Die Front des Ludwigsburger Schlosses. Davor ein großer Platz, auf dem vereinzelt Menschen zu sehen sind.

Porzellan

Die Ludwigsburger Porzellan-Manufaktur

1708 fand Johann Friedrich Böttger in Meißen heraus, wie man Porzellan herstellt. Danach war der Siegeszug des "Weißen Goldes" nicht mehr aufzuhalten. Auch in Ludwigsburg wurde zwischen 1758 und 2016 Porzellan produziert.

Von Sabine Kaufmann

So machte der Handwerksmeister Elias Vater 1729 dem amtierenden Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg den Vorschlag, "so schenes Porzellan zu machen als derley in Sachsen zu haben". Doch erst 30 Jahre später kam es 1758 auf Befehl von Herzog Carl Eugen zur Gründung einer Porzellanfabrik.

Unter der handwerklichen Leitung von Joseph Jakob Ringler konnte die Produktion ein Jahr später beginnen. Die Manufaktur beschäftigte bald 179 Porzellanhandwerker. Außerdem kam noch eine Fayence-Manufaktur hinzu. Binnen kürzester Zeit erreichte die Manufaktur bereits ihre künstlerische Blütezeit und konnte mit den europäischen Manufakturen ersten Ranges durchaus Schritt halten.

Im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens schuf der Maler G.F. Riedel das für Ludwigsburg berühmte Schuppenmuster. Es war eine der ersten Porzellanformen, die mit Relief gearbeitet wurden. Bis dato wurde Porzellan meist nur bemalt, aber nicht plastisch ausgestaltet. Die geschuppte, reliefförmige Struktur des Ludwigsburger Porzellans sollte für sich alleine wirken. Riedel verzichtete ganz auf eine großflächige Bemalung des Porzellans. Das Schuppenmuster wird heute noch in der Manufaktur hergestellt.

Ebenso bedeutsam war die künstlerische Produktion der Musiksolisten. Zu der Figurengruppe, die J.C.W. Beyer um 1763 kreierte, gehören eine Sängerin, Gitarrenspielerin, eine Kaffeetrinkerin, eine Spinettspielerin und drei weitere Musiker.

Eines der bedeutendsten Service, die in der künstlerischen Hochzeit entstanden, ist das Giovanelli-Martinelli-Service. Herzog Carl Eugen erkannte bald die Bedeutung von Porzellan als repräsentatives Geschenk. Das luxuriöse Tafel- und Toilettenservice machte er dem norditalienischen Grafen Giovanelli zum Geschenk, aus Dankbarkeit für die vielen Annehmlichkeiten, die er auf seinen Italienreisen durch den Grafen erfahren hatte. Die Porzellangegenstände waren sehr aufwändig mit Landschafts- und Blumenmalereien sowie Glodverzierungen versehen.

Bereits wenige Jahre nach der Gründung um 1775 begann der Verfall der Manufaktur. Herzog Carl Eugen verlegte seine Residenz von Ludwigsburg nach Stuttgart, Hofstaat und große Teile des Militärs nahm er mit. Die Versuche König Friedrichs I. von Württemberg, die Manufaktur durch Einfuhr von weißer Porzellanerde aus Frankreich samt französischen Fachleuten zu stärken, waren nur von kurzer Dauer. 1824 wurde die Manufaktur von König Wilhelm I. von Württemberg bereits wieder geschlossen. Sie war nicht mehr rentabel genug.

Erst drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg lebte die Tradition der Ludwigsburger Porzellan-Manufaktur wieder auf. 1967 bezog die Manufaktur ihre Wirkungsstätte im Ludwigsburger Schloss. Außerdem kamen Räume für Mal- und andere Demonstrationszwecke hinzu.

Nach einer Zahlungsunfähigkeit 2008 und einer Insolvenz 2014 wurde die Firma 2016 endgültig aufgelöst.

Quelle: SWR | Stand: 07.01.2020, 14:30 Uhr

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