Symbolbild Sklaverei: Fußfessel mit Kette und Stein

Menschenrechte

Sklaverei

Seit Jahrtausenden leben Menschen in unfreien Lebens- und Arbeitsverhältnissen. Bis heute ist die Sklaverei in allen Teilen der Erde verbreitet: als Kinderarbeit und Zwangsprostitution, aber auch auf riesigen Plantagen und in gefährlichen Minen.

Von Gregor Delvaux de Fenffe

Frühe Formen der Sklaverei

Ein Sklave ist ein entrechteter Mensch, der gegen seinen Willen festgehalten, verschleppt, misshandelt und wirtschaftlich ausgebeutet wird. Ein Sklave ist ein Mensch, der zum Eigentum eines anderen Menschen erklärt wird.

Sklaverei ist ein Ausdruck von Gewalt zwischen Menschen oder menschlichen Gesellschaften. Sklaverei ist ein Akt der Unterwerfung, der bis in die Frühzeit der menschlichen Kulturen zurückreicht.

Statt etwa nach einem Krieg die besiegten Feinde zu töten, begannen einige Völker und Gruppen, diese gefangen zu nehmen, sie zu verschleppen und auszubeuten.

Verschuldung, Bestrafung, Diskriminierung und Gewinnsucht sind die Haupttriebfedern dafür, dass Menschen andere Menschen wie eine Ware in Besitz nehmen und sie versklaven.

Ägyptische Skulptur: Diener beim Kneten von Teig

Sklaven spielten im alten Ägypten eine wichtige Rolle

In den antiken Hochkulturen war die Sklaverei weit verbreitet. Die altorientalischen Gesellschaften Mesopotamiens, Ägypten, Griechenland, Rom – die meisten dieser antiken Kulturen wären ohne die systematische Entrechtung und Ausbeutung der Sklavenschicht gar nicht denkbar gewesen.

Im antiken Griechenland führte die Sklaverei zu einer Entlastung der athenischen Bürger, die dadurch genügend Muße und Freizeit gewannen, sich um politische Belange zu kümmern und am demokratischen Gesellschaftswesen teilzunehmen. Und auch das Römische Reich war eine Sklavenhaltergesellschaft.

In der Blütezeit Roms standen 20.000 römischen Bürgern 400.000 Sklaven gegenüber, die in allen Lebensbereichen Arbeit ohne Lohn verrichteten.

Sklaverei in Afrika und den arabischen Ländern

Der islamisch-arabische Raum war zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert eine dynamische Region, die einen großen Bedarf an Sklaven hatte.

Im Mittelalter wurden hier vor allem Sklaven aus Osteuropa über das Schwarze Meer und aus Mitteleuropa (über Magdeburg, Regensburg, Mainz, Prag, Venedig, Verdun, Narbonne und Barcelona) verschleppt.

Möglicherweise stammt das Wort "Sklave" ursprünglich von der arabischen Bezeichnung "saqaliba" ab, aus der sich auch die ethnische Bezeichnung "Slawe" ableitet.

Historiker schätzen, dass der Sklavenhandel im arabischen Raum zwischen dem 7. und dem 20. Jahrhundert etwa in der Größenordnung des Sklavenhandels im atlantisch-amerikanischen Raum zwischen 1450-1860 lag.

Auch in anderen Gebieten Afrikas gab es lange vor der Eroberung Amerikas schon die Sklaverei. Da in Afrika Eigentum im traditionellen Verständnis nicht in erster Linie Kontrolle von Land, sondern Kontrolle von Menschen bedeutet, lag es nahe, Menschen zu vertauschen oder zu verkaufen.

Zwischen dem 7. und 20. Jahrhundert wurden in Afrika sowohl über den Norden und die Sahara als auch über den Osten – über das Rote Meer und den Indischen Ozean – Millionen von Menschen in die Sklaverei verkauft.

Schließlich begann im Zeitalter der Kolonialisierung auch der Sklavenhandel an den afrikanischen Westküsten, durch den wiederum Millionen Afrikaner auf den amerikanischen Kontinent verkauft und verschleppt wurden.

Gemälde: Arabische Sklavenhändler überfallen ein afrikanisches Dorf

Arabische Sklavenhändler überfallen ein afrikanisches Dorf

Transatlantischer Sklavenhandel

Diese wohl berüchtigtste Phase in der Geschichte der Sklaverei begann mit der Eroberung Amerikas im Jahr 1492. Die schon vorher von den Europäern besetzte afrikanische Westküste wurde in der Folgezeit zum wichtigsten Umschlagplatz für Sklaven.

Die europäischen Kolonialmächte trieben Millionen von Afrikanern in die Sklaverei, um sie auf die Plantagen in Brasilien, in der Karibik und in den Südstaaten der USA zu verkaufen.

Rund 400 Jahre währte dieser Sklaventransfer nach Amerika. Besonders im 17. Jahrhundert nahm die Nachfrage nach billigen Arbeitskräften für die Zuckerrohr-, Baumwoll- und Tabakplantagen auf dem amerikanischen Kontinent große Ausmaße an.

Durch das Zeitalter der Aufklärung veränderte sich die Stimmung in Europa und erste Proteste gegen die Sklaverei wurden laut. Die Abschaffung der Sklaverei wurde schließlich von mehreren Faktoren eingeleitet: von der Selbstbefreiung der Sklaven, etwa während des berühmte Sklavenaufstands auf Saint-Domingue (heutiges Haiti) 1791-1803, von religiös motivierten Gruppen wie den Quäkern, die den Sklavenhandel ablehnten, sowie von der Bewegung der Abolitionisten (engl. abolition = Abschaffung, Aufhebung).

Dänemark verbot den Handel mit Menschen 1722, England schloss sich im Jahr 1807 an. Die Aufhebung der Sklaverei in den Südstaaten der USA zum Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges 1865 markierte das Ende der institutionell legitimierten Sklaverei in den Industrienationen.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Sklavenhandel schließlich auch auf dem afrikanischen Kontinent formell verboten.

Gemälde: Weiße Geschäftsleute begutachten eine zum Verkauf stehende schwarze Familie.

Sklavenmarkt in Havanna (Kuba)

Moderne Sklaverei

Heute haben alle Staaten weltweit die Sklaverei offiziell abgeschafft, zuletzt der afrikanische Staat Mauretanien im Jahr 1980. Doch die Abschaffung existiert nur auf dem Papier – das Phänomen Sklaverei ist ungebrochen.

Formen moderner Sklaverei sind politische Gefangenschaft, Kinderarbeit, Zwangsprostitution, Rekrutierung von Kindersoldaten sowie die klassischen Formen der Leibeigenschaft und wirtschaftlichen Ausbeutung.

Der renommierte amerikanische Sklaverei-Forscher Kevin Bales unterscheidet die alte Sklaverei früherer Zeiten von den Erscheinungsformen der modernen Sklaverei, die sich heute jeder juristischen Legalität entziehen:

"In der Vergangenheit bedeutete Sklavenhaltung, dass eine Person eine andere rechtmäßig besaß; in der modernen Sklaverei ist dies nicht der Fall. Heute ist Sklaverei weltweit verboten, daher ist es nicht mehr möglich, Menschen legal zu besitzen.

Kauft jemand heutzutage Sklaven, verlangt er keine Quittung oder Eigentumsurkunde, sondern erwirbt die Verfügungsmacht über einen anderen und setzt Gewalt ein, um diese aufrechtzuerhalten.

Sklavenhalter genießen alle Vorteile der Inhaberschaft, ohne gesetzlich dazu berechtigt zu sein. In Wirklichkeit ist es für Sklavenhalter sogar von Vorteil, nicht rechtmäßige Besitzer zu sein, da sie so die Sklaven völlig ihrer Kontrolle unterwerfen können, ohne eine wie auch immer geartete Verantwortung für sie zu übernehmen. Daher ziehe ich die Bezeichnung Sklavenhalter dem Begriff Sklavenbesitzer vor."

Nach Bales' Einschätzung wirkt sich die fehlende Rechtmäßigkeit bei modernen Formen der Sklaverei also sogar zum Nachteil der versklavten Menschen und zum Vorteil der Sklavenhalter aus. Bales schätzt, dass heute mindestens 27 Millionen Menschen in sklavereiähnlichen Verhältnissen leben. Der Global Slavery Index geht von 40 Millionen Sklaven aus. Die Dunkelziffer ist wohl erheblich höher.

Arbeitssklaven in der chinesischen Provinz Xinjiang

Arbeitssklaven in der chinesischen Provinz Xinjiang

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 13.07.2020)

Quelle: WDR

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