Die Flugschau
Zum 35. Mal fand die jährliche Flugschau statt und sollte auch 1988 wieder ein Highlight für die Zuschauer werden. Familien planten lange vorher den Besuch und die Kinder freuten sich schon seit Wochen.
350.000 Menschen waren am Morgen zu Westeuropas größtem Militärflughafen gekommen, um die spektakulären Choreografien Flugshow zu sehen. Das hatte Tradition: Seit 1953 veranstalteten die Amerikaner jedes Jahr eine Show. Man wollte deutsche und amerikanische Bürger zusammenführen und zeigen, was man an militärischen Fähigkeiten zu bieten hatte.
Das alles war umstritten, die Flugvorführungen galten als waghalsig und riskant und die Friedensbewegung protestierte schon seit Jahren gegen die Zurschaustellung der Waffen.
Trotzdem fand die Show auch im Jahr 1988 wieder statt. Höhepunkt war die Flugfigur "Durchstoßenes Herz" der Kunstflugstaffel der italienischen Luftwaffe mit zehn Fliegern. Die Formation sollte sich aufteilen, ein Herz in der Luft nachzeichnen und ein einzelner Flieger dann das Herz durchstoßen – wie ein Pfeil.
Doch es kam zur Katastrophe: Ein Pilot war knapp vier Sekunden zu früh und stieß mit zwei weiteren Flugzeugen zusammen. Er stürzte mit seinem brennenden Flugzeug mitten in die Zuschauermenge. Es gab mehr als 500 Verletzte, mehr als 60 Menschen starben bei dem Unglück.

Die Betroffenen können die Bilder nie mehr vergessen
Die psychologische Betreuung der Opfer
Seit den dramatischen Ereignissen bei der Flugschau in Ramstein werden Opfer und Helfer von Katastrophen verstärkt auch psychologisch betreut. Vorher steckte die Betreuung in Deutschland noch in ihren Anfängen. Das "Danach" war im Grunde noch gar kein richtiges Thema. Das sollte sich mit dem 28. August 1988 ändern.
Menschen, die von Katastrophen betroffen sind, die schreckliche Ereignisse selbst miterlebt haben, entwickeln in vielen Fällen eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Sie leiden meist ein Leben lang an den Symptomen und können die gesehenen Bilder nie mehr vergessen.
Die Symptome
Sie erleben Flashbacks: Bilder laufen dann im Inneren ab, sie fühlen sich plötzlich zurückversetzt in die schlimmsten Momente. Oft verlieren die Betroffenen die Lebensfreude, können kein Glück mehr empfinden, bekommen im schlimmsten Fall sogar Depressionen oder leiden an Suchterkrankungen. Ein kleiner Teil begeht sogar Selbstmord.
Jeder Mensch hat ein gewisses Urvertrauen in das Leben und darin, dass letztlich nichts Schlimmes passieren wird, ein Gefühl von Sicherheit in seiner Umgebung. Dieses Gefühl verlieren die Betroffenen.
Die Posttraumatische Belastungsstörung trifft aber nicht nur Opfer, die direkt von der Katastrophe betroffen waren, sondern auch Menschen, die eine solche Katastrophe mit ansehen mussten: Katastrophenhelfer, Journalisten, Zuschauer, die nicht persönlich verletzt wurden, aber in der Nähe waren.
Quelle: SWR | Stand: 08.10.2018, 10:49 Uhr