Leben Japaner länger, weil sie so viel Reis essen? Das Phänomen "Lebenserwartung" ist zwar zu komplex, um es allein mit dem Faktor Ernährung zu erklären. Trotzdem spricht vieles dafür, die Ernährungsgewohnheiten der Japaner für ihr langes Leben verantwortlich zu machen. Reis ist das Hauptnahrungsmittel in Japan.
Japaner essen zwei bis drei Schalen Reis pro Tag, also insgesamt fast ein Pfund. Der Reis bietet Ballaststoffe und Kohlenhydrate. Dazu werden viel Fisch und Sojaprodukte, wie Tofu, gegessen: Sie enthalten viel leicht verdauliches Eiweiß. Fisch und Pflanzenöle liefern ungesättigte Fettsäuren, eingelegtes Gemüse enthält Vitamine, Spurenelemente und Mineralien.

Alter japanischer Mann in Kyoto, Kinki, Japan
Mit den geringen Anteilen an Fett und Kalorien kommt die Ernährung den Forderungen der Ernährungswissenschaftler schon sehr nahe: Amerikaner und Europäer nehmen durchschnittlich zwei- bis dreimal so viel Fett zu sich, der Anteil von tierischen Fetten ist dabei sogar bis zu sechsmal so hoch.
Der Lohn: Japaner haben weltweit die höchste Lebenserwartung, die Männer leben im Durchschnitt vier Jahre, die Frauen sogar fünf Jahre länger als der Durchschnittsdeutsche. Japan ist das Land, in dem die meisten Hundertjährigen leben. Japaner sterben daher eher an Altersschwäche als an den typischen Zivilisationskrankheiten wie Gicht, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs oder Rheuma.
Doch mit der gesunden Lebensweise könnte es bald vorbei sein. Denn auch in Japan sind die westlichen Ernährungsgewohnheiten auf dem Vormarsch: Rind- und Schweinefleisch, Pizza und Pasta sowie Fast-Food-Ketten breiten sich im ganzen Land aus.
(Erstveröffentlichung: 2002. Letzte Aktualisierung: 08.05.2018)
Quelle: WDR