Globuli, die aus einer Flasche kullern.

Alternativmedizin

Homöopathie

Die Homöopathie gilt als besonders sanfte Methode. Denn homöopathische Arzneien enthalten so gut wie keine Wirkstoffe und sollen doch gegen Krankheiten aller Art helfen. Das meinen zumindest die Befürworter. Kritiker bezweifeln die Wirkung.

Von Christiane Tovar

Hahnemanns Selbstversuch

"Ähnliches kann mit Ähnlichem geheilt werden." Diese These steht im Mittelpunkt der Homöopathie, die der deutsche Arzt Samuel Hahnemann Ende des 18. Jahrhunderts begründete.

Leidet ein Patient zum Beispiel unter Übelkeit, so suchen die Therapeuten nach einem Mittel, das die gleichen Symptome bei einem gesunden Menschen hervorruft. In einem solchen Fall könnte etwa Brechwurz zum Einsatz kommen, ein pflanzliches Mittel, das in der Schulmedizin auch als Abführ- und Brechmittel eingesetzt wird.

Grundlage der Lehre Hahnemanns ist der "Chinarindenversuch". Diese pflanzliche Arznei nahm der Arzt mehrere Tage lang ein und beobachte daraufhin an sich selbst Malariasymptome.

Getreu seinem Grundsatz: "Ähnliches kann mit Ähnlichem geheilt werden", schloss er daraus, dass fieberhafte Erkrankungen mit Chinarinde geheilt werden könnten.

Die Reaktion Hahnemanns auf die Chinarinde ist allerdings kaum nachvollziehbar, da die Arznei eigentlich eher Untertemperatur als Fieber auslöst. Viele Wissenschaftler gehen heute deswegen davon aus, dass der Arzt allergisch auf das pflanzliche Mittel reagierte.

Kritiker sehen in dem Chinarindenversuch vor allem den Beweis, dass die Homöopathie gar nicht funktionieren kann.

Zeit für die Patienten nehmen

Der Homöopathie liegt ein ganzheitliches Menschenbild zugrunde. Die Homöopathen gehen davon aus, dass man Krankheiten nicht isoliert betrachten kann. Demnach spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle, wenn jemand krank wird.

Im Mittelpunkt der Homöopathie steht deshalb die sogenannte Anamnese, also die Erhebung der Krankheitsgeschichte. Erst nach einem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten sucht der Therapeut die homöopathischen Mittel aus. Und das ist gar nicht so einfach, denn es gibt mehr als 2000 verschiedene Arzneien.

Verdünnt wie eine Schmerztablette im Ozean

Zu den Besonderheiten der Homöopathie gehört die hohe Verdünnung der Arzneien. Die Arzneimittel, meistens Tinkturen aus Pflanzen, werden so stark verdünnt, dass der eigentliche Wirkstoff nicht mehr nachweisbar ist.

Zum Vergleich: Würde man eine Kopfschmerztablette in den Atlantik werfen, hätte man ungefähr das gleiche Verdünnungsverhältnis wie in einer homöopathischen Arznei.

Kritiker nehmen das zum Anlass, die Homöopathie als reine Placebomethode abzutun. Befürworter halten dagegen, es wirkten eben nicht die Arzneistoffe selbst, sondern bestimmte Informationen, die im Wasser gespeichert sind, das zur Verdünnung der Arzneien dient.

Sie berufen sich dabei unter anderem auf Erkenntnisse aus der Biologie und der Quantenphysik.

Mann, der eine Arznei herstellt.

Globuli und Tinkturen werden nach strengen Regeln produziert

Hilft Homöopathie wirklich?

Ob die Homöopathie nun wirkt oder Scharlatanerie ist, konnten auch zahlreiche Studien nicht klären. Mehr als 350 klinische Untersuchungen liegen mittlerweile vor. Zu den bekanntesten Publikationen gehört ein Artikel in der britischen Fachzeitschrift "The Lancet".

Unter dem Titel "Das Ende der Homöopathie" haben Forscher der Universität Bern ihre Ergebnisse zusammengefasst. Zuvor hatten sie 110 Studien, in denen die Patienten herkömmliche Medikamente bekommen hatten, mit derselben Anzahl von kontrollierten Homöopathie-Studien verglichen.

Das Ergebnis: Die Wirkung der homöopathischen Arzneien war vergleichbar mit denen eines Placebos. Allerdings wurde im Nachhinein von anderen Wissenschaftlern kritisiert, dass die Studie methodische Mängel hatte.

Wenig später fanden andere Forscher heraus, dass es durchaus Anhaltspunkte für die Wirksamkeit der Homöopathie gibt. So wurden zum Beispiel Patienten mit Heuschnupfen erfolgreich mit homöopathischen Arzneien behandelt.

Das gilt auch für Allergien, chronisches Asthma und Reizdarm. Der Streit um die Homöopathie scheint also noch lange nicht beendet zu sein.

(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 08.08.2018)

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Quelle: WDR

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