Höcker eines Trampeltieres.

Kamele

Kamele – die Überlebenskünstler der Wüste

Kamele sind hervorragend an die extremen Bedingungen der Wüsten angepasst. Sie sind außerordentlich genügsam und widerstandsfähig.

Von Siegfried Klaschka

Beeindruckender Wasserspeicher

Die Beschaffenheit ihres Blutes erlaubt es Dromedaren und Trampeltieren, einen Wasserverlust bis zu einem Viertel des Körpergewichts zu ertragen, ohne Schaden zu nehmen. Für einen Menschen wären bereits zehn Prozent Wasserverlust lebensgefährlich.

Ein durstiges Kamel kann in nur 15 Minuten 200 Liter Wasser trinken. Zusammen mit Nährstoffen wird das Wasser in drei Vormägen mit 800 großen Speicherzellen eingelagert. Dort gespeichert steht es bis zu vier Wochen lang zur Verfügung.

Die roten Blutkörperchen der Kamele sind eine Besonderheit. Sie sind im Gegensatz zu den runden Erythrozyten der anderen Säugetiere oval geformt und sind in der Lage, sich durch Wasseraufnahme auf etwa 250 Prozent ihres normalen Volumens auszudehnen.

Die Nüstern des Kamels sind verschließbar, sodass wenig Wasser über die Atmung verloren geht. In der Atemluft enthaltener Wasserdampf kann vor dem Ausatmen von den Nasenschleimhäuten wieder aufgenommen werden.

Ein Dromedar zeigt seine Zähne.

Hat auch bei Hitze gut Lachen

Raffinierte Wärmeregulierung

Kamele können ihre Körpertemperatur um bis zu neun Grad verändern. Oft schwankt sie zwischen 34 Grad Celsius in der Nacht und 42 Grad in der Tageshitze. So schwitzen sie am Tag weniger und sparen ebenfalls Wasser.

Die erhöhte Körpertemperatur sorgt am Tag auch für ein geringeres Temperaturgefälle zwischen Körpertemperatur und Luft. Die Wärme wird dann nur langsam aus der heißen Außenluft in den Körper geleitet. Dadurch sparen die Kamele nochmals Wasser.

Energiereserven auf dem Rücken

Die Höcker der Altweltkamele (beim Dromedar ein Höcker, beim Trampeltier zwei) sind ihre Energiereserve. Sie sind die Fettspeicher der Tiere. Von diesen Reserven können sie lange zehren. Außerdem halten sie die Sonneneinstrahlung auf dem Rücken ab.

Fett ist ein schlechter Wärmeleiter. So schützen die Höcker sowohl gegen Hitze als auch gegen Kälte. Wasser speichern die Kamele darin entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht.

Innere Werte

Das Blut der Tiere weist noch eine weitere Besonderheit als Anpassung an die extremen Lebensbedingungen auf. So ist die Zahl der Erythrozyten (Rote Blutkörperchen) mit 19 Millionen Zellen pro Kubikmillimeter Blut ausgesprochen hoch. Dadurch ist die Sauerstoffversorgung auch bei dickflüssigem und langsamer fließendem Blut sichergestellt.

Auch die Organe der Kamele sind für ein Leben in der Wüste ausgelegt. Darm, Blase und Niere sind in der Lage, Wasser im Körper zu halten. Der Harn von Kamelen ist deswegen wesentlich konzentrierter als bei anderen Tieren. Sie geben nur rund einen Liter pro Tag ab. Das ist sehr wenig für Tiere dieser Größe.

Zum Vergleich: Ein Pferd sondert durchschnittlich zehn Liter Urin pro Tag ab. Der Enddarm von Kamelen erlaubt eine extreme Wiederaufnahme von Wasser aus dem Kot. Auffällig sind die trockenen kastaniengroßen Ausscheidungen der Kamele.

Mongole reitet auf einem Trampeltier.

Nutztiere des Menschen

(Erstveröffentlichung 2004, letzte Aktualisierung 15.08.2018)

Quelle: SWR

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