Traditioneller Baderaum mit schönem Licht

Badekultur

Der Hamam

Das orientalische Badehaus wird Hamam genannt und schafft eine Badekultur wie aus 1001 Nacht: traumhafte Düfte, wohliges Licht und eine angenehme Stimmung, die allen Stress vergessen lassen.

Von Andrea Schultens und Anette Kiefer

Schwitzbad und Nabelstein

Der Besuch im türkischen Hamam verläuft nach einem immer gleichen Ritual. In ein traditionell rot-weiß-kariertes Baumwolltuch gehüllt, betritt der Besucher zunächst das Herzstück eines jeden Hamams: einen körperwarmen Raum, in dessen Deckenkuppel sternförmige Öffnungen eingelassen sind.

Die Kuppel ahmt das himmlische Firmament nach und lässt gedämpftes Licht einfallen. Hier entspannen Gäste bei einem Glas Tee, hier lässt man sich später noch einmal massieren oder ruht sich einfach aus.

Doch zunächst geht es in den Heißraum. Rings um das warme Steinpodest, auf dem mehrere Personen auch im Liegen genügend Platz finden, sprudelt in Nischen oder Seitenflügeln warmes und kaltes Wasser aus Wasserhähnen. Der Besucher nimmt zunächst neben einem Marmorbecken Platz, schöpft mit bereitstehenden Kupferschalen warmes Wasser daraus und schüttet es sich von Kopf bis Fuß über den Körper.

Nach der rituellen Waschung kann man es sich schließlich auf einem großen, warmen Steinpodest gemütlich machen, das auch "Nabelstein" genannt wird. Bei 50 Grad Celsius und 65 Prozent Luftfeuchtigkeit trägt das um den Körper gewickelte nasse Baumwolltuch dazu bei, dass er weder unterkühlt noch überhitzt wird.

Spätestens hier beginnen Geist und Körper sich zu entspannen: Durch die feuchte Luft des Dampfbads und die Wärme des beheizten Marmorpodests lockern sich die Muskeln. Die Hautporen öffnen sich und bereiten den Körper auf die folgenden Anwendungen vor.

Badebecken in einem Hamam

Ein traditioneller Hamam im Iran

Bürstenmassage und Seifenschaum

Nach Waschungsritual und Schwitzbad reibt der Hamam-Meister abgestorbene Hautpartikel sanft von der Haut ab. Dieses Körper-Peeling führt er mit einem Handschuh aus Seide, Kokosfaser oder Ziegenhaar durch. Dabei werden die obersten Hautschichten entfernt und das Bindegewebe gut durchblutet.

Dadurch wird der Stoffwechsel angeregt. Gleichzeitig fühlt sich die Haut nun samtweich an und kann wieder frei atmen.

Dann folgen das mehrmalige Einseifen und die Seifenschaummassage: Der Hamam-Meister, auch "Masör" genannt lässt große Schaumflocken auf den Körper des Gastes fallen, der unter einem Berg von Seifenschaum verschwindet.

Der Bader wäscht, knetet und dehnt den entspannten Körper des Besuchers gut 20 Minuten lang. Das soll eine deutlich schönere, reinere Haut ergeben. Ihren Ausklang findet die Wohlfühlzeremonie im warmen Nebenraum unter der Dachkuppel. Hier wird Tee gereicht und Ruhe geboten.

Orientalisches Schwitzen im deutschen Wellnesstempel

Auch in Deutschland erfreuen sich traditionelle Bäder wieder höchster Beliebtheit. Das orientalische Schwitzbad findet sich oft in Hotels oder Wellnessbädern.

Einige wenige Hamams sind ausschließlich der orientalischen Tradition nachempfunden. In Hamburg oder Bad Dürkheim etwa finden sich Hamams, die den echten türkischen Badehäusern sehr nahe kommen. Hier muss man sich lange vorher anmelden und einen Termin vereinbaren.

Steinplateau eines Hamams

Hamam als Teil einer großen Saunalandschaft

Traditionelle Bäder in der Türkei

Das Baden in einem traditionellen Badehaus in der Türkei ist ein einmaliges Erlebnis mit beeindruckender Architektur und gutem Service.

Doch für viele Türken gehört das öffentliche Schwitzbad – einst sozialer Treffpunkt und Inbegriff der rituellen Reinigung – der Vergangenheit an.

Während der Hamam in Deutschland einen Boom erlebt, geht es mit der Kultur des traditionellen Schwitzbades in der Türkei bergab. In vielen türkischen Großstädten ist inzwischen eher die finnische Sauna gefragt.

Hamam in Damaskus

Traditionelle Hamams haben zu kämpfen

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 14.08.2018)

Quelle: WDR

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