Die Skulptur "Tod der Jungfrau" aus Alabaster, entstanden um 1450

Werkstoffe

Alabaster in Europa

Alabaster kommt nicht nur am Mittelmeer vor, sondern auch in Mitteleuropa. Hier verarbeitete man ihn früher zu kunstvollen Dingen.

Von Bärbel Heidenreich

In England beispielsweise entstanden in der Nähe von Nottingham Mitte des 14. Jahrhunderts etliche Kleinplastiken, Altäre und liegende Figuren aus Alabaster. Auch im französisch-niederländischen Gebiet wurde der Werkstoff vielfach für Grabmäler benutzt. In Deutschland bearbeitete man ihn in dieser Zeit aber nur selten. Erst hundert Jahre später wurden Statuetten in fast allen Gegenden hergestellt.

So sind verschiedene Skulpturen in Erfurt erhalten und ein Bischofsgrabmal im Dom zu Havelberg. Ganz ähnlich wie in Italien war Alabaster auch im Norden mal mehr und mal weniger beliebt. So gefiel er in der Renaissance besonders gut, im Barock kaum noch und erst gegen Ende des Rokoko wurde er wieder öfter für Reliefs und Kleinplastiken verarbeitet. Dann kam er ganz außer Mode.

Das war nicht eine Frage des Transportes, denn Alabaster wurde auch in Deutschland abgebaut. Man fand ihn unter anderem im Harz, im Werragebiet bei Fulda, an der Saale und am Neckar. Der fränkische Alabaster aus Bad Windsheim ist gelblich. In Baden-Württemberg – das heißt in Schwäbisch Hall, Forchtenberg, Kesselbach und Michelbach – graugestreift.

Besonders schöne Sorten gab es im thüringischen Nordhausen. Bekannt war der weiße Alabaster aus dieser Gegend. Den Alabastersteinbruch bei Nordhausen kann man heute noch besichtigen. Er liegt an der Straße in Richtung Rüdigsdorf und ist inzwischen ein Naturdenkmal.

Es gibt sogar eine so genannte Alabasterküste im mittleren Europa. Die "Côte d'Albatre" ist ein Teil der Normandie in Frankreich, am Atlantik zwischen Le Havre und Le Treport. Der Name Alabasterküste täuscht jedoch: Die weiß leuchtenden Felsen sind nämlich nicht aus Gips oder Alabaster, sondern aus Kreide, das heißt aus Kalkgestein.

Die Alabasterküste ist also eine Kreideküste. Während man über Jahrhunderte hinweg in Italien den besonders feinkörnigen Gips, den Alabaster, so bearbeitete, dass er wie Kalkgestein, wie Marmor aussah, war es in Frankreich umgekehrt. Hier nannte man die Küste aus Kalkgestein "Alabaster"-Küste.

Foto der Alabasterküste in Frankreich. Im Hintergrund die Klippen, vorne Strand und Touristen.

Die Alabasterküste ist eigentlich aus Kreide

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 07.01.2020)

Quelle: WDR

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