Sparschwein mit Zehn-Euro-Schein

Sparen

Sparschwein

Von Kerstin Hilt

Nach Angaben der "Schutzgemeinschaft Deutsches Sparschwein" stammt das erste Sparschwein aus Euskirchen bei Köln. Dort, auf der Burg Schweinheim, befahl der Burgherr Wilhelm Spieß von Büllesheim im Jahr 1576 seinem Gesinde sowie Frau und Kindern, sich Schweine aus Ton zuzulegen und sie stetig mit Münzen zu füllen – also zu sparen, um so gegen Not und Krankheit gewappnet zu sein.

Dass Spieß von Büllesheim ausgerechnet auf ein Schwein verfiel, war natürlich kein Zufall, denn schon damals galt das Tier als Glückssymbol. Wer "Schwein hatte", war offensichtlich vermögend genug, sich eigenes Vieh zu halten und deshalb auf dem Brot immer eine fette Scheibe Wurst, also Schwein, zu haben.

Allerdings: Die einfache Spardose ist viel älter als das Sparschwein. Die älteste stammt aus der Antike, und zwar aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus. Gefunden wurde sie auf dem Gebiet der heutigen Türkei und war einem Schatzhaus, griechisch "Thesauros", nachgebildet – ein Wort, von dem vermutlich unser heutiger "Tresor" herrührt.

Ein Tonkrug mit einem Loch liegt auf einem Lehmboden, davor antike Münzen.

Münzkrug aus dem antiken Griechenland

Bei den Römern wurden Spardosen dann immer beliebter: Archäologen fanden sie später in fast jeder römischen Siedlung. Meist sind sie aus Ton gebrannt und, weil sie auf einer Töpferscheibe hergestellt wurden, nicht wie ein Schwein geformt, sondern wie eine Birne.

Im späten 19. Jahrhundert entdeckten die Banken das Geschäft mit den Sparbüchsen. Jeder Kunde bekam eine, den Schlüssel jedoch behielt die Bank. War die "Heimsparbüchse", wie man diese einfachen ovalen Dosen aus Blech nannte, einmal voll, kam der Bankbeamte persönlich vorbei, zählte das Geld auf dem Küchentisch durch und übertrug die Summe ins Sparbuch.

Mit dem 1924 aus der Taufe gehobenen Weltspartag wurden Sparbüchsen zum jährlich verschenkten Werbeobjekt, seit den 1950er-Jahren werden sie auch wieder öfter in Schweineform hergestellt.

Ein rosa Sparschwein

Ein Schwein zum Gernhaben

Im sparverliebten Nachkriegsdeutschland wurde das Sparschwein schließlich fast zum Kultobjekt. Chris Howland widmete ihm einen Schlager – auch wenn dessen Refrain aus Schweinesicht ziemlich grausam ausfiel: "Dann hau ich mit dem Hämmerchen mein Sparschwein kaputt!" Und im Fernsehen fragte Quizmaster Robert Lembke in "Was bin ich?" allmonatlich seine Gäste: "Welches Schweinderl hätten's denn gern?"

So beliebt war das Sparschwein seitdem nie wieder. Wer heute eins kaufen gehen will, muss lange suchen: Sparkäfer, Sparteddys, Sparigel, ja sogar Sparfußbälle und Sparmenschen gäbe es in Massen, so klagt man bei der "Schutzgemeinschaft Deutsches Sparschwein". Das Schwein selbst sei jedoch vom Aussterben bedroht.

Um dagegen anzugehen, hat man in Euskirchen, der Heimat des Burgherrn Spieß von Büllesheim, tatsächlich ein Sparschweindenkmal errichtet. Dessen bronzene Schnauze zu streicheln, soll Glück bringen – nicht nur beim Geldverdienen.

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 15.08.2018)

Quelle: WDR | Stand: 01.12.2023, 11:23 Uhr

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