Schatten von Personen und Gitterstäben in einem Gefängnis.

Deutsche in der Fremdenlegion

Warum hat die französische Fremdenlegion so einen schlechten Ruf?

Von Birgit Amrehn

Sei ihrer Entstehung bietet die französische Fremdenlegion den Legionären die Möglichkeit, eine neue Identität anzunehmen. Diese als "Anonymat" bezeichnete Regelung schützte früher auch Kriminelle vor ihrer Verfolgung durch die Polizei. Noch heute gibt die französische Fremdenlegion die wahre Identität ihrer Legionäre unter keinen Umständen preis.

Der Ursprung des Anonymats liegt in den politischen Umständen zur Zeit der Gründung der Fremdenlegion 1831. Durch die napoleonischen Kriege und die Französische Revolution schien in ganz Europa die alte Weltordnung aus den Fugen geraten zu sein.

Die herrschenden Adelshäuser schlugen die Volksaufstände jedoch nieder, die Revolutionäre flohen außer Landes. Frankreich bot diesen politischen Flüchtlingen Asyl und eine geringe finanzielle Unterstützung.

Um die lästigen Asylsuchenden loszuwerden und die Staatskasse zu entlasten, kamen die Franzosen auf die Idee, die nur Ausländern vorbehaltene Fremdenlegion zu gründen. Der Legionär hatte dem Werbebüro eine Geburtsurkunde und ein Führungszeugnis vorzulegen.

Jedoch verfügten die politischen Flüchtlinge oftmals nicht über solche Papiere, oder es war unmöglich, die Angaben von Frankreich aus zu überprüfen. So wurde diese Regel flexibel gehandhabt und es reichten die mündlichen Angaben des Legionärs.

Seit 1911 ist dieses Anonymat in den Statuten der Fremdenlegion schriftlich festgehalten. Danach ist es jedem Legionär möglich, eine neue Identität anzunehmen – oder zumindest sein Alter und die Nationalität den Einstellungsbedingungen der Legion anzupassen.

Durch das Anonymat versuchten seit jeher Kriminelle in der französischen Fremdenlegion unterzutauchen. Dass sie bei guter Führung nach Dienstende eine unbeschränkte Aufenthaltsgenehmigung oder sogar die französische Staatsangehörigkeit bekamen, war ein weiterer Anreiz zum Eintritt.

Lange Zeit hielt sich das Gerücht, dass Hitlers Sekretär Martin Bormann als gesuchter Kriegsverbrecher in der Fremdenlegion untergetaucht war. 1998 wurde dieses Gerücht jedoch durch eine DNA-Analyse an einer 1972 in Berlin gefundenen Leiche widerlegt.

Wie hoch der Prozentsatz von Kriminellen und Kriegsverbrechern in der Vergangenheit war, lässt sich nicht genau benennen und wird je nach Mannschaftsbedarf in der Geschichte der Legion verschieden gewesen sein.

Heutzutage nimmt die Legion höchstens noch Kleinkriminelle auf. Sexualstraftäter, Mörder und Drogenhändler haben keine Chance auf eine Karriere in der Fremdenlegion. Die hat nämlich keine Nachwuchsprobleme und kann sich ihre Legionäre aussuchen.

Porträt von Martin Bormann: Ein dunkelhaariger Mann Anfang 40 mit brauner NS-Uniform schaut links am Betrachter vorbei

Nur ein Gerücht: Hitlers Sekretär Martin Bormann war nie in der Fremdenlegion

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 20.03.2020)

Quelle: WDR

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