Ein afrikanischer Arzt untersucht ein Kind

Malaria

Kampf gegen die Malaria

Alle 30 Sekunden stirbt in Afrika ein Kind an Malaria, jedes Jahr sterben weltweit mehrere Hunderttausend Menschen an der Krankheit. Um das zu ändern, haben sich 1998 Vertreter der Weltgesundheitsorganisation, der Vereinten Nationen und der Weltbank zusammengesetzt und die Initiative "Roll Back Malaria" gegründet, zu deutsch: "Drängt die Malaria zurück".

Von Sine Maier-Bode

Afrika – Kontinent der Malaria

"Wir verpflichten uns, ernsthafte Bemühungen zu unternehmen, um die Malaria-Sterblichkeitsrate für die Menschen in Afrika bis zum Jahre 2010 zu halbieren, indem wir die Strategien und Aktionen von 'Roll Back Malaria' ausführen". So steht es in der Deklaration von Abuja. Sie stammt aus dem Jahr 2000.

In Abuja, der Hauptstadt Nigerias, trafen sich damals Regierungsvertreter aus 44 der 50 von Malaria betroffenen Länder Afrikas, um gemeinsam gegen die Krankheit vorzugehen. Die hoch gesteckten Ziele der Initiative wurden bis zum Jahr 2010 zwar nicht erreicht, doch nachdem die Industrieländer 2006 mehr Geld zur Verfügung stellten, geht es deutlich aufwärts mit der Bekämpfung der Tropenkrankheit.

Neun von zehn Menschen, die an Malaria sterben, stammen aus Afrika. Es gibt mehrere Gründe, weshalb es diesen Kontinent besonders hart trifft. Das Klima ist nur einer davon.

Der schwerwiegendere Grund ist die Armut. In den afrikanischen Ländern kommt vor allem die Malaria tropica vor, die schlimmste der möglichen Malaria-Erkrankungen. Erschwert wird die Situation dadurch, dass gegen die gängigen Medikamente viele Resistenzen bestehen.

Doch nach wie vor werden diese Medikamente in großen Teilen Afrikas verabreicht. Dabei bewirken sie nicht viel mehr als Lutschbonbons. Ein Verteilungsproblem. Vor allem den Dorfbewohnern bleibt häufig keine andere Wahl.

Kliniken liegen oft so weit entfernt, dass die Menschen lieber zum nächsten Drugstore gehen. Doch die Verkäufer dort sind oft unzureichend informiert und haben meist nur die preiswerten, aber wirkungslosen alten Medikamente anzubieten.

Am häufigsten betroffen sind Kinder im Alter bis zu fünf Jahren. Erst dann haben sie ihre Immunabwehr so weit aufgebaut, dass sie mit Malaria-Schüben leben können. Jeder fünfte Todesfall bei afrikanischen Kindern ist auf Malaria zurückzuführen.

Andere Kinder überstehen zwar die Krankheit, leiden aber unter den Folgen: Anämie ("Blutarmut"), Untergewicht, Epilepsie und andere neurologische Probleme behindern die Entwicklung dieser Kinder.

Der Kreislauf der Armut

Malaria ist nicht nur eine Krankheit der Armut, sie schafft auch neue Armut. Die Trauer um ein an Malaria gestorbenes Kind ist der seelische Preis, den die Bewohner in den betroffenen Gebieten immer wieder bezahlen müssen. Hinzu kommen ganz reale finanzielle Kosten.

Das Geld für die Medikamente, das Geld für Fahrten zu den Krankenstationen, das Geld, das fehlt, weil eine Mutter zu Hause bleiben muss. Manche Familie muss fast ein Viertel ihres Einkommens für Vorsorge und Behandlung ausgeben.

Und nicht nur die Familien zahlen einen hohen Preis, auch die afrikanischen Regierungen kostet die Malaria viel Geld. Sie zahlen für verbesserte Strukturen, insbesondere den Aufbau von medizinischen Stationen und für Aufklärungskampagnen. Auch indirekt verlieren die Staaten Geld, wenn weniger Touristen kommen und auch die Händler ausbleiben.

Man hat errechnet, dass die Malaria Afrika jedes Jahr zwölf Milliarden US-Dollar kostet. Doch um sie in den Griff zu bekommen, müsste nur ein Teil dieser Summe investiert werden. Deshalb hat die "Roll Back Malaria"-Initiative die Welt aufgerufen, sich finanziell an der Vermeidung dieser Katastrophe zu beteiligen.

Finanzielle Unterstützung bekommen die afrikanischen Staaten seit 2001 vor allem durch den damals gegründeten internationalen Fond gegen Aids, Tuberkulose und Malaria.

Kind an einer Pfütze in Afrika.

Leben im Malaria-Gebiet

Hilfe durch Moskitonetze

Die Mücken, die Malaria übertragen, stechen vor allem nachts. Deshalb ist eines der wichtigsten Ziele der Kampagne die Versorgung der Bevölkerung mit Moskitonetzen. Moskitonetze einer besonderen Art: Sie wurden vorher mit Insektiziden behandelt. ITNs werden sie genannt, die Abkürzung für die englische Bezeichnung "insecticide-treated nets".

Untersuchungen haben ergeben, dass die Verwendung dieser Netze die Sterblichkeitsrate erheblich verringern kann. Doch die Handhabung dieser Netze bereitet Probleme. Und schon der Kauf wirft Fragen auf: Welches soll ich kaufen, das billige oder das teure, das angeblich besser wirkt? Wo hänge ich es auf? Ist auch alles dicht? Muss ich es wirklich wieder neu mit Insektiziden behandeln lassen?

Viele Tropenbewohner nehmen lieber das preiswertere Netz als das bessere; und sie werden müde, es jedes Mal richtig zu sortieren und zu imprägnieren, in der Hoffnung, dass die alte Imprägnierung doch länger hält. Damit sich das ändert, führen Vertreter verschiedener Organisationen Informationsveranstaltungen in den Dörfern durch.

Damit die Netze überhaupt bezahlbar sind, haben die afrikanischen Länder sich verpflichtet, keine Zölle und Steuern auf Materialien zu erheben, die zur Herstellung imprägnierter Netze notwendig sind.

Außerdem unterstützen sie den Bau kleiner Firmen, die die Netze vor Ort herstellen. Eine Maßnahme, die doppelte Vorteile bietet, denn sie schafft Arbeitsplätze und den schnellen Zugang zu Netzen. Auf dem Markt gibt es auch Netze, die nur alle vier Jahre neu imprägniert werden müssen – die dann allerdings wieder deutlich teurer sind.

Ein schwarzer Junge hinter einem Moskitonetz

Schutz für die Nacht

Medikamente dringend gesucht

Ein großes Problem, vor allem in Asien, ist die Resistenz vieler Mücken gegen die gängigen Medikamente – ein Problem, das auch in Afrika zunimmt. Und wieder ist es die leidige Geldfrage, die es so schwer macht, das Problem zu lösen. Zudem wurde die Forschung an Medikamenten gegen Malaria und andere Tropenkrankheiten jahrelang vernachlässigt.

Von 1360 Medikamenten, die zwischen 1975 und 2000 neu zugelassen wurden, waren gerade einmal acht gegen Tropenkrankheiten. Ein Grund dafür dürfte sein, dass Medikamente für die Armen wirtschaftlich nicht besonders interessant sind.

Deshalb hat die Initiative "Roll Back Malaria" intensiv zur Forschung an neuen und preiswerten Medikamenten aufgerufen. Die ersten Erfolge stellen sich ein: Inzwischen gibt es eine neue Generation von Anti-Malaria-Mitteln, die sehr schnell helfen, bislang keine Resistenzen zeigen und auch keine schweren Nebenwirkungen.

Es sind Kombinationspräparate. Kombiniert werden gängige Medikamente mit dem neuen Wirkstoff Artemisin. Artemisin wird aus dem chinesischen Beifußgewächs gewonnen und ist in China eine uralte Malaria-Medizin.

Doch noch erreicht das neue Medikament viel zu wenige Betroffene. Gleichzeitig wird weiter geforscht. Darunter gibt es Initiativen, die doppelt helfen, denn manche Forschungen finden vor Ort statt.

So zum Beispiel in Kumasi, Ghana: Das KCCR (Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine) liegt in einer schwer von Malaria betroffenen Gegend, hier ist die Malaria tropica "endemisch", das heißt heimisch. Fast alle dortigen Bewohner werden schon in früher Kindheit mit dem Malaria-Parasiten infiziert. Deshalb eignet sich die Gegend besonders für Forschungen an Malaria.

Das Besondere der Forschungen am KCCR: Bei jedem Projekt ist immer auch ein ghanaischer Wissenschaftler mitverantwortlich beteiligt. Auf diesem Wege bleiben gut ausgebildete Ghanaer im Lande und die Ausbildung junger Wissenschaftler ist sichergestellt. Eine von vielen Möglichkeiten, den Teufelskreislauf von Armut und Malaria zu durchbrechen.

Eine Laborantin in weißem Kittel und mit weißen Handschuhen an ihrem Arbeitsplatz im Labor in Ghana.

Forschung für die Zukunft

Stand: 11.09.2018, 10:33 Uhr

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