Olivenöle

Olivenöl

Mythos Olivenöl

Olivenöl gilt als Lebenselixier und ist untrennbar mit dem Mittelmeerraum verbunden. Seit Jahrtausenden prägen Olivenbäume die Landschaft, die Früchte und das Öl sind Grundlage der Ernährung von mehr als 100 Millionen Menschen. Vielen gilt es sogar als Heilmittel.

Von Antonia Böhm

Wie kaum eine andere Pflanze prägt der Olivenbaum die Kulturen rund ums Mittelmeer. Olivenöl ist fester Bestandteil nahezu aller Speisen der mediterranen Küche – Süßspeisen ausgenommen. Olivenöl gilt als „grünes Gold“, unter anderem auch deshalb, weil es als besonders gesund gilt. Nicht wenige schreiben dem Olivenöl sogar Heilkräfte zu.

Olivenöl ist ein Naturprodukt, das nicht nur schmeckt, sondern auch als Quelle für Vitalität und Gesundheit gilt. Viele Studien und Untersuchungen zeigen, dass Olivenöl vor allem vorbeugend gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirkt und den Cholesterinspiegel senkt. Denn Olivenöl besteht zu 75 Prozent aus einfach ungesättigten Fettsäuren, der Ölsäure.

Das gesündeste Öl?

Ölsäure tut in der Tat unserer Gesundheit gut und ist unter anderem wichtig beim Aufbau der Zellen. Daneben hat Olivenöl viele Bestandteile, die auf andere Weise gesund sein sollen. Dazu gehören auch Stoffe mit stark antioxidativen Eigenschaften. Sie wirken blutverdünnend, hemmen Entzündungen und sollen sogar Krebs und das Altern vorbeugen. Wegen dieser Inhaltsstoffe wird oft behauptet, Olivenöl sei das gesündeste Speiseöl.

Nach Einschätzung des Ernährungsexperten Prof. Dr. Hans Hauner kann man das so aber nicht sagen: "Olivenöl hat nichts Magisches an sich. Wir haben hier in Mitteleuropa beispielsweise das Rapsöl, das eine ähnliche Zusammensetzung hat. Es hat sogar ein bisschen mehr Vitamin E, ein bisschen mehr Omega-3-Fettsäuren, es ist mindestens ebenso gut und günstiger."

Olivenöl als Pflegeprodukt

Olivenöl als Allheilmittel?

Olivenöl als Heilmittel

Trotzdem sind viele überzeugt, dass Olivenöl die Nummer eins der Öle ist, da es gegen vielerlei Beschwerden helfen soll, zum Beispiel durch Mundspülungen. Das sogenannte Ölziehen ist eine alte Methode zur Entgiftung des ganzen Körpers.

Regelmäßige Mundspülungen sollen zum Beispiel bei Erkältungskrankheiten, Haut- und Gelenkproblemen, Kopfschmerzen und Magenleiden helfen. Dabei wird das Öl bis zu 15 Minuten durch Mundhöhle und Zähne gezogen, ohne es zu verschlucken.

Tee aus Olivenblättern

Auch den Blättern des Olivenbaumes werden heilende Kräfte nachgesagt. Die Olivenblätter werden als Aufguss über den Tag verteilt getrunken. Hilft angeblich gegen Stress und zu hohem Blutdruck, aber auch bei Magenverstimmungen und Schlafstörungen.

Und auch bei Verdauungsproblemen soll Olivenöl helfen: Hochwertiges Olivenöl ist leicht verdaulich und soll ein besonders gutes Mittel zur Anregung des Gallenflusses und bei Magenproblemen sein. Auch als Abführmittel, pur oder mit etwas Zitronensaft gemischt und nüchtern getrunken, soll es wahre Wunder wirken.

Kein Allheilmittel

Wissenschaftlich bewiesen sind jedoch nur wenige Heilkräfte, die Olivenöl zugeschrieben werden. "Olivenöl ist kein Allheilmittel gegen alle möglichen Krankheiten, für das es ja gerne angepriesen wird. Wenn man es im Mund spült, wird davon ja nur ein Bruchteil, wenn überhaupt, aufgenommen. Es ist gar nicht vorstellbar, dass ein Öl gegen alle Krankheiten wirken kann, für die es gerne verkauft wird. Davon ist praktisch nichts bewiesen", sagt Ernährungsmediziner Prof. Dr. Hans Hauner.

Pflegeprodukt Olivenöl?

Nicht nur innerlich, auch äußerlich ist die Olive auf dem Vormarsch. Es gibt immer mehr Seifen, Cremes und Haarpflegemittel mit Olivenöl als Bestandteil auf dem Markt. Olivenöl wird von der Werbung angepriesen als "rückfettend", als ein "Beauty-Alleskönner" oder "kleine Wunderwaffe".

Besonders als Massageöl wird Olivenöl immer wieder hochgepriesen: Es lindert angeblich Muskelverspannungen, Rückenschmerzen oder Hexenschuss. Und nicht nur das: Olivenöl desinfiziert und fördert Wundheilung, soll gegen Ekzeme, Schuppenflechte oder Neurodermitis helfen.

In den Mittelmeerländern ist es außerdem Brauch, Olivenöl gemischt mit Zitronensaft als Sonnenschutzmittel und gegen Sonnenbrand einzusetzen. Ein riskantes Unterfangen – wissenschaftlich bewiesen ist die schützende Wirkung dieser Lotion nämlich nicht. Alle seriösen Dermatologen warnen deshalb auch ausdrücklich davor, auf Olivenöl als Sonnenschutz zu vertrauen.

Olivenseife

Olivenseife

Fazit

Olivenöl ist sehr gesund – als Lebensmittel. Aber es gibt andere ebenso hochwertige und gesunde Öle. Und ein Allheilmittel ist Olivenöl ganz bestimmt nicht. Viele Gesundheitsversprechen halten wissenschaftlichen Überprüfungen nicht stand.

Richtig schädlich und gefährlich wird es, wenn man auf Olivenöl als Sonnenschutz vertraut. Und als Hautpflegeprodukt eignet sich Olivenöl ebenfalls nur eingeschränkt: Studien haben gezeigt, dass es die Haut auch reizen und austrocknen kann, und bei Hauterkrankungen ist von Olivenöl als Pflegemittel sowieso abzuraten.

Quelle: BR | Stand: 27.05.2019, 16:00 Uhr

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