Feuerschiff und Ausflugsboote im Hamburger Hafen

Leuchttürme

Feuerschiffe – schwimmende Leuchttürme

In der Themsemündung konnte früher kein Leuchtturm errichtet werden, weil die Sandbänke dafür zu instabil waren. Deshalb kamen zwei englische Geschäftsleute 1728 auf die Idee, ein Feuerschiff als schwimmenden Leuchtturm zu verankern.

Von Susanne Wagner

Das Feuerschiff

Das englische Feuerschiff galt damals als das erste seiner Art. Dabei hatte bereits die Küstenwache der alten Römer ein schwimmendes Feuer besessen: Befreundete Schiffe wurden durch einen am Schiffsmast angebrachten Feuerkorb in den Hafen gelotst. Seitdem hat sich die Erfindung des auf bestimmter Position vor Anker liegenden Schifffahrtszeichens weltweit verbreitet.

Die ersten deutschen Feuerschiffe gab es ab 1774 in der Mündung der Elbe. Sie dienten meist auch als Lotsenstation. Die schwimmenden Seezeichen, die Untiefen, Riffe und Sandbänke markierten, wurden überall dort eingesetzt, wo der Bau eines Leuchtturms entweder unmöglich, zu gefährlich oder zu teuer war.

Anfangs verwendete man alte ausrangierte Schiffe. Viele davon waren nicht mehr manövrierfähig und mussten für einen Standortwechsel geschleppt werden. Oft wurden auch Holzschiffe eingesetzt, die aber wegen Wurmbefalls nicht lange hielten. Die größte Schwierigkeit für die damalige Besatzung der Feuerschiffe bestand darin, das Schiff auch bei Sturm und hohem Wellengang genau an der vorgesehenen Position zu halten.

Außerdem galt es, das Signallicht – bestehend aus zwei Kerzenlaternen, die beidseitig des Mastes an einem Querbalken hingen – auch bei Wind und Regen in Betrieb zu halten. Erst mit der Installation moderner Leuchtsysteme wurde die Wartung einfacher.

Bemannte und unbemannte Feuerschiffe

Für die Mannschaft war das Leben auf dem Feuerschiff stets mit erheblichen Gefahren und großen Entbehrungen verbunden. Wochenlang musste sie in Einsamkeit auf hoher See ausharren, nicht selten bei heftigem Unwetter, und dabei durfte die Position nicht verlassen werden.

Passierende Schiffe waren vor allem bei Sturm eine große Gefahr für die vor Anker liegenden bemannten Seezeichen. Die Crew eines Feuerschiffs lebte ständig in der Gefahr zu kentern. So ereigneten sich massenhaft Unglücke wie Schiffskollisionen, die viele Menschenleben forderten. Oft genug sanken auch die Feuerschiffe selbst, die doch eigentlich zur Rettung und Warnung anderer Schiffe im Einsatz waren. Einige wurden durch Eisgang an ihrem Standort zerquetscht, andere fielen U-Boot-Angriffen während des Ersten und Zweiten Weltkrieges zum Opfer.

Ab den 1930er-Jahren verbesserte sich die Lebensqualität an Bord: Die Leuchtfeuertechnik entwickelte sich zum vollautomatischen Betrieb und die Schiffe wurden seetüchtiger und stabiler. Viele Feuerschiffe dienten gleichzeitig als Wetter-, Funk- und Lotsenstation.

Heute ist die Ära der schwimmenden Leuchttürme fast vorbei. In Deutschland wurde das Feuerschiff "Borkumriff" Ende der 1980er-Jahre durch ein unbemanntes ausgetauscht. Das letzte bemannte Feuerschiff der Welt wurde 1994 in Belgien eingezogen. Seitdem gibt es nur noch automatisch betriebene Feuerschiffe ohne Besatzung.

Das Feuerschiff "Borkum" im Hafen von Bremerhaven

Das Feuerschiff "Borkum" im Hafen von Bremerhaven

Die meisten Schiffe hat man ohnehin durch Bojen, Leuchttonnen oder Leuchttürme ersetzt. Viele der ausrangierten Feuerschiffe dienen inzwischen als schwimmende Museen, als Nationalparkschiff oder sogar als Bar. Sie wurden zur Filmkulisse und inspirierten Autoren – etwa Siegfried Lenz zu seiner berühmten Erzählung "Feuerschiff", die mehrmals verfilmt wurde.

Quelle: SWR | Stand: 14.10.2019, 11:38 Uhr

Darstellung: