Schiffsbau

Von Jürgen Kleinschnitger (WDR)

Wie ein Tanker entsteht

Luftaufnahme der Werft Lindenau in Kiel.

Der Auftrag: Ein Reeder benötigt einen neuen Tanker. Er wendet sich an eine Werft und erklärt dieser, wie das Schiff beschaffen sein soll, unter anderem wie groß es sein soll, welche Flüssigkeiten es transportieren und welche Strecken es befahren soll. Davon hängt die technische Ausstattung des Schiffs ab.

Der Auftrag: Ein Reeder benötigt einen neuen Tanker. Er wendet sich an eine Werft und erklärt dieser, wie das Schiff beschaffen sein soll, unter anderem wie groß es sein soll, welche Flüssigkeiten es transportieren und welche Strecken es befahren soll. Davon hängt die technische Ausstattung des Schiffs ab.

Der Entwurf: Sind alle Eckdaten abgesteckt, geht es an die Planung. Mithilfe von Computern entwickeln die Ingenieure die optimale Rumpfform für den neuen Tanker. Die Tragfähigkeit, das Ladevolumen des Tanks und die Geschwindigkeit müssen stimmen. Das Schiff muss zudem die geltenden Vorschriften erfüllen, was die Sicherheit und die Schwimmeigenschaften anbelangt.

Die Tests: Steht der Entwurf, müssen bis zu 10.000 technische Dokumente erarbeitet werden. Bevor der Tanker in der Werft in den Bau geht, machen die Schiffbauer Modellversuche und Crashtests am Rechner. Im Versuchsbecken, etwa in dem der Hamburgischen Schiffsbau-Versuchsanstalt (HSVA), überprüfen die Konstrukteure die Geschwindigkeit und den Seegang am Modell.

Die Sicherheit: Die deutschen Ingenieure haben in den vergangenen 50 Jahren den technischen Fortschritt im Tankerbau maßgeblich geprägt. Seit 1976 bauen die Werften in Deutschland Doppelhüllentanker, die seit 2010 Pflicht in der Seeschifffahrt sind. Auf den Binnengewässern sind die Doppelhüllen ab 2018 Pflicht.

Die Zulieferer: Die Werft baut das Schiff nicht allein. Die Zulieferfirmen fertigen die Einzelteile des Tankers, darunter das Getriebe, die Dieselaggregate, die Schalttafeln, die Kabel, die Fenster und vieles mehr. Um den Tanker fristgerecht zu bauen, müssen die Teile in der richtigen Reihenfolge an die Werft geliefert werden.

Der Zusammenbau: In der Werft setzen mehrere Hundert Mitarbeiter die Einzelteile zu größeren Sektionen zusammen. In etwa zehn Monaten entsteht so nach und nach der Tanker.

Der Stapellauf: Die Werftarbeiter lassen den Tanker zu Wasser. Nach dem Stapellauf rüsten sie das Schiff endgültig aus. Wenn der Tanker die ersten Fahrproben gemeistert hat, zahlt der Reeder dafür. Der Bau eines Riesen kostet viele Millionen Euro. Damit sich die Investition rentiert, muss der Tanker seinen Dienst über viele Jahrzehnte leisten.

Die Wirtschaftslage: Die Schiffsindustrie in Deutschland leidet unter der internationalen Konkurrenz. Vor allem in China und Korea sind in den vergangenen Jahren viele Werften entstanden, die deutlich günstiger produzieren. Zahlreiche deutsche Werften sind seither Konkurs gegangen.

Stand: 30.09.2019, 14:17 Uhr

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