Mit Elvis ging's los
1931 war ein wichtiges Jahr im Staat Nevada: Das Glücksspiel wurde legalisiert – und das Heirats- und Scheidungsrecht gelockert. Auf Platz eins der weltweiten Orte für Traumhochzeiten rückte Las Vegas am 1. Mai 1967. An diesem Tag führte Elvis Presley seine Braut Priscilla Ann Beaulieu zum Traualtar.
In Deutschland hatte ihre Liebe begonnen, da war Priscilla gerade 14 Jahre alt. Besiegelt wurde die Ehe acht Jahre später in Las Vegas. Der König des Rock'n'Roll und seine Königin gaben sich das Jawort in der Hochzeitskapelle des Aladdin-Hotels. Ganz romantisch: die Braut in Weiß, die Hochzeitstorte im Hochhausformat. Zum anschließenden Empfang kamen rund 100 Gäste, zur Pressekonferenz eine Horde Journalisten.
Auch andere prominente Paare schlossen in Las Vegas den Bund fürs Leben – oder zumindest für eine gewisse Zeit. Schauspieler Mickey Rooney etwa heiratete jede seiner insgesamt acht Ehefrauen in Las Vegas. Auch Paul Newman, Judy Garland, Frank Sinatra und Britney Spears reisten zum Jasagen in die Wüste.

Elvis und Priscilla Presley starteten den Hochzeitsboom in Vegas
Schnell und schmerzlos
Keine dieser Hochzeiten aber – ob nun mit Medienrummel verbunden oder ganz geheim wie die von Steffi Graf und Andre Agassi – hat den Las-Vegas-Hochzeitsboom so inspiriert wie die von Elvis und Priscilla.
Elvis ist überall. Kaum ein Hochzeitsveranstalter, der den King nicht im Programm hätte. Elvis als Chauffeur, Elvis als Trauzeuge, Elvis sogar als Trauungsminister, vor dem sich die Paare ihr "Ja" zuhauchen. "Love me tender" läuft in vielen Kapellen als Endlosschleife vom Band, wenn die Heiratswilligen es wünschen. Daneben gibt es eine Fülle von verschiedenen Hochzeitsarrangements, einschließlich Brautkleid von der Stange oder Brautstrauß aus Seidenrosen.
Für viele ist der besondere Reiz am Heiraten in Vegas, dass es so schnell und unkompliziert geht. Allenfalls müssen die Paare ein bisschen Geduld mitbringen, wenn die Schlange im "Marriage License Bureau" zu lang ist.
Dort erhalten Jasager die offizielle Lizenz zum Heiraten. Mitzubringen sind nur ein Reisepass und gegebenenfalls eine Scheidungsurkunde. Die Zeiten, in denen Kurzentschlossene mitten in der Nacht ihre Lizenz abholen konnten, sind allerdings vorbei: Seit 2006 hat das Marriage License Bureau nicht mehr 24 Stunden geöffnet, sondern nur noch von acht bis Mitternacht, immerhin an sieben Tagen die Woche.

Schön schrill: Jasagen vor dem Elvis-Imitator
Heiraten wie bei McDonalds
Wo und wie die Zeremonie über die Bühne geht, bleibt jedem Paar selbst überlassen – die Palette der potenziellen Trauungsorte ist fast unüberschaubar.
Allein rund 60 Hochzeitskapellen bieten Paaren ihren Service an: von der Basis-Variante (Dauer oft nicht länger als einige Minuten) bis hin zum Rundum-Sorglos-Paket mit Limousinen-Fahrt, Brautkleidverleih und Video-Mitschnitt (Kostenpunkt: mehrere hundert Dollar). Elvis kostet extra.
Andere Sonderwünsche ebenfalls, dabei ist fast alles möglich: Heiraten wie Captain Kirk? Kein Problem beim Star-Trek-Angebot. Zeitreise ins Mittelalter? Na klar, sie als Burgfräulein, er als schmucker Ritter. Selbst vor Gruselangeboten mit Friedhofsflair dank falscher Grabsteine schrecken manche Kapellen nicht zurück.
Wer es noch ausgefallener liebt, wird ebenfalls bedient: Im Helikopter oder im Heißluftballon, auf der Berghütte oder in einer Goldmine, in der Gondel oder auf dem Piratenschiff – der Fantasie (und ihrer Realisierung) sind keine Grenzen gesetzt. Für ganz Eilige gibt es die Drive-up-Fenster: Heiraten wie bei McDonalds.
Das Einzige, was man neben einer Lizenz benötigt, ist ein Trauzeuge. Wer keinen mitgebracht hat, kann sich in der Regel gegen ein Trinkgeld problemlos den vom vorherigen Paar ausborgen. 18 Jahre muss man außerdem mindestens sein, um in Las Vegas zu heiraten. Wer anschließend mit einem Glas Sekt anstoßen möchte, muss allerdings das 21. Lebensjahr bereits vollendet haben.

Für ganz Schnelle: Hochzeit am Drive-up-Fenster
Flitterwochen inklusive
Hochzeiten sind eine Boombranche in der Glitzerwelt der Glücksspielmetropole. So schnell und einfach, wie in Las Vegas aus zwei Touristen ein Ehepaar wird, geht es zu Hause allerdings nicht weiter.
In Deutschland muss man noch einige Papiere vorlegen, bis die Hochzeit auch hierzulande offiziell anerkannt ist. Benötigt wird eine beglaubigte Kopie des Trauscheins sowie eine sogenannte Apostille, die wiederum die Echtheit der Heiratsurkunde bestätigt. Manche Standesämter verlangen zusätzlich eine Übersetzung der Dokumente.
Bis alle Unterlagen aus den USA eingetroffen sind, können einige Monate vergehen – mehr Zeit, als so manche Vegas-Ehe dauert. Auch Elvis und Priscilla lebten nicht glücklich zusammen bis an ihr Lebensende. Nach sechs Jahren wurde die Ehe wieder geschieden. Das "Aladdin-Hotel" existiert nicht mehr, an seiner Stelle steht heute das "Planet Hollywood Resort and Casino".
Andere Paare beweisen hingegen: Auch bei Traumhochzeiten "Made in Vegas" kann es ein Happy End geben. Paul Newman und Joanne Woodward etwa feierten 2008 kurz vor dem Tod des Schauspielers ihr Goldjubiläum.

Die Vegas-Ehe von Paul Newman und Joanne Woodward hielt länger als viele andere
(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 01.03.2019)
Quelle: WDR