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Wirtschaft

Steuern

Steuern muss jeder bezahlen – also die Zwangsabgaben, die der Staat von uns kassiert. Im Jahr 2018 wanderten etwa 714 Milliarden Euro in die Staatskasse.

Von Lothar Nickels

Das staatliche Angebot zahlen die Bürger

Ein Land mit funktionierendem Gemeinwesen ist teuer. Straßen müssen gebaut und Krankenhäuser errichtet werden. Kindergärten, Schulen und Universitäten sind für uns ebenso selbstverständlich wie Polizei und Bundeswehr. Auch sozial schwächer Gestellte sollten unterstützt werden.

Damit ein Staat seinen Bürgern solche und andere Dienstleistungen bieten kann, lässt er sie zahlen. Schließlich steht das Angebot allen zur Verfügung – zumindest theoretisch.

Zu diesem Angebot tragen Bund, Länder und Gemeinden jeweils ihren Teil bei, den sie aus den eingenommenen Steuern finanzieren. Manche der Einnahmen werden aber auch aufgeteilt: etwa die Lohn- und Einkommensteuer oder die Umsatzsteuer. Sie zählen zu den Gemeinschaftssteuern.

Auf Bundesebene klingelt die Kasse, wenn wir Auto fahren, Tabak konsumieren oder Kaffee trinken. Von all diesen Einnahmen muss der Bund nichts abgeben. Zu den Ländersteuern gehören etwa die Erbschafts-, Vermögens- oder Biersteuer.

Und die Kämmerer der Gemeinden freuen sich besonders über Hundehalter und Zweitwohnungsbesitzer. Deren Abgaben kann die Gemeinde ganz für sich behalten. Ebenso wie die Grundsteuer, die fällig wird beim Kauf und der Bebauung von Grundstücken, und die Gewerbesteuer, die Betriebe zahlen müssen. Diese beiden Steuern bringen den Kommunen das meiste Geld ein.

Steuergerechtigkeit erfordert komplexes System

Mehr als 40 Steuern listete das Bundesministerium der Finanzen in einer Informationsbroschüre 2013 auf. Unzählige Gesetze mit ebenso vielen Ausnahmeregelungen legen fest, wie die einzelnen Steuern zu erheben sind. Das macht das deutsche Steuersystem zu einem unübersichtlichen Paragrafendschungel.

Allerdings ist es das Ergebnis eines durchaus guten Ansatzes: Jeder soll nach seiner wirtschaftlichen Lage und den persönlichen Umständen, in denen er lebt, Steuern zahlen.

Einem verheirateten Familienvater mit drei Kindern bleibt am Monatsende in der Regel weniger von seinem Einkommen als dem Single, der das Gleiche verdient. Also ist es gerechtfertigt, das Einkommen des Alleinstehenden höher zu besteuern.

Was immer wieder für Verwirrung sorgt, ist die Festlegung der Mehrwertsteuer. Die streicht der Staat für fast alles ein, was wir kaufen. Manches davon wird mit dem allgemeinen Satz – also 19 Prozent – besteuert, anderes wiederum nur mit sieben Prozent.

Warum beispielsweise auf die Wurst beim Metzger nur sieben Prozent aufgeschlagen wird, im Restaurant dagegen 19 Prozent, ist vielen Verbrauchern ein Rätsel.

Geschichtlich belegt sind aber noch ganz andere irrwitzige Abgaben. Im England des 12. Jahrhunderts kannte man die sogenannte Mordsteuer, die vom zuständigen Landvogt an den Lehnsherren zu entrichten war, wenn der Mörder binnen eines halben Jahres nicht gefasst werden konnte.

Und in Frankreich wurde bis ins 19. Jahrhundert die Anzahl der Fenster herangezogen, um die Höhe der Fenstersteuer zu berechnen: Je mehr Fenster, desto größer war das Haus und desto wohlhabender sein Besitzer.

Grafik mit stilisierten Bäumen, deren Laub mit Paragrafenzeichen versehen ist. Zwischen den Bäumen läuft ein Mensch.

Das deutsche Steuergesetz – ein Paragrafendschungel

Steuern finanzierten den Lebensstil der Machthaber

Seit es Kaiser, Könige oder Herrscher im Allgemeinen gab, mussten die Untergebenen Abgaben leisten. Im Erfinden von Einnahmequellen war die Obrigkeit schon immer kreativ.

Im Mittelalter wurden Zölle für die Benutzung von Land- oder Wasserwegen erhoben. Auch das Überqueren von Brücken oder das Anlegen in einem Hafen war gebührenpflichtig. Aus den Einkünften finanzierten die Machthaber ihren privilegierten Lebensstil, für das Volk bauten sie Verkehrswege und Bewässerungsanlagen.

Ein nicht unerheblicher Kostenfaktor entstand, wenn Kriege geführt wurden. In Zeiten, als Geld noch kein Zahlungsmittel war, beglichen Bauern ihre Schuld mit Getreide oder anderen Ernteerzeugnissen. Eine andere Möglichkeit war, dem Grundherrn die eigene Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen.

Steuergerechtigkeit ist eine Idee der Neuzeit. In früheren Jahrhunderten wurden Steuern willkürlich erlassen. Oft genug war das Volk so verarmt, dass es den Forderungen nicht nachkommen konnte.

Das war zum Beispiel einer der Gründe, weshalb es zur Französischen Revolution kam. Die Bauern wehrten sich, überzogene Abgaben zu leisten, während das Geld in Versailles mit beiden Händen zum Fenster hinausgeworfen wurde.

Ludwig XIV., König von Frankreich (1643- 1715) auf einem Gemälde von Claude Le-febvre (1632-1675).

Für den Prunk von Ludwig XIV. musste das Volk leiden

Adam Smith ersinnt gerechtes Steuersystem

Der englische Wirtschaftstheoretiker Adam Smith war einer der Ersten, der sich im 18. Jahrhundert über ein gerechtes Steuersystem Gedanken machte.

Vor allem sollte es den Menschen nur so viel abverlangen, dass ihnen selbst genug zum Leben blieb – eine wichtige Voraussetzung, um weiter arbeiten zu können. Nur so war gewährleistet, dass sie auch zukünftig Steuern zahlten.

In England wurde ebenfalls im 18. Jahrhundert die erste allgemeine Einkommensteuer eingeführt. Sie war wegweisend in der Geschichte der Besteuerung.

Quelle: SWR | Stand: 15.08.2018, 10:18 Uhr

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