Artgenossen in ihren Gängen.

So kann es unter Tage durchaus zu Kämpfen kommen, wenn zwei Maulwürfe unerwartet aufeinander treffen. Das gilt sowohl bei zwei Männchen als auch dann, wenn ein Weibchen auf ein Männchen trifft. Meistens bleibt es jedoch bei einem wilden Fauchen, sodass der Eindringling weiß, dass dieser Bau bereits besetzt ist.

Studiogast Magnus Wessel erläutert, warum ein Maulwurf im Garten gar nicht so schlecht ist und gibt Tipps, wie man die vermeintlichen Plagegeister wieder loswerden kann.

im Dunkeln wird das Fühlen besonders wichtig

Ausflüge an die Oberfläche

Fast sein ganzes Leben verbringt ein Maulwurf auf diese Weise sicher unter der Erde und wenn es nicht sein müsste, würde er seinen Bau wohl nie verlassen. Denn draußen stellen ihm Eulen, Mäusebussarde, Rabenvögel, Weißstörche, Füchse und Marder nach. Viele gute Gründe also, möglichst unter der Erde zu bleiben.

Manchmal muss der Maulwurf aber doch den sicheren Bau verlassen. Etwa wenn ein starker Regen seine Tunnel oder gar die gesamte Wiese unter Wasser gesetzt hat. Oder wenn es in seinem Bau nicht mehr genügend Insekten gibt und er weiterziehen muss, um sich einen neuen, insektenreichen Boden zu suchen. Und nicht zu vergessen: Der männliche Maulwurf verlässt seinen Bau, um Ausschau nach einem Weibchen zu halten.

Maulwurfshügel auf einem Fußballfeld

Maulwürfe kommen zwar öfters, aber immer nur kurz ans Licht

In der Zeit von Ende Februar bis etwa Anfang Juni sind die Maulwurf-Weibchen brünftig. Während die Weibchen in ihrem angestammten Revier bleiben, dehnen die Männchen ihr Territorium stark aus, um so eine paarungswillige Partnerin zu finden. Diese Erweiterung ihres Territoriums kann sowohl oberirdisch als auch unterirdisch sein, und die Suche kann manchmal mehrere Wochen dauern.

Wenn der Maulwurf an seinem Ziel angekommen ist, verbringen beide jedoch nur wenige Stunden miteinander, um sich danach wieder zu trennen. Die Jungen zieht das Maulwurf-Weibchen lieber allein auf.

Jagen wie ein Hai

Um auch im Dunkeln an genügend Nahrung zu kommen, haben Insektenfresser besondere Fähigkeiten. Der Maulwurf und der Hai etwa haben etwas gemeinsam: Beide können mit elektrischen Reizen ihrer Beute wahrnehmen und sie dadurch leichter in der Dunkelheit finden.

Diese Fähigkeit ist beim Hai zwar deutlich ausgeprägter, doch dank des so genannten Eimerschen Organs in der Schnauze des Maulwurfs kann dieser die schwachen elektrischen Felder von Regenwürmern und anderen Insekten fühlen, die bei der Muskelbewegung der Beutetiere entstehen.

Auch andere Insektenfresser haben ungewöhnliche Fähigkeiten. So können Schlitzrüssler und einige Spitzmausarten dank Echo-Ortung Artgenossen und vermutlich auch Beute finden – eine Fähigkeit, die sie unabhängig vom Tageslicht macht. Echo-Ortung ist eine Fähigkeit, die von Säugetieren sonst eher bei Fledermäusen, Delfinen und Walen bekannt ist, die allesamt nicht mit den Insektenfressern verwandt sind.

(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 04.03.2020)

Quelle: WDR

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