
Beruf Arzt
Interplast Germany – Chirurgie für die Ärmsten der Welt
Interplast Germany ist ein gemeinnütziger Verein, der 1980 von dem Frankfurter Chirurgen Gottfried Lemperle gegründet wurde. Ziel ist es, arme Menschen mit Fehlbildungen im Gesicht – wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, Tumoren der Haut und des Kopfes – kostenlos zu operieren.
Von Mona Geier
Operationen für mehr Lebensqualität
Mit 1800 Mitgliedern ist Interplast Germany eine verhältnismäßig kleine, aber auch sehr flexible Organisation, die schnell und unbürokratisch Hilfe leisten will. "In Katastrophensituationen setzen wir mit unserer operativen Hilfe dann ein, wenn nach Abschluss der Erstversorgung, zum Beispiel durch 'Ärzte ohne Grenzen', noch eine spezialisierte Nachversorgung von Nöten ist", so André Borsche.
Die Vertreter von Interplast versuchen, durch plastisch-chirurgische Eingriffe den Menschen ein Stück Lebensqualität wieder zu geben.
Oft sind ihre Patienten Kinder mit schweren Brandverletzungen, die zum Beispiel nachts im Schlaf in das Lagerfeuer der Schlafstätte gerollt sind oder sich beim Spielen an Elektrokabeln verbrannt haben. Zurück bleiben meistens Vernarbungen, welche die Funktion von Organen und Gliedmaßen einschränken.
Die plastischen Chirurgen stellen die Funktionsfähigkeit des Körpers so gut es geht wieder her und versuchen auch, die schlimmsten optischen Entstellungen zu korrigieren. "Es ist unsere Pflicht und Bestimmung, dass wir, die wir auf der besseren Seite der Welt geboren sind, anderen helfen", ist der Bad Kreuznacher Chefarzt überzeugt.

Ehrenamtliche Profis: Ein Interplast-Team bei der OP
Bis zu 150 Operationen in zwei Wochen
Die Hilfseinsätze von Interplast Germany e. V. kosten zwischen 10.000 und 20.000 Euro. Finanziert werden sie durch Spenden und Mitgliedsbeiträge.
Die Einsätze erfolgen durch Einladungen der betroffenen Länder und dauern etwa zwei Wochen. Die Gastgeber – Krankenhäuser, örtliche Hilfsorganisationen oder kirchliche Einrichtungen – übernehmen die Vorauswahl der Patienten.
Diese findet immer nach bestimmten Kriterien statt: Es müssen arme Menschen sein, die dringend Hilfe brauchen und die sie nicht woanders bekommen können. Und die Operationen müssen Aussicht auf einen sinnvollen Erfolg haben.
Das heißt: Es sollte absehbar sein, dass es den Patienten nach der Operation deutlich besser geht als vorher. In den 14 Tagen vor Ort führen die Teams 100 bis 150 Operationen durch.

Das Ärzteteam von Interplast in Kuwait
Ehrenamtliche Profi-Operationsteams
Ein Interplast-Team besteht aus drei bis vier Ärzten, einer Narkoseschwester und zwei Schwestern oder Pfleger zum Assistieren. Alle arbeiten ehrenamtlich. Sie opfern ihren Urlaub und erhalten dafür keine Aufwandsentschädigung.
In besonders schweren Fällen werden Patienten auch in Deutschland operiert, soweit es Spenden ermöglichen.
Die Operationsteams werden immer nach den Bedürfnissen des Einsatzgebietes zusammengestellt. Dabei ist es wichtig, dass jeder im Team Profi auf seinem Gebiet ist. "Die Bedingungen vor Ort sind zum Teil sehr hart", so Dr. André Borsche: "Elend, Schmutz und unendliches Leid."
Unter diesen Umständen schnell, effektiv und richtig entscheiden und handeln zu können, sei das A und O. "Es ist kein Feld, in dem man sich als Arzt mal ausprobieren kann", warnt der Chirurg.
Die Konzentration auf das fachlich Notwendige diene auch dem Schutz der eigenen Psyche: "Als etablierter Facharzt gilt es genau zu wissen, was in den Krisensituationen zu tun ist. So kann man den Anblick des vielen Unglücks auch leichter ertragen, denn man muss sich auf die fachlich anspruchsvollen Operationen konzentrieren, um diese auch in schweren Situationen zu meistern."
Quelle: SWR | Stand: 20.04.2018, 09:30 Uhr