Lionel Messi sitzt auf dem Boden.

Leistungssport

Geschichte des Profisports

Viele Menschen treiben Sport – manche sogar beruflich. Inzwischen sind viele Sportler global tätige Ein-Personen-Unternehmen geworden. Verehrt wie Schauspieler, bekannt wie Popstars.

Von Ingo Neumayer

Profisportler im Altertum

Berufssportler gab es schon im Altertum. Bei den Olympischen Spielen Griechenlands nahmen viele Sportler teil, die keine weiteren beruflichen Verpflichtungen hatten und sich voll und ganz dem Training widmen konnten.

Entweder sie konnten es sich durch privaten Reichtum leisten oder sie hatten sich schon in früheren Wettkämpfen bewährt. Denn ein Sportler, der als Sieger von den Spielen zurückkehrte, wurde in seiner Heimat als Held verehrt.

Je nach Sportbegeisterung des dortigen Herrschers wurde er mit Steuererleichterungen, Grundbesitz oder Geldgeschenken bedacht. Ebenso gehörten besondere Bürgerrechte oder eine prunkvolle Beerdigung zur Entlohnung der damaligen Profisportler.

Und erfolgreiche Sportler wurden auch damals schon abgeworben: Der Läufer Astylos ging 480 vor Christus noch für seine Heimat Kroton an den Start, dann ließ er sich von Syrakus abwerben und erklärte sich vier Jahre später zum Syrakusaner. In Kroton nahm man ihm das sehr übel, aufgebrachte Bürger rissen die Statuen ein, die man ihm errichtet hatte.

Auch die römischen Gladiatoren waren im gewissen Sinne Berufssportler. Wer den Kampf in der Arena überlebte, wurde mit Geld entlohnt und bei Bedarf gepflegt und verarztet. Das Verhältnis der Römer zu den Gladiatoren war zwiespältig.

Gladiatorenschule in Rom

Römische Gladiatoren waren Berufssportler

Einerseits war das soziale Prestige der Kämpfer sehr gering – sie standen in der gesellschaftlichen Hierarchie noch unter den Sklaven. Andererseits wurden ihr Mut und Siegeswille gepriesen. Manche erfolgreiche Gladiatoren wurden wie Popstars verehrt.

Ende des 4. Jahrhunderts nach Christus erklärte Kaiser Theodosius die Olympischen Spiele für heidnisch und verbot sie. Wenig später fanden auch die letzten Gladiatorenkämpfe statt. Mit ihnen endete auch vorerst das Profisportlertum.

Mit der Industrialisierung erwacht das Interesse am Sport neu

Im Mittelalter spielte der Sport eine wesentlich geringere Rolle als im Altertum. Wettkämpfe gab es nur in Form von Ritterturnieren, die aber – ähnlich wie die Gladiatorenkämpfe – eher als militärische denn als sportliche Übung dienten.

Holzschnitt: Läufer während der Olympischen Spiele

Sportliche Wettkämpfe gerieten im Mittelalter in Vergessenheit

Die Renaissance rückte die kulturellen Errungenschaften des Altertums wieder mehr ins Bewusstsein. Im England des 18. Jahrhunderts wurde das Boxen populär, dort ließen sich zum Teil große Summen an Preisgeldern verdienen.

Parallel zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert begeisterten sich viele Menschen für den Sport – sowohl aktiv als auch passiv. Sport war für viele ein Ausgleich zur oft stupiden, anstrengenden Arbeit in den Fabriken.

In Amerika erreichte Baseball eine große Popularität. Dort wurde 1869 der erste professionelle Club gegründet: die Cincinnati Red Stockings. Parallel dazu wuchs auf den britischen Inseln das Interesse an Fußball, dort fingen in den 1880er-Jahren die Clubs an, ihre Spieler zu bezahlen. 1879 wurde in England die erste Profiliga mit zwölf Fußballvereinen gegründet.

Olympia und der Amateurparagraf

Doch vor allem waren es die Olympischen Spiele der Neuzeit, 1896 zum ersten Mal ausgetragen, die den sportlichen Wettkampf auf breiter Ebene zurück ins Bewusstsein rückten. Allerdings waren Berufssportler bei Olympia lange Zeit verpönt. Die Ideale der olympischen Gründerväter waren von Ritterlichkeit und Fairness geprägt.

Dazu gehörte anfangs teilweise auch die Ansicht, dass Vorbereitung und Training dem sportlichen Geist widersprachen. Diese Sichtweise wurde schnell wieder verworfen, doch der Grundgedanke hielt sich jahrzehntelang: Olympioniken hatten Amateure zu sein.

Start 100-m-Lauf 1896 in Athen (Thomas Burke 2. v.l., Fritz Hofmann 3. V.l.)

Olympische Spiele: Profisportler waren lange unerwünscht

Doch wo liegen die Grenzen zwischen reinen Amateuren, Halb- und Vollprofis? Die olympischen Organisatoren blieben genaue Definitionen schuldig und stellten teils widersprüchliche Regeln auf. Kein Wunder, dass es immer wieder Skandale um vermeintlich professionelle Sportler bei Olympia gab.

Zudem beschwerten sich die westlichen Staaten über die Athleten aus dem Ostblock, die als "Staatsamateure" galten, aber unter höchst professionellen Bedingungen trainieren konnten. Erst Ende der 1970er-Jahre wurde der Amateurparagraf gelockert, in den 1990er-Jahren dann (mit kleinen Einschränkungen) gänzlich aufgehoben.

Das Fernsehzeitalter beginnt

Nachdem die Folgen des Ersten Weltkriegs überwunden waren, nahm das Interesse am Sport weltweit stark zu. Ligen und Verbände wurden gegründet, Stadien erbaut. Ob Tennis, Boxen, Golf, Football, Skifahren oder Leichtathletik – wer zu den Besten seiner Sportart gehörte und nicht allzu hohe Ansprüche hatte, konnte damit schon damals durchaus seinen Lebensunterhalt verdienen.

Mit dem Beginn der TV-Ära nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Situation für Profisportler. Lebten sie bislang hauptsächlich von Einnahmen aus Eintrittsgeldern und Prämien, konnten Sportler ihre steigende Popularität nun aufgrund ihrer Medienpräsenz vermarkten. Sie warben für Produkte und ließen sich sponsern.

Ein Kameramann bei den olympischen Spielen

Medienpräsenz steigert den Marktwert

Das traf allerdings nur auf die Topstars zu. Der große Rest befand sich in der schwierigen Situation, neben dem aufwändigen Wettkampf- und Trainingsprogramm auch noch einem Beruf nachzugehen. Schließlich musste auch an die Zeit nach dem Karriereende gedacht werden.

Globale Superstars des Sports

Mit dem Aufkommen des Privatfernsehens und weltweiter Satellitenprogramme in den 1980er-Jahren wuchs das mediale Interesse an Sportveranstaltungen immens. Sportübertragungen waren in den meisten Fällen Quotengaranten, die Fernsehsender trieben die Preise für die Übertragungsrechte höher und höher.

Anfang der 1980er-Jahre zahlten ARD und ZDF umgerechnet rund 323.000 Euro an die Vereine, um die Spiele der Fußballbundesliga zeigen zu können.

Für die Übertragungsrechte zwischen 2013 und 2016 investierte die ARD durchschnittlich 250,25 Millionen Euro pro Jahr. Der Bezahlsender Sky zahlt derzeit durchschnittlich 485,7 Millionen Euro pro Spielzeit. Der Preis hat sich in 30 Jahren mehr als verhundertfacht. Und das nicht nur im Fußball.

In allen Sportarten, die fürs Fernsehen attraktiv sind, sind die Preise für die Übertragungsrechte – und somit auch die Gehälter der Sportler – explodiert.

Zum Beispiel im US-Basketball: Ein Spieler der Profiliga NBA (National Basketball Association) verdiente 2011 im Durchschnitt 5,1 Millionen US-Dollar, der Spitzenverdiener Kobe Bryant erhielt 2015 30,5 Millionen Dollar von seinem Verein Los Angeles Lakers. Dazu kommen noch, je nach Bekanntheitsgrad und Werbetauglichkeit, üppige Werbe- und Sponsorenverträge.

Weltweit bekannte Sportler wie Tiger Woods, Michael Schumacher, Lionel Messi oder Michael Jordan haben so in ihrer Laufbahn mehrere hundert Millionen Euro verdient.

Tiger Woods

Hat als Golfprofi über eine Milliarde Dollar verdient: Tiger Woods

Das allerdings sind Extreme. Immer noch gehen sehr viele Sportler, die Spitzenleistungen bringen, als Halbprofis parallel einem Beruf, Studium oder einer Ausbildung nach. Selbst eine Medaille bei Olympischen Spielen bedeutet nicht automatisch, dass man danach für alle Zeiten ausgesorgt hat.

Ob und wie man als Berufssportler über die Runden kommt, hängt zudem stark von aktuellen Trends ab. Auch kulturelle Vorlieben spielen eine Rolle. Die meisten Sportarten sind regional verwurzelt: Egal ob Handball, Cricket, Baseball oder Gewichtheben – was im einen Land Profisport ist, gilt im anderen als exotisch und wird höchstens von Amateuren betrieben.

(Erstveröffentlichtung: 2010. Letzte Aktualisierung: 22.07.2019)

Quelle: WDR

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