Gesichter des Widerstandes

Von Alexandra Trudslev (WDR)

Ken Saro Wiwa, Mahatma Gandhi, die Geschwister Scholl – sie alle kämpften für mehr Menschenrechte und Gerechtigkeit. Wir zeigen einige berühmte Gesichter des Widerstandes.

Ken Saro Wiwa (1941-1995) starb, weil er nicht hinnehmen wollte, dass der Erdölkonzern Royal Dutch Shell den Lebensraum der Ogoni im Niger-Delta verseuchte. Damit stellte sich der nigerianische Schriftsteller nicht nur gegen einen mächtigen Konzern, sondern auch gegen den brutalen Militärdiktator Sani Abacha. Auf dessen Geheiß wurde Ken Saro Wiwa zusammen mit acht weiteren Angeklagten der Ogoni-Bewegung in einem Schauprozess zum Tod durch Erhängen verurteilt. Dass er für sein Engagement mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden war, schützte Ken Saro Wiwa nicht. In seinem Schlussplädoyer prophezeite er, dass Shell eines Tages zur Verantwortung gezogen werden würde. Tatsächlich verurteilte ein US-Gericht 2015 den Konzern zur Zahlung von Schadenersatz.

Er ist die Symbolfigur des gewaltlosen Widerstandes: "Mahatma" Gandhi (1869-1948). Der indische Rechtsanwalt, dessen richtiger Name Mohandas Karamchand Gandhi lautet, protestierte mit vielen gewaltlosen Aktionen gegen die britische Kolonialmacht in Indien. Dazu gehörten zum Beispiel Hungerstreiks, Protestmärsche und ein Boykott britischer Stoffe – weshalb man Gandhi auf Fotos oft nur mit einem simplen weißen Tuch bekleidet sieht. Er wurde politischer und geistiger Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, landete immer wieder im Gefängnis und schaffte es, mit seinem durchgängig friedlichen zivilen Ungehorsam 1947 das Ende der Kolonialherrschaft herbeizuführen. 1948 wurde Gandhi in Neu-Delhi von einem Fanatiker erschossen.

Sie gehörten zu den jungen, mutigen Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus: Hans und Sophie Scholl. Die Geschwister waren Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe "Weiße Rose", die in den Jahren 1942/43 mit Flugblättern in München und Süddeutschland zum Protest gegen Hitlers Regime aufrief. Am 18. Februar 1943 kam es zu einem folgenreichen Zwischenfall: Nachdem Sophie und Hans in der Universität München Flugblätter ausgelegt hatten, warf Sophie zum Schluss noch schnell einen Stapel in den dortigen Lichthof. Dabei wurden die Geschwister vom Hausmeister erwischt, der die Gestapo rief. Nur wenige Tage später wurden die beiden und Christoph Probst, ebenfalls Mitglied der Gruppe, zum Tode verurteilt. Sie starben durch das Fallbeil.

Baptistenpastor Martin Luther King (1929-1968) forderte die Bürger auf, die städtischen Busse in Montgomery zu boykottieren, in denen Schwarze den Weißen ihren Platz überlassen mussten. Und er hatte Erfolg: Ein Gericht verbot schließlich diese Form der Diskriminierung. In den 1950er und 1960er Jahren wurde King zum Sprecher der schwarzen Bürgerrechtsbewegung ("Civil Rights Movement"). Durch ihn wuchs das Selbstbewusstsein der schwarzen Bevölkerung, eine Massenbewegung formierte sich. 1964 wurde das Gesetz der Rassentrennung aufgehoben und Martin Luther King erhielt den Friedensnobelpreis. Wer den Bürgerrechtler vier Jahre später in Memphis erschoss, ist bis heute unklar. Verurteilt wurde ein Rassist, der allerdings bis zu seinem Tod seine Unschuld beteuerte.

Nelson Mandela (1918-2013) war die Anti-Apartheid-Ikone im Freiheitskampf Südafrikas. Der Jurist engagierte sich schon früh in der politischen Opposition gegen die weiße Minderheitsregierung in Südafrika, die Schwarze systematisch unterdrückte. Mandela schloss sich 1944 dem Afrikanischen Nationalkongress (ANC) an und kämpfte gegen Apartheid. Für seine Aktivitäten im ANC verurteilte ihn ein Gericht 1964 zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe. Nach 28 Jahren Haft kam er schließlich frei. 1993 erhielt er den Friedensnobelpreis, ein Jahr später führte er als erster schwarzer Präsident Südafrikas sein Land in die Demokratie.

Er war der singende Kritiker der DDR-Diktatur: Wolf Biermann (geboren 1936). Der Hamburger siedelte 1953 mit 17 Jahren als überzeugter Sozialist in die DDR über. Dort studierte er unter anderem Philosophie, arbeitete am Theater und schrieb unter dem Eindruck des Mauerbaus zunehmend regimekritische Lieder. 1965 verhängte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) gegen ihn ein Auftritts- und Publikationsverbot. Biermann durfte 1976 auf Einladung der IG Metall ein Konzert in Köln geben, wo er sich kritisch gegenüber der DDR äußerte. Daraufhin wurde Wolf Biermann ausgebürgert. Es gab Proteste in Ost und West, Solidaritätsbekundungen und Briefe an die Partei. Doch Biermann durfte erst nach der Wende 1989 wieder in Ostdeutschland auftreten.

Er war der Held der Arbeiter Polens während des Kommunismus: Lech Wałęsa (geboren 1943). Der Elektriker wurde 1980 zur Symbolfigur des Widerstandes gegen die Arbeitsbedingungen auf der Danziger Lenin-Werft. Bereits 1970 war er dort Mitglied des illegalen Streikkomitees. Nachdem ein im Jahr 1975 organisierter Streik blutig niedergeschlagen wurde, verlor Wałęsa seine Arbeit. Im Untergrund arbeitete er am Aufbau einer freien Gewerkschaft. 1980 wurde er Anführer der Gewerkschaft Solidarność und erreichte später deren Legalisierung. 1983 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Lech Wałęsa organisierte von 1989 an eine politische Opposition, die halbfreie Wahlen durchsetzte und die Wende einleitete. 1990 wurde er zum Präsidenten Polens gewählt.

Ai Weiwei (geb. 1957 in Peking) ist die kritische Künstlerstimme Chinas. Der Konzeptkünstler lebte viele Jahre in New York, bevor er 1993 nach China zurückkehrte. Dort äußerte er sich kritisch gegenüber der Regierung, prangerte Umweltskandale an, forderte mehr behördliche Transparenz im Umgang mit der Erdbebenkatastrophe 2008 und kritisierte mit seinen Werken unter anderem die maßlose Ressourcenverschwendung. Ab 2010 nahmen die Repressalien seitens der Regierung zu. Als sein Atelier abgerissen wurde, dokumentierte er dies im Internet. Ai Weiwei durfte nicht mehr ausreisen, er wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und 2011 wegen angeblicher Steuervergehen verhaftet. Als er wieder freikam, durfte er jedoch weder an seinem eigenen Berufungsprozess teilnehmen noch ausreisen – ihm wurde jahrelang sein Pass nicht wieder ausgehändigt. Seit 2015 lebt Weiwei im Ausland, unter anderem in Berlin und Cambridge.

Die Band "Pussy Riot" schockieren singend die russische Gesellschaft: etwa zehn junge Frauen mit gestrickten Sturmhauben auf dem Kopf und jeder Menge Wut im Bauch. 2011 traten Pussy Riot als Punkrockband mit zahlreichen regierungskritischen Spontankonzerten und Performances auf Moskaus öffentlichen Plätzen in Erscheinung. Nach einem spontanen Punkkonzert in einer Moskauer Kathedrale, wo sie mit einem "Punk-Gebet" gegen die Allianz von Staat und Kirche protestierten, wurden drei Mitglieder inhaftiert und nach einem aufsehenerregenden Protest in ein Straflager geschickt. Zahlreiche ausländische Künstler und Politiker protestierten gegen das Urteil. 2018 verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Russland zur Zahlung von mehreren Tausend Euro Schmerzensgeld und Schadensersatz an die drei Frauen – wegen Verletzung ihrer Menschenrechte.

Whistleblower Edward Snowden (geboren 1983). Der Informatiker und ehemalige Mitarbeiter einer für die "National Security Agency" (NSA) tätigen Firma spielte im Jahr 2013 einem Journalisten brisante, streng geheime Informationen zu. Es ging um US-amerikanische Programme, die die weltweite Internetkommunikation überwachen. Als Motivation soll Snowden angegeben haben, nicht in einer Welt leben zu wollen, in der alles, was er tue oder sage, aufgezeichnet werde. Die Veröffentlichung der geheimen Informationen hatte einen der größten Spionage-Skandale der Geschichte zur Folge. Inzwischen lebt Snowden im Exil in Moskau.

Stand: 22.04.2020, 14:45 Uhr

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