Die Gebrüder Opel auf einem "Quintuplet".

Geschichte des Fahrrads

Meilensteine der Fahrradentwicklung

Das Fahrrad als Fortbewegungsmittel hat sich in den vergangenen 200 Jahren enorm weiterentwickelt. Vom ersten Fahrrad ohne Pedale über das Hochrad mit unterschiedlich großen Rädern bis hin zum modernen Mountainbike brauchte es viel Erfindergeist und gute Ideen.

Von Hans Jürgen von der Burchard

1817: Die Draisine

Den Anstoß zur Entwicklung des modernen Fahrrads gab 1817 der großherzoglich-badische Karl Freiherr von Drais, der 1849 während der Badischen Revolution seinen Adelstitel per Zeitungsanzeige niederlegte und sich fortan Bürger Karl Drais nannte.

Er hatte die Vision eines zweirädrigen, einspurigen Gefährts, auf dem der Fahrer sitzt und sich mit den Beinen abstößt. Die Idee der Laufmaschine war geboren, die dem Fußgänger und sogar der Postkutsche in Punkto Geschwindigkeit deutlich überlegen war.

Der Fahrer sitzt auf einem gepolsterten Holzbalken, dem Teil des Rahmens, an dem die beiden Räder befestigt sind. Das Vorderrad ist lenkbar. Die Laufmaschine hat sogar eine einfache Bremse. In vier Stunden soll Drais auf der Laufmaschine die 50 Kilometer lange Strecke von Karlsruhe nach Kehl zurückgelegt haben.

1861: Der Tretkurbelantrieb

Der Franzose Ernest Michaux (andere Quellen nennen Pierre Lallement) führt angeblich den Tretkurbelantrieb ein, das heißt die Pedale drehen sich mit dem Vorderrad. Um eine höhere Geschwindigkeit zu erzielen, ist das Vorderrad etwas größer als das Hinterrad.

Das sogenannte Tretkurbelveloziped hat einen Metallrahmen, gefederte Sattelträger, Bremsen und Speichenräder mit Vollgummibereifung. Es wird in einer eigens errichteten Fabrik in großen Stückzahlen hergestellt.

1869: Das Hochrad

Noch mehr Tempo erreicht das Hochrad des gebürtigen Elsässers Eugène Meyer in Paris. Der Rahmen ist aus Stahl, ebenso Felgen und Speichen. Die Bereifung ist aus Vollgummi.

Das Vorderrad ist etwa dreimal so groß wie das Hinterrad. In der Folgezeit wird der Radumfang des Vorderrades immer weiter vergrößert. Durch den hohen Schwerpunkt kommt es häufig zu schweren Stürzen.

Ein Hochrad.

Hochräder waren besonders schnell – und besonders gefährlich

um 1878: Das erste Sicherheitsfahrrad

Thomas Shergold baut das erste Sicherheitsfahrrad. Das Besondere an der Konstruktion: Das Hinterrad wird über eine Kette angetrieben. Dadurch kann auf das überdimensionale gefahrenträchtige Vorderrad verzichtet werden. Es ist nur noch so groß wie das Hinterrad.

1885: Das moderne Fahrrad

John Kemp Starleys "Rover" wird zum Prototyp des modernen Fahrrads. Die Form des Stahlrahmens, die sinnvolle Anordnung der Bedienungselemente, die gleich großen Räder – all das hat sich bis heute im Wesentlichen erhalten. Das "Rover" ist ein Fahrrad von zeitlos schöner Eleganz.

1888: Durchbruch des Luftreifens

Der irische Tierarzt John Boyd Dunlop erfindet den Luftreifen neu. Schon 1845 hatte der Engländer Robert William Thomson das Patent auf einen luftgefüllten Reifen erhalten. Doch die noch wenig ausgereifte Erfindung war in Vergessenheit geraten.

Erst Dunlop verhilft dem Luftreifen zum Durchbruch und kann die Überlegenheit gegenüber den damals üblichen Vollgummireifen nachweisen.

Ein rotes Hollandrad.

Heute beliebter denn je

1900: Die Freilaufnabe mit Rücktrittbremse

Die Firma Fichtel und Sachs lässt sich nach amerikanischen Vorbildern (für die auch eine Lizenz bezahlt wurde) eine Freilaufnabe mit Rücktrittbremse patentieren, die sich nach Bedarf auch abschalten lässt.

Ab 1903 wird die Konstruktion unter dem Namen "Torpedo" produziert. Die Rücktrittbremse sorgt für mehr Sicherheit.

1905: Kettenschaltung mit Umwerfer

Zwar gibt es vereinzelt auch schon Fahrräder mit Gangschaltung, doch diese funktioniert nicht zuverlässig. Der Franzose Paul de Vivie testet erste Kettenschaltungen mit Umwerfer für zwei verschiedene Übersetzungen. Seither wird die bis heute verbreitete Kettenschaltung immer weiter perfektioniert.

1933: Die erste Schnellschaltung

Der italienische Radprofi Tullio Campagnolo präsentiert die erste zuverlässige Schnellschaltung, die er in den folgenden Jahren immer weiter verbessert. Die im selben Jahr gegründete Firma gleichen Namens besteht bis heute und hat sich auf den Radsport spezialisiert.

1981: Das Mountainbike

Nach vielen Detailverbesserungen bringt erst das Jahr 1981 eine echte Neuerung: das Mountainbike. Es ist mit einer fein abgestuften Gangschaltung, breiten geländegängigen Reifen und einem leichten Rahmen ausgestattet.

In den USA nimmt die Firma Specialized die Serienfertigung auf. Mountainbiking wird zum populären Sport.

Ein Mann fährt in den Alpen Mountainbike.

Ein Fahrrad fürs Gelände – das Mountainbike

Quelle: SWR | Stand: 12.07.2019, 14:50 Uhr

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