Plakat einer Miss Subways aus den 40er Jahren.

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"Miss Subways" – Die Schönen von New York

Einen Monat lang ein Star sein: Das konnte in New York für die eine oder andere junge Frau schnell wahr werden, wenn sie am Schönheitswettbewerb Miss Subways teilnahm. Der Wettbewerb war eigentlich ein Werbeexperiment.

Von Inés Carrasco

Die New Yorker Agentur J. Walter Thompson wollte 1941 beweisen, dass die U-Bahn der geeignete Ort ist, um Werbung zu platzieren und den gelangweilten Fahrgästen auch etwas Abwechslung fürs Auge zu bieten. So erfand man den Wettbewerb "Miss Subways".

Als Blickfänger setzten die Werbeleute Plakate mit hübschen Frauengesichtern ein. Jede junge Frau im "Big Apple" konnte sich bewerben und mit etwas Glück zur "Miss Subways" gewählt werden. Einzige Voraussetzung: Sie durfte kein professionelles Model oder Schauspielerin sein.

Innerhalb kürzester Zeit war der Wettbewerb zu einer Institution geworden. Die Misses waren New Yorker Gesprächsthema, ob in der U-Bahn oder auf dem Society-Parkett. Manche Gewinnerinnen wurden sogar berühmt. Die erste "Miss Subways", Mona Freeman, schaffte den Sprung von ganz unten auf den Hügel von Hollywood.

Und die Gewinnerinnen waren äußerst vielfältig: Ob Latina, Jüdin, weiß oder schwarz – jede konnte "Miss Subways" werden. Die erste schwarze Miss etwa gab es schon 1947, 36 Jahre bevor eine Schwarze das erste Mal zur "Miss America" gewählt wurde.

Mit der Zeit wandelte sich das Frauenbild. In den 1960ern forderten Feministinnen die Umbenennung des Wettbewerbs in "Ms. Subways" ("Frau" statt "Fräulein") und viele Teilnehmerinnen fanden, dass ihre zurechtgestutzten Biografien zu platt waren. Auch der ehemals so begehrte Preis, ein silberner Armreif, wurde zunehmend als billig empfunden.

Als die New Yorker Tageszeitung "Daily News" dann noch schrieb, keine junge Frau, die sich selbst respektiere, wolle ihren Namen und ihr Foto, ihre Hoffnungen und Träume von den Graffiti-Barbaren (also der Agentur gemeint) vorgeführt sehen, war es vorbei. 1976 endete der Wettbewerb nach 35 Jahren.

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 19.07.2019)

Quelle: WDR

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