Eine Familie, zwei Zirkusse
Wer auf einem Plakat "Zirkus Probst" und auf einem anderen "Circus Probst" liest, der hat es nicht etwa mit zwei Schreibweisen desselben Unternehmens zu tun. Tatsächlich existieren heute zwei Zirkusse mit dem Namen Probst.
Kein Zufall, denn die Betreiber haben eine gemeinsame Vergangenheit. Rudolf, der Inhaber vom Zirkus Probst, und Reinhard, der Direktor vom Circus Probst, sind Cousins. Sie stammen beide von Karl Probst ab, der 1877 geboren wurde und 16 Kinder hatte, von denen viele das Zirkusgen ihres Vaters erbten.
Probleme in der DDR
Rudolf Probst legte den Grundstein für den Zirkus Probst bereits 1945 in Dessau, im Gebiet der späteren Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Zu Zeiten der DDR hatte es der Zirkus schwer, denn der Staat akzeptierte keinen Zirkus, der größer und besser war als der Staatszirkus.
Zweimal wurde Rudolf Probst ins Gefängnis gesperrt, 1953 wegen angeblicher Steuerhinterziehung, 1973 unter dem Vorwand, gegen das Zollgesetz verstoßen zu haben. Beide Male beschlagnahmten Vertreter des DDR-Staats den Zirkus und verkauften oder töteten die Tiere.
In der Zwischenzeit konnte Rudolf Probst aber durchaus Erfolge feiern. Vor allem in den Gebieten des heutigen Ungarns, Tschechiens und Polens war der Zirkus Probst erfolgreich. 1966 erhielt Rudolf Probst sogar das Angebot, für den Ringling Brothers Circus aus Amerika zu arbeiten, der weltweit bekannt war. Die Ausreisebestimmungen der DDR verhinderten das jedoch.
Rudolf Probst hatte die Hoffnung, dass das Geschäft mit dem Zirkus nach der Wende einfacher werden würde. Obwohl sich dieser Traum zunächst nicht erfüllte, gab die Familie Probst das Zirkusleben nicht auf. Ihre Geduld zahlte sich aus: Das 50-jährige Bestehen feierte Zirkus Probst 1995 mit einer Tournee, die etwa 300.000 Besucher anlockte.
In den darauffolgenden Jahren konnte die Familie Probst zudem verschiedene Preise und Auszeichnungen entgegennehmen. 2015 verstirbt Rudolf Probst im Alter von 92 Jahren. Seine Kinder, die bereits seit 2005 die Geschäfte führen, geben das normale Zirkusgeschäft auf und gründen den Projektzirkus Probst. In Schulen und Kitas bringen sie seitdem anhand von Projekten Kindern das Zirkusleben näher.

Zirkus Probst gibt es heute zweimal
Neugründung des Circus Probst
Die Geschichte des Circus Probst verlief anders als die seines Namensvetters. Reinhard Probst und sein Bruder Robert gründeten ihren Circus Probst Anfang der 1980er-Jahre in Westdeutschland. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich der Familienbetrieb zu einem erfolgreichen Unternehmen. In das Zelt des Circus Probst passen heute 1400 Zuschauer. Die mehr als 80 Mitarbeiter sind jedes Jahr elf Monate auf Tournee.
Reinhard Probst ist es ein Anliegen, die etwa 70 Tiere, die er besitzt, artgerecht zu halten. Circus Probst war einer der ersten Zirkusse in Deutschland, der die Koppelhaltung von Zirkustieren einführte. Auch bei Kontrollen durch die Veterinärämter schneidet Circus Probst regelmäßig gut ab. Direktor Reinhard Probst ist stolz darauf und veröffentlicht die Gutachten daher regelmäßig auf der Webseite des Unternehmens.
Trotzdem gibt es auch gegen Circus Probst immer wieder Proteste von Tierschützern, die das Halten von Zebras, Kamelen und anderen Wildtieren kritisieren. Diese seien nicht für das Leben in Gefangenschaft, sondern in der Wildnis bestimmt.
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 15.08.2018)
Quelle: WDR/SWR