Streuobstwiese im Frühling

Wiese

Wiesen statt Rasen

Für manchen Anhänger der alten englischen Gartenschule ist der Rasen in seinem Vorgarten nichts anderes als die Verlängerung seines Wohnzimmerteppichs. Ein Vergleich, der gar nicht so verkehrt ist.

Von Dieter Engelmann

Grundsätzliches

Denn der klassische "Englische Rasen" erscheint dem Auge zwar ebenmäßig grün, ist aber genau so leblos und unbewohnt wie der Teppich in der guten Stube. Wer es lieber etwas bunter, duftender und vor allem auch lebendiger haben möchte, der findet hier ein paar Tipps für das Anlegen einer naturnahen Blumenwiese.

Das Anlegen einer artenreichen und naturnahen Wiese ist kein Werk eines einzigen Sommers – dessen sollte man sich bewusst sein. Es können durchaus mehrere Jahre vergehen, bis das Ergebnis den Vorstellungen entspricht.

Prinzipiell lässt sich fast überall ein kleines Stück Blumenwiese anlegen. Oft reicht es schon aus, auf Düngung zu verzichten und die Flächen nur noch ein- bis zweimal im Jahr zu mähen.

Wer wirklich ganz neu beginnen will und die Möglichkeit dazu hat, sollte einen nährstoffarmen Boden verwenden. Zu viel Stickstoff verhindert eine größere Artenvielfalt.

In solchen Fällen hilft nur die langsame "Abmagerung" der Wiese. Dafür muss das Mähgut nach jedem Schnitt entfernt werden. Dadurch wird die Rückführung der darin enthaltenen Nährstoffe verhindert, der Stickstoffgehalt sinkt. Der Effekt tritt allerdings erst nach einigen Jahren ein.

Kleine Unterschiede in der Fläche, sei es im Relief oder auch in der Bodenzusammensetzung, sind eher von Vorteil. Schließlich hat jede Pflanze ihre persönlichen Vorlieben und Ansprüche an den Standort, die sie im Konkurrenzkampf entsprechend stärken. Die Vielfalt im Standort führt somit meist auch zu mehr Vielfalt bei der Artenzusammensetzung.

Rasenfläche

Leblos und unbewohnt

Vorbereitung

Bei der Neuanlage sollte der Boden grundsätzlich vorher umgegraben werden. Dies gilt besonders, wenn die Wiese auf einem ehemaligen Rasen oder einer anderen Grasfläche angelegt werden soll.

Die obere Bodenschicht mit der Grasnarbe muss ausreichend mit Erde bedeckt sein, die für die Aussaat fein geharkt werden muss. Hilfreich ist es, dabei auch gleich größere Steine auszusortieren, um später beim Mähen unliebsame Zusammenstöße zu vermeiden.

Auch größere Wurzelstöcke und Ausläufer entfernt man besser aus der Erde. Ackerkratzdistel, Quecken und Brombeeren sind zähe Überlebenskämpfer und können eine frisch angesäte Wiese recht schnell wieder dominieren.

Eine Rasenfläche wird umgegraben

Zuerst muss umgegraben werden

Säen

Von den gängigen Blumenwiesen-Mischungen, die man im Handel angeboten bekommt, ist eher abzuraten. Sie bestehen zwar häufig aus einer großen Anzahl verschiedener Arten, doch meist handelt es sich dabei um einjährige Sommerblumen. Die ganze Pracht ist bereits im zweiten Jahr zum größten Teil verschwunden. Außerdem handelt es sich bei vielen Arten um Zuchtformen, die für dauerhafte Wiesengesellschaften meist ungeeignet sind.

Viel sinnvoller ist es, sich bei speziellen Anbietern mit dem Samen einheimischer Arten zu versorgen. Dabei kann durchaus erst einmal eine artenarme Mischung zum Einsatz kommen. Denn man sollte die Samen nicht zu dicht säen.

In einem lückenhaften Bestand können sich die Kräuter ohne allzu große Konkurrenz in Ruhe entwickeln. Außerdem bleibt Platz für eine spätere Nachsaat beziehungsweise für Samen, die entweder noch im Boden vorhanden sind oder die der Wind von den umgebenden Wiesen heranträgt.

Wer sich ein wenig auskennt, kann auch die Samen der für die Region typischen Pflanzen selbst auf den Wiesen besorgen. Es ist sicher die kostengünstigste Variante, setzt aber voraus, dass man die Arten und den Zeitpunkt ihrer Fruchtreife kennt.

Dabei gilt es zu beachten, dass kleine Samen oft schwerer zum Keimen kommen als größere Samen. Außerdem benötigen manche hartschalige Samen öfter ein oder zwei Jahre, bevor sie schließlich keimen.

Eine Hand hält Samen über eine Wiese.

Samen regional vorkommender Arten sind empfehlenswert

Bei mildem Wetter kann noch bis in den Oktober gesät werden. Manche Pflanzen (zum Beispiel Doldengewächse oder Wiesenprimel) benötigen für die Keimung einen Kältereiz. Für sie ist eine späte Aussaat daher sogar von Vorteil.

Allgemein ist das Frühjahr aber der beste Zeitpunkt für eine Aussaat. Die Fläche sollte nach der Aussaat möglichst gleichmäßig feucht gehalten werden. Beim Gießen sollte man darauf achten, dass der Boden nicht verschlämmt.

Quelle: SWR | Stand: 04.03.2020, 10:00 Uhr

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