Schmerzen trotz Arthrose-Knieoperation
Planet Wissen . 15.10.2019. 04:22 Min.. Verfügbar bis 15.10.2024. WDR.
Arthrose
Schmerzhafte künstliche Kniegelenke
Viele Patienten wünschen sich ein künstliches Gelenk, weil sie auch im Alter mobil sein wollen. Es klingt verlockend: Nach jahrelangen Schmerzen endlich ein neues Knie, mit dem das Leben neu beginnen kann. Aber der Erfolg ist nicht garantiert.
Von Ilka aus der Mark
Die Erfahrung der Chirurgen ist entscheidend
Mehr als 150.000 künstliche Kniegelenke werden in Deutschland mittlerweile jedes Jahr eingesetzt – Tendenz steigend. Ein Viertel der Patienten hat langfristig nach der Operation weiterhin Beschwerden.
Auch Wilhelm Krimm ging das so. Er hatte nach der Implantation sogar mehr Schmerzen als vorher durch die Arthrose. Sein Orthopäde bat um Geduld. Aber Wilhelm Krimm ertrug den Alltag nur noch mit einer starken Schmerztablette am Morgen. Nach 14 Monaten begann sein Magen zu rebellieren. Da wusste er, dass es so nicht weitergehen konnte.
Krimm holte sich eine zweite Meinung ein. Und das war gut so. Der neue Arzt entdeckte auf dem Röntgenbild, das direkt nach der Implantation des künstlichen Kniegelenks gemacht worden war, zwei mögliche Ursachen für die Schmerzen: Die Knieprothese hatte eine Schieflage. Und sie war instabil.
Operationsfehler sind bei künstlichen Kniegelenken keine Seltenheit. Der Eingriff gilt zwar als Routine-Operation, tatsächlich aber ist das Kniegelenk ein komplexes Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen, Bändern und Knochenstrukturen. Vom Chirurgen erfordert das viel Erfahrung.
Studien mit mehreren hunderttausend Patienten kommen zu dem Ergebnis: Je häufiger ein Chirurg diese Operation durchführt, desto besser ist das Ergebnis. Wer sich ein künstliches Gelenk implantieren lassen will, sollte das in einer zertifizierten Klinik (ENDOCERT) machen lassen, die ihre Spezialisierung offiziell nachweisen musste.

Beim Einsatz eines Kniegelenks ist die Erfahrung des Chirurgen entscheidend
Beschwerden durch Infektionen oder Schmerzgedächtnis
Schmerzen nach dem Einsatz eines künstlichen Kniegelenks entstehen zwar häufig, aber nicht nur durch Operationsfehler. Auch bakterielle Entzündungen des Gewebes rund um die Prothese kommen vor. Sie können sogar durch scheinbar harmlose Infektionen wie einen Schnupfen oder einen entzündeten Zehennagel entstehen. Dreizehn von hundert Prothesenwechseln finden aufgrund solcher Infektionen statt.
Aber egal ob mechanischer Operationsfehler oder Infektion: In der Regel muss die Prothese in diesen Fällen bei einer erneuten Operation ausgetauscht werden. Wenn die Ärzte gar keine Ursache für die Schmerzen ausfindig machen, kann es auch am sogenannten Schmerzgedächtnis liegen. Das ist bei jedem Patienten sehr unterschiedlich ausgeprägt. In diesen Fällen empfehlen die Ärzte, abzuwarten – und häufig gehen die Schmerzen dann tatsächlich nach einer gewissen Zeit zurück.

Auch nach einer Operation können die Schmerzen bleiben
Ein künstliches Kniegelenk sollte immer die letzte Wahl sein
Man kann davon ausgehen, dass die Mehrheit der Knieprothese-Patienten zufrieden ist. Trotzdem gibt es häufig noch Restbeschwerden. In der Regel spüren Patienten über einen längeren Zeitraum leichtere Schwellungszustände, Ziehen im Gelenk oder haben wetterabhängige Probleme.
Die Lösung aller Probleme ist die Knieendoprothese also in der Regel nicht. Deshalb sollte sie nicht die erste, sondern immer die letzte Wahl bei einer Arthrose sein. Vorher sollte der Patient alle konservativen Behandlungsmethoden ausgeschöpft haben: anti-entzündliche Medikamente etwa, Physiotherapie und Gewichtsabnahme.
Erst wenn das alles nichts genützt hat, der Patient immer noch starke Schmerzen hat und auch das Röntgenbild noch deutliche Zeichen der Arthrose zeigt, sollte ein künstliches Kniegelenk in Erwägung gezogen werden.

Operationen sind immer mit einem Risiko behaftet
Quelle: WDR | Stand: 29.10.2018, 15:09 Uhr