Daten-CD mit Schweizer Flagge in einem offenen Computer-Laufwerk.

Steuern

Steuerfahndung in Deutschland

Etwa 30 Milliarden Euro werden jährlich am Staat vorbeigeschleust. Wenn's schiefgeht, gibt es Ärger mit dem Finanzamt. Die Steuerfahndung kümmert sich um die großen Kaliber, wie etwa Banken oder Großfirmen.

Von Lothar Nickels

Steueroasen im Ausland

Bei dieser Klientel geht es nicht um Kleckerbeträge. So wie bei der Commerzbank beispielsweise, auf die Steuerfahnder 1994 durch einen Bankmitarbeiter aufmerksam gemacht wurden.

Ihm war aufgefallen, dass Kunden zunehmend Gelder und Wertpapiere unversteuert auf anonyme Konten in Luxemburg transferierten. Geführt wurden diese von einer luxemburgischen Commerzbank-Filiale.

In mehrjähriger Ermittlungsarbeit deckten Steuerfahnder die systematische Steuerhinterziehung auf. Etwa eine Milliarde D-Mark sollte am deutschen Staat vorbeigeschleust werden.

Steuer-CDs mit brisantem Material

Steueroasen im Ausland sind reizvolle Ziele für deutsche Steuerflüchtlinge. Aber die Luft wird dünner. Spätestens seit deutsche Behörden 2006 erstmals eine CD mit Namen von Liechtensteiner Steuersündern aufgekauft haben.

Der Preis für den Silberling mit dem brisanten Material hat sich gerechnet: Zwei Millionen blätterte der Staat dafür hin – eingebracht hat er ihm etwa 200 Millionen Euro an Steuernachzahlungen. Als Reaktion darauf zeigten sich viele Steuerhinterzieher selbst an.

Weitere CDs mit Daten deutscher Bankkunden, die ihr Vermögen ins Ausland brachten, wurden auch in Luxemburg und der Schweiz angekauft, zuletzt 2015. Diese Vorgehensweise der deutschen Steuerfahnder trägt nicht gerade zu großer Freude bei den betroffenen ausländischen Banken bei. Zwischen Deutschland und der Schweiz herrscht seitdem ein Steuerstreit.

Seinen Höhepunkt fand er Anfang April 2012: Die Schweiz erließ Haftbefehl gegen drei deutsche Steuerfahnder. Sie hätten den Beschaffer zum Diebstahl der Daten-CDs animiert.

Große Namen der Steuerhinterziehung

Auch prominente Namen fanden sich in den aufgekauften Datensätzen. Am öffentlichkeitswirksamsten war wohl der Fall des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel.

Auf seine Spur kamen die Ermittler 2006 durch die Liechtensteiner Steuersünder-CD, was ihn teuer zu stehen kam. Das Gericht verurteilte ihn zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und zu einer zusätzlichen Geldbuße von einer Million Euro.

Der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post AG, Klaus Zumwinkel (M.), verlaesst nach einer Hausdurchsuchung sein Haus

Prominenter Steuerhinterzieher: Klaus Zumwinkel

Vor Klaus Zumwinkel sind in der Vergangenheit schon andere Personen des öffentlichen Lebens über ihre Geldgier gestolpert: Peter Graf, dem Vater der Tennisspielerin Steffi Graf, brachte seine Steuerhinterziehung 1997 eine Gefängnisstrafe von drei Jahren und neun Monaten ein, die er aber nur zur Hälfte absitzen musste. An der Geldstrafe von ungefähr zwölf Millionen Mark war dagegen nicht zu rütteln.

Boris Becker wurde 2002 Steuerhinterziehung in Höhe von 1,7 Millionen Euro nachgewiesen.

Auch die angeblich heile Schlagerwelt ist nicht so sauber, wie sie sich gibt. Patrick Lindner meinte, dem Staat von 100.000 Euro Einnahmen nichts abgeben zu müssen. Eine schlechte Idee: Sie kostete ihn letztendlich 150.000 Euro Strafe.

Die gleiche Summe musste Freddy Quinn lockermachen. Obendrauf gab es noch eine zweijährige Haftstrafe auf Bewährung. Das hätte bei 900.000 Euro Schwarzgeld für ihn auch anders ausgehen können.

Auch der langjährige Präsident des FC Bayern, Uli Hoeneß, geriet wegen seiner Steueraffäre in die Medien. Insgesamt soll er 28,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. 2014 wurde Hoeneß zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach Verbüßung der halben Haftstrafe wurde er im Februar 2016 auf freien Fuß gesetzt.

Quelle: SWR | Stand: 15.08.2018, 10:16 Uhr

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