Wurzelgemüse neu entdeckt

Von Frank Drescher

Wissenswertes über Kerbelrübe, Knollenziest & Co

Der Knollenziest (stachys affinis oder stachys sieboldii), auch chinesische Artischocke oder japanische Kartoffel: Diesen nussig schmeckenden Exoten, der ein wenig wie eine Made aussieht, kann man frittieren, backen oder dünsten. Seine Ursprünge werden in China vermutet. Heute wird er auch in Japan, Indien und Neuseeland angebaut, in Europa aber nur in der Stadt Crosne bei Paris, wo er 1882 eingeführt wurde und darüber hinaus kaum Verbreitung fand.

Das Glückskleerübchen (oxalis tetraphylla oder oxalis deppei)
Der Glücksklee kommt aus Mexiko und wurde im 19. Jahrhundert in England eingeführt. Seitdem vor allem als Zierpflanze genutzt – beliebt als Glücksbringer an Silvester. Wer die Pflanzen im Frühjahr verzieht, kann im Herbst knackige Rübchen ernten. Die säuerlich schmeckenden Wurzeln kann man dünsten, braten und sogar einlegen – wobei sie nicht lange haltbar sind.

Die Erdmandel (cyperus esculentus), auch Tigernuss
Die Erdmandel-  eine Pflanzenart der Gattung Zyperngräser ist in den Tropen heimisch. Mit den Arabern kam sie im 8. Jahrhundert nach Spanien. Wegen ihrer hartnäckigen Ausbreitung gilt sie manchen als das schlimmste Unkraut der Welt. Dabei ginge auch aufessen: Die knackige Erdmandel enthält Stärke, Eiweiß und viele ungesättigte Fettsäuren und schmeckt nussig – mal mehr nach Mandel, Kokos- oder Haselnüssen.

Die Kerbelrübe (chaerophyllum bulbosum), auch Knollenkerbel, Gartenkerbel oder Knollen-Kälberkropf
Bis heute ein Geheimtipp, obwohl in Mitteleuropa heimisch. Die Rübe – von mehliger Konsistenz und im Geschmack Kartoffel und Kastanie ähnlich – wurde erst im 19. Jahrhundert als Gemüse entdeckt. Man kann sie roh geraspelt als Salat oder gekocht als Suppenzutat oder Beilage zu Fleisch zubereiten.

Die Haferwurzel (tragopogon porrifolius), auch Bocksbart oder Weißwurzel
Roh schmeckt sie ähnlich wie Austern. Beim Kochen, Braten oder Dünsten aber verliert sie dieses Aroma weitgehend. Im 16. Jahrhundert aus Südosteuropa und Nordafrika eingeführt, kam sie in Deutschland aber nicht gegen die beliebtere, eng mit ihr verwandte Schwarzwurzel an.

Die Kapuzinerkresse-Knolle (tropaeolum majus), auch Blumenkresse-Knolle
Viele Hobbygärtner ahnen nicht, dass sie zum Gemüse taugt. In den Anden, von woher sie im 16. Jahrhundert kam, röstet man sie oder isst sie als Brei. Roh schmeckt sie scharf und würzig, nach dem Kochen süßlich.

Die Mangoldwurzel (beta vulgaris vulgaris)
Schon bei den Babyloniern ist der Anbau 800 vor Christus verbürgt; die Römer brachten Mangold nach Mitteleuropa. Durch Auskochen der Wurzel gewann man früher Zucker. Dass das mit der eng verwandten Zuckerrübe noch besser geht, fiel erst später auf und stahl der Mangoldwurzel die Schau. Dabei eignet sie sich roh oder gekocht als Beilage.

Die Steckrübe (brassica napus ssp. rapifera), auch Kohlrübe, Unterkohlrabi oder Wruke
Erste Vorkommen sind im 17. Jahrhundert dokumentiert. Ihr süßliches, kohlrabiähnliches Aroma erinnerte frühere Generationen an schlimme Not. Im "Steckrübenwinter" 1916/17 ein Universalgrundnahrungsmittel, das Basis für Suppen, Koteletts, Kuchen, Marmelade, Kaffee-Ersatz und daher auch den baldigen Überdruss an ihr war.

Die Zuckerwurzel (sium sisarum), auch Zuckerwurz oder Süßwurzel
Ihre Herkunft gibt Rätsel auf: Ist es der vordere Orient? Der Kaukasus, Sibirien oder China gar? Sicher ist, dass sie seit dem 16. Jahrhundert in Deutschland vorkommt und süß schmeckt, wenn man ihr holziges Inneres entfernt. Doch gegen Kartoffeln und Zuckerrüben geriet sie ins Hintertreffen.

Die Apiosknolle (apios americana), auch Erdbirne
Ohne sie wären die Pilgerväter bei der Besiedlung Nordamerikas in den ersten Wintern angeblich verhungert. Doch von den Indianern lernten sie, dass die tief wurzelnde Knollenkette essbar ist und ähnlich wie geröstete Süßkartoffeln schmeckt. Seit dem 16. Jahrhundert auch in Europa bekannt. Doch nicht einmal die große Hungersnot um 1845, ausgelöst durch Kartoffelfäule, gab ihr die Chance zum Durchbruch.

Die Gelbe Rübe (daucus carota), auch Karotte, Möhre, Mohrrübe, Rüebli
Ursprünglich gelb, weiß, rot oder violett. Die orange Farbe haben Niederländer zu Ehren ihres Königs – Willem von Oranje – im 17. Jahrhundert hineingezüchtet. Aus dem Vorderen Orient stammend, ist der Möhrenanbau auch bei Römern und Griechen belegt. Enthält bitter schmeckende Polyacetylene zur Abwehr von Insekten, Pilzen und Säugetieren. Wilde Möhren wurden in der Antike zur Empfängnisverhütung und Abtreibung benutzt.

Stand: 09.09.2019, 10:21 Uhr

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