Das Angebot der Volkshochschulen

Planet Wissen 14.11.2019 05:00 Min. Verfügbar bis 14.11.2024 WDR

Volkshochschule

Die Programmvielfalt der Volkshochschulen

Integration, Alphabetisierung oder Nachhaltigkeit: Es gibt viele Bereiche, in denen Bildung wichtig ist. Und egal, ob die Themen medial angesagt sind oder nicht – in der Volkshochschule werden sie ernst genommen.

Von Daniel Schneider

Nachhaltigkeit

In der Hamburger Volkshochschule wird "Die Kunst des Papierschöpfens" angeboten. Und viele Menschen haben Interesse. In Köln werden Kurse zum Thema "Imkern" nachgefragt. Egal, ob über eine nachhaltige Gestaltung des Alltags, den Schutz der Umwelt oder über den Klimawandel und seine Folgen informiert wird: Die Volkshochschulen in Deutschland verankern die wichtigen Themen unserer Zeit mitten in der Gesellschaft.

Dabei arbeiten sie Hand in Hand mit globalen Partnern, wie zum Beispiel der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO). Deren Weltaktionsprogramm "Bildung für nachhaltige Entwicklung" wird vor allem in den Volkshochschulen umgesetzt.

In Köln zum Beispiel in Form einer "Fair Trade Night" oder grundsätzlich in dem EU-Projekt "Know your Lifestyle", in dem junge Menschen, die ihren Schulabschluss in einer Volkshochschule nachholen, für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert werden. Eine interessante Kombination bietet folgendes Kursangebot: Die VHS in Hannover hat ein Instagram-Treffen ausgeschrieben. Ein künstliches Biotop mitten in Hannover hält so einige Fotomotive zum Thema Nachhaltigkeit bereit.

Drei Menschen in Schutzkleidung vor einem Wabennest

In der VHS Köln werden Kurse zur Imkerei angeboten

Weltoffenes Denken fördern

Volkshochschulen, kurz VHS, sind Orte der gelebten Demokratie. Hier kommen Menschen traditionell zusammen, um sich über wichtige Aspekte des Zusammenlebens auszutauschen und um miteinander zu diskutieren. Grundsätzlich müssen sich öffentlich-rechtliche Angebote wie das der VHS neutral verhalten. Das bedeutet aber trotzdem, dass die VHS Bürgerinnen und Bürger befähigen soll, im Sinne der Demokratie zu handeln und zu denken – und sich auch zu positionieren, falls diese Demokratie in Gefahr ist.

Konkret bekannte die Volkshochschule in Dresden als Reaktion auf die Pegida-Demonstrationen ab dem Jahr 2014 in einer Plakataktion: "Wir l(i)eben Vielfalt". Anschließend lud sie in ihrer Lehrküche zum "Dialog am Küchentisch", in dem eine interkulturelle Begegnung mit Asylsuchenden angeboten wurde. Dieses Angebot wurde gut genutzt.

Und neben den Menschen, die gegen die "Islamisierung des Abendlandes" protestieren, haben sich auch in Dresden Hunderte von Bürgerinnen und Bürgern dazu bereit erklärt, Asylsuchende aufzunehmen. Auch darauf hat die VHS in Dresden reagiert und ein Fortbildungsprojekt für ehrenamtliche Flüchtlingsbegleiter installiert.

Alphabetisierung in Deutschland

Ende der 1970er-Jahre boten die ersten Volkshochschulen Kurse für deutsche Erwachsene an, die nicht ausreichend lesen und schreiben können. Bis dahin hatte man die Alphabetisierung meist nur mit Zugewanderten in Verbindung gebracht.

Im November 1978 war es der Sender Radio Bremen, der mit einem Hinweis auf neue Kurse an der Bremer Volkshochschule aufmerksam machte, in denen Lesen und Schreiben gelehrt wurde. Daraufhin meldeten sich viele Bürgerinnen und Bürger. Kurz darauf wurde ein Konzept entwickelt, um das Problem auch in den bundesdeutschen Fokus zu rücken.

Das Ausmaß des Analphabetismus in Deutschland ist allerdings bis heute gravierend. Gemeint sind nicht Total-Analphabeten, die es in Deutschland nur noch selten gibt. Den eigenen Namen schreiben oder einfache Sätze lesen können heute fast alle – doch das reicht nicht aus, um am Arbeitsplatz oder im privaten Leben ausreichend handeln zu können.

Wer die gesellschaftlichen Mindestanforderungen nicht erfüllt, gilt als "funktionaler Analphabet". Davon gibt es in Deutschland immer noch mehrere Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren. Volkshochschulen führen seit Jahrzehnten Kurse für erwachsene funktionale Analphabetinnen und Analphabeten durch. 

Neben der Alphabetisierung werden auch anderen Bereiche der Grundbildung abgedeckt: das elementare Rechnen, die Ökonomische Grundbildung und die Medienkompetenz.

Zwei Erwachsene bei einem Alphabetisierungskurs vor einer Tafel

Funktionale Analphabeten haben nur einen begrenzten Zugang zum gesellschaftlichen Leben

(Erstveröffentlichung 2019. Letzte Aktualisierung 01.10.2019)

Quelle: WDR