"Dat und wat" in aller Munde
Streng genommen ist die Sprache im Ruhrgebiet kein eigener Dialekt, sondern eine prägnante Alltagssprache, die vielen verschiedenen Spracheinflüssen unterlag.
Sprachgeschichtlich gehören die Mundarten im Ruhrgebiet zu den westniederdeutschen Dialekten. Auf dem Gebiet zwischen Bochum, Dortmund und Essen sprach man Westfälisch, zwischen Mülheim, Duisburg, Oberhausen behauptete sich lange das Niederfränkische oder Niederrheinische.
Da die westniederdeutschen Mundarten nördlich der "Benrather Linie" gesprochen werden, haben sie die Zweite Lautverschiebung im 7./8. Jahrhundert nicht mitgemacht. Das erklärt, warum "dat" und "wat" auch heute noch in aller Munde ist.
Doch ansonsten sind die ursprünglichen Dialekte fast ganz verschwunden. Entstanden ist ein sprachliches Potpourri aus hoch- und mitteldeutschen Dialekten, in die viele polnische, jiddische und irische Begriffe mit eingeflossen sind.

Die unterschiedlichen Einwanderer prägten den Dialekt nachhaltig
Ein Slang – viele Einflüsse
Ab dem 18. Jahrhundert kamen im Verlauf der Industrialisierung viele polnische und irische Einwanderer ins Ruhrgebiet, um in den Kohleminen zu schuften. Ihre Bergmannssprache und die vielen speziellen Ausdrücke rund um die Arbeit haben den Ruhrpottslang nachhaltig geprägt. Das Wort "Mottek" ("Hammer") kommt aus dem Polnischen. Und die "Lore", mit der der Kohlenwagen gemeint ist, geht auf das irische Wort "lorry" zurück.
Auch jiddische Ausdrücke, die auf bayerischen und ostmitteldeutschen Dialekten des 14. Jahrhunderts basieren, sind zahlreich im Ruhrpottplatt anzutreffen. "Red kein' Schmonses" für "komplizierten Unsinn sprechen" oder die "Schickse", die klischeehaft das kleine Mädchen im Blumenkleid und mit Zöpfen meint, sind Beispiele für den jiddischen Einfluss, genauso wie "meschugge" für verrückt oder der Begriff "Oschek", der einen großen und gefährlich dreinschauenden Menschen bezeichnet.
Selbst französische Einflüsse lassen sich entdecken. Die "Plörre", die jedem Biertrinker im Ruhrpott nur Verachtung entlockt, ist im Grunde ein Getränk, das zu wässrig ist. Demnach könnte es auch "Blümchenkaffee" sein, bei dem man den Boden in der vollen Kaffeetasse sehen kann. "Plörre" leitet sich vom französischen Wort "pleurer", also "weinen" ab. Tränen sind – nüchtern betrachtet – ja auch nur Wasser.
Quelle: SWR | Stand: 09.06.2020, 10:09 Uhr