Erdbeermilchshake

Milch

Geschichte der Milch

Seit Jahrtausenden ist die Milch ein Symbol für gesunde und ausgewogene Ernährung. In den 1950ern wurden Milchbars dann zum Inbegriff für schicken Lebensstil.

Von Natalie Muntermann

Warum ist Milch für uns so wichtig?

Nicht nur biologisch, sondern auch kulturgeschichtlich hat die Milch eine besondere Bedeutung. Ein Beispiel ist die Geburtsstunde des Hundes vor etwa 15.000 Jahren. Stammesvater des Hundes ist der Wolf und es spricht zumindest einiges dagegen, dass es der Mensch war, der den Wolf aus rein zweckorientierten Gründen für die Jagd oder zur Verteidigung domestiziert hat.

Eine enge soziale Beziehung zum Menschen kann bei einem Wolf nur in sehr frühem Alter aufgebaut werden. Dann aber sind die Welpen noch vollständig von Milch abhängig und Muttermilch war damals die einzig verfügbare Milchquelle.

Wahrscheinlicher ist daher, dass eine junge Frau ein Wolfsjunges fand, ihm Milch gab und den ersten Hauswolf aufzog. So könnte der Theorie nach die Freundschaft zwischen Mensch und Hund begonnen haben.

Mehrere Wölfe nebeneinander

Aus Wölfen wurden Hunde

Wofür wurde Milch in der Antike genutzt?

Der Milch werden magische Kräfte zugeschrieben. In Altertum und Mittelalter galt sie zum Beispiel als Heiltrank und wurde als Schönheitsmittel gerne benutzt.

Nach biblischen Vorstellungen sind Milch und Honig zwei wesentliche Attribute für das Gelobte Land. Die Redewendung aus dem Alten Testament "ein Land, in dem Milch und Honig fließen" steht für das Paradies. Milch ist ein Symbol des Überflusses und des Wohllebens.

Warum machte der "Reichsmilchausschuss" Werbung für die Milch?

Im Jahr 1926 machte die Milchproduktion etwa ein Fünftel der gesamten landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Deutschland aus. Aber die Milch war bei den Deutschen zu der Zeit nicht wirklich beliebt.

Molkereien, Händler und Wirtschaftsexperten machten sich Sorgen. Ein breit angelegtes Werbekonzept sollte die Milch wieder beliebt machen und den Konsum ankurbeln.

Eigens dafür wurde ein Ausschuss im Reichsministerium für Landwirtschaft gebildet: Der "Reichsmilchausschuss". Plakate mit Botschaften wie "Viel mehr Milch, Butter, Käse!" wurden gedruckt, Filme gedreht und Großveranstaltungen wie die "Milchwerbetage" organisiert.

In den Werbeaktionen wurde betont, dass Milch nicht nur gut schmecke, sondern zudem sehr gesund sei. Das war erfolgreich.

Was ist eine Milchbar?

Nach knappen Zeiten in und nach dem Zweiten Weltkrieg floss die Milch mit der Abschaffung der Lebensmittel-Bezugsscheine 1948 auch in deutschen Haushalten wieder.

In den 1950er-Jahren war Milch keine Mangelware mehr und gehörte zum guten Ton. Statt nur zum Bier oder Schnäpschen trafen sich Zechenkumpels nach Feierabend auch auf ein Glas Kirschmilch in der Milchbar.

Die USA hatten es vorgemacht: Dort war der Boom von Milchbars zu Zeiten der Prohibition aufgekommen. In Deutschland eröffneten in den Nachkriegsjahren zahlreiche Milchbars, zunehmend auch Eisdielen.

Dort traf sich vor allem die Jugend, für die Alkohol bis zum 21. Lebensjahr verboten war, an den Musikboxen und fühlte sich dem amerikanischen Traum ein Stückchen näher. Milchbars und Eisdielen wurden zum Symbol für Lebensstil, die Bezeichnung "Bar" spielte auf die Cocktail-Bar und damit auf die "große weite Welt" an.

Eis-Cafe "Rialto" in München Schwabing, Außenansicht mit Gästen aus den 1960er Jahren

Eisdielen wurden zum Treffpunkt für junge Leute

Was verspricht die Milch-Werbung heute?

Heute ist Werbung für Milch und Milchprodukte alltäglich. Milch hat immer noch den Ruf, wichtig für die gesunde Ernährung und das Wohlbefinden zu sein. Auch wenn es kritische Betrachtungen und Abhandlungen zur Milch gibt, so ist der positive Tenor doch weiter verbreitet.

Die vielen verschiedenen Hersteller werben für ihre eigenen Produkte, gemeinsam werben sie im Verbund der Milchwirtschaft für Milch und Milchprodukte. Noch immer schreibt man Milch besondere Eigenschaften zu: Sie mache angeblich schön, gesund und stark.

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 30.07.2019)

Quelle: WDR

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