Bibliothek [Symbolbild]

Papier

Was ist Papierzerfall?

Vor einigen Jahren drangen erschütternde Berichte aus den sonst so beschaulichen Bibliotheken an die Öffentlichkeit. Der kulturelle Besitz der Nationen war plötzlich in Gefahr, buchstäblich zu Staub zu zerfallen.

Von Vladimir Rydl

"Papierzerfall" und "Papierfraß" waren die Stichworte und ließen Uneingeweihte an Invasionen gefräßiger Schädlinge denken. Doch obwohl sich in einer Bibliothek diverse Papier fressende Tierchen heimisch fühlen können, lag hier der Sachverhalt anders: Die extreme Zunahme publizierten Wissens und literarischer Höchstleistungen fiel fatalerweise mit der kostengünstigen Papierproduktion zusammen.

Grund für den Zerfall des Papiers waren die Methoden zu Beginn der industrialisierten Produktion, vor allem die Verwendung von Holzschliff. Das im Holz enthaltene Lignin konnte nicht nur braun und brüchig werden. Es setzte auch Säuren frei, die das Papier zerstörten.

Ein weiteres Problem stellten Stoffe dar, die bei der Verarbeitung zugegeben werden mussten. So musste der Leim mit Alaun versetzt werden, damit er die Zellulosefasern besser benetzte.

Ab 1900 etwa ließ sich Alaun durch das billigere Aluminiumsulfat ersetzen. Wurde dieses allerdings etwas zu hoch dosiert, wie es damals üblich war, bildete sich daraus Schwefelsäure, die die Papierfasern zerstörte.

Es erforderte umfangreiche Forschungen, um Methoden zu entwickeln, wenigstens die wichtigsten Kulturschätze des 19. und 20. Jahrhunderts zu bewahren. Eine Aufgabe, die nicht nur teuer ist, sondern auch noch lange dauern wird.

Papiermaschine in einer Produktionshalle

Maschinen produzieren heute tonnenweise Papier

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 03.06.2020)

Quelle: WDR

Darstellung: