
Anbaumethoden
Glyphosat – Auswirkungen auf die Umwelt
Glyphosat ist ein Totalherbizid. Das heißt, dass es gegen sehr viele Pflanzen wirkt, die mit diesem Mittel in Kontakt kommen. Während die Gesundheitsfolgen für den Menschen umstritten sind, gelten die negativen Auswirkungen auf die Umwelt als gesichert.
Von Christiane Gorse
Indirekte Auswirkungen von Glyphosat
Glyphosat hat eine Eigenschaft, die viele andere Pestizide nicht haben: Es gilt als nicht akut toxisch für Lebewesen. Das bedeutet, dass Menschen, Insekten, Kleinsäuger und auch Bodenlebewesen wie der Regenwurm bei Kontakt nicht sterben. Das machte Glyphosat für die Landwirtschaft lange sehr attraktiv, denn die direkten Auswirkungen sind deutlich geringer als bei anderen Wirkstoffen.
Dennoch haben Forscher inzwischen nachgewiesen, dass manche Organismen sehr wohl empfindlicher reagieren als lange angenommen. Andere Tiere leiden indirekt – etwa wenn plötzlich alle blühenden Kräuter vernichtet sind.
Rückgang der Insekten
Es gibt zwar kein lang erhobenes, flächendeckendes Insekten-Monitoring in Deutschland, dennoch haben Insektenkundler und andere Wissenschaftler nachgewiesen, dass es einen dramatischen Einbruch der Insektenarten und der Anzahl an Exemplaren je Art gibt. Auf zwei Drittel beziffern sie den Verlust in den vergangenen Jahrzehnten.
Dafür sind glyphosathaltige Herbizide nicht allein verantwortlich. Wichtige Gründe für das Insektensterben sind eingesetzte Insektizide, insbesondere mit Wirkstoffen, die auf das Nervensystem der Insekten wirken (Neonicotinoide). Auch die großen Monokulturflächen bieten Insekten keine Lebensgrundlage, Brachflächen und Gehölzstreifen werden immer seltener. Experten sprechen von der "ausgeräumten Landschaft".
Doch Glyphosat spitzt das Problem zu: Es verringert die Nahrungsgrundlage noch mehr. Auf einen Schlag sind sämtliche blühenden Kräuter verschwunden, wenn im Frühjahr oder Herbst Glyphosat auf die Felder gebracht wird. Die Insekten finden schlicht keinen Nektar und keine Pollen mehr.
Rückgang der Artenvielfalt bei Vögeln
Auch Vögel werden weniger, zum einen natürlich die Arten, die sich komplett von Insekten ernähren. Aber auch Körnerfresser haben ein Problem, denn alle Vögel brauchen für die Aufzucht ihrer Jungen die eiweißreiche Fütterung durch Insekten. Die Rechnung ist einfach: je weniger Insekten, desto weniger Futter für die Vögel und ihre Jungtiere. Auch Allerweltsarten wie etwa das Rebhuhn oder die Feldlerche sind inzwischen bedroht.
Vogelsterben
Planet Wissen. 14.05.2020. 01:43 Min.. Verfügbar bis 14.05.2024. SWR.
Empfindliche Amphibien
Frühjahr und Herbst, wenn die Felder mit dem Totalherbizid gespritzt werden, ist auch die Zeit der Amphibienwanderung. Viele Tiere verenden nicht direkt, wenn sie mit Glyphosat in Berührung kommen.
Frösche und Kröten allerdings haben eine sehr empfindliche Haut, sie atmen quasi mit ihr. In Laborversuchen starben je nach Art 15 bis 30 Prozent der Tiere, bei Kaulquappen sogar so gut wie alle. Daher darf in Gewässernähe kein Glyphosat gespritzt werden. Während der Amphibienwanderung allerdings sind die Frösche und Kröten dem Pflanzengift nach wie vor ausgesetzt.
Regenwürmer und Bodenorganismen
Regenwürmer reagieren je nach Art unterschiedlich empfindlich auf Glyphosat. Wissenschaftler haben etwa beim Tauwurm festgestellt, dass er kaum noch Aktivität zeigte, während der Wiesenwurm zwar weiter aktiv bleibt, sich aber deutlich weniger vermehrt.
Im Boden befinden sich auch zahlreiche Pilze. Für viele Pflanzen sind besonders die Mykorrhizapilze von Bedeutung. Sie gehen mit den Pflanzen eine Symbiose ein und fördern die Nahrungsaufnahme und das Wurzelwachstum.
Nach einer Behandlung mit Glyphosat sind die Mykorrhiza-Strukturen im Boden offenbar deutlich reduziert, sodass Wissenschaftler auch hier von indirekten Wirkungen auf den Nährstoffhaushalt in Ökosystemen ausgehen.
Quelle: SWR | Stand: 14.05.2018, 09:55 Uhr