Talismane

Von Monika Sax (WDR)

Kleeblatt, Glücksschwein und Co. – die beliebtesten Glücksbringer

Eva soll ein vierblättriges Kleeblatt als Andenken aus dem Paradies mitgenommen haben. Findet man ein solches, so der Aberglaube, besitzt man selbst ein Stück vom verlorenen Paradies. Vielleicht gilt ein Klee mit vier Blättern aber auch einfach deswegen als Glücksbringer, weil er so selten und damit etwas ganz Besonderes ist.

"Schwein gehabt": Das sagte man im Mittelalter zum schlechtesten Teilnehmer eines Ritterturniers. Er bekam als Trostpreis ein Schwein. Schweine galten auch deshalb als Glücksbringer, weil sie sich bescheiden von allem ernähren, was ihnen vor den Rüssel kommt. Sie werden fett und wertvoll von (fast) nichts.

Der Schornsteinfeger hat eine besondere Karriere hingelegt: Stand er zuerst lange wegen seiner schwarzen Gesichtsfarbe auf einer Stufe mit dem Teufel, erkannten die Menschen im Mittelalter seinen Nutzen. Er reinigte die Kamine und sorgte dafür, dass die Brandgefahr verringert wurde. Damit brachte er den Bewohnern Glück und schützte deren Hab und Gut.

"Scherben bringen Glück." Bei Hochzeiten, Trinkfesten und Schiffstaufen soll zerbrochenes Glas oder Keramik eine glückliche Zukunft sichern. Mit dem Lärm möchte man böse Geister vertreiben. Dieser Glaube geht wahrscheinlich auf Opferrituale zurück, bei denen der Priester das Opferschälchen zum Abschluss der Zeremonie zerschlug.

Fatimas Hand wird vor allem in der arabischen Welt als Schutz gegen den bösen Blick getragen und ist ein Symbol für Kraft und Glück. Fatima war die jüngste Tochter des Propheten Mohammed. Die "Königin der Frauen des Paradieses" wird ähnlich wie Maria im Christentum als sündenfreie Jungfrau verehrt.

In Japan heißt der beliebteste Glücksbringer "Maneki Neko" oder "winkende Katze". Die Menschen tragen die magische Katze entweder als Schutzamulett oder stellen Figuren in Haus und Geschäft auf. Die winkende Katze soll Kunden einladen und Geld und Glück ins Haus bringen.

Inder sehen die Schildkröte als Erhalter der Welten, als Vater aller Kreaturen. Das weise Reptil trägt die "ganze" Welt auf ihrem Panzer. Sie ist Sinnbild des ewigen Wandels aus Geburt und Sterben. Trägt man eine kleine Nachbildung einer Schildkröte mit sich, schenkt sie dem Träger ein langes und gesundes Leben und schützt vor Krankheiten.

In China gilt der Drache als Glücksgott. Der Legende nach sind Drachen die Väter der ersten Kaiser. Deswegen herrschten die Kaiser unter dem Symbol des Drachen als Zeichen für ihre Weisheit und göttliche Macht. Ihr Thron hieß Drachenthron und wenn ein Kaiser starb, ritt er auf einem Drachen in den Himmel.

Schon im 13. Jahrhundert wurden in China geheime Botschaften in kleine Kuchen gesteckt, um sie so an den mongolischen Besatzern vorbeizuschmuggeln. Ein ganzer Volksaufstand wurde dank der gefüllten Leckereien erfolgreich koordiniert. Später wurden die revolutionären Botschaften durch Sinnsprüche oder gute Wünsche ersetzt. Der Glückskeks, wie wir ihn heute kennen, ist die Erfindung eines Gastronoms in den USA, der aus Japan eingewandert war.

An keinem maltesischen Fischerboot darf es fehlen: das Auge am Bug, das Glück bringen soll. Das Horus- oder Osiris-Auge stammt wahrscheinlich noch von den Phöniziern und soll alle Gefahren rechtzeitig erkennen.

Wichtig ist vor allem die richtige Anwendung des Hufeisens, damit es Glück bringt. Zum einen darf man es nicht kaufen, sondern muss es wirklich finden. Zum anderen soll die Öffnung des aufgehängten Eisens nach oben zeigen. So kann das Glück hineinfließen, aber nicht mehr herausfallen.

Seltsam, dass ausgerechnet der giftige Fliegenpilz zum Glücksbringer wurde. Eine Erklärung liefert eine Legende: Odin reitet zur Wintersonnwende mit seinem Pferdewagen durch den Nachthimmel und überall, wo das Gemisch des Blutes und des weißen Geifers seines Pferdes zu Boden fällt, wachsen neun Monate später Fliegenpilze. Odin gilt als Gott der Ekstase und Erkenntnis. Durch die Pilze kann man mit dem Gott kommunizieren.

Stand: 27.02.2020, 19:00 Uhr

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