Ach was? Weihnachten in Zahlen

Erzgebirge

Neinerla

Das Erzgebirge ist das Weihnachtsland Deutschlands. Und so zieht es in der Adventszeit besonders viele Touristen in diese Region. Mit etwas Glück werden sie von den Einheimischen zum "Neinerla" eingeladen. Doch was erwartet den Gast da?

Von Birgit Amrehn

"Neinerla", auf hochdeutsch Neunerlei, ist das traditionelle Festmahl im Erzgebirge an Heiligabend. Neun verschiedene Speisen, daher der Name, werden auf den Tisch gebracht.

Neun ist das Quadrat von Drei, die seit jeher als Glückszahl verehrt wird. Bei dem Mahl müssen deshalb auch Tiere aus drei Elementen verarbeitet werden: Luft (traditionell Gans oder Pute), Erde (Bratwurst oder Kaninchen) und Wasser (Fisch).

Ein Gast sollte genau aufpassen, was er serviert bekommt. Vielen Zutaten wird eine symbolische Bedeutung zugeordnet. So wird das Festdinner zum Horoskop für das kommende Jahr.

Kartoffelklöße, natürlich sind es die echt erzgebirgischen "Grünen Klöße", versprechen Taler. Allerdings dürfen sie nicht gezählt werden, und wenn doch, sollte eine ungerade Zahl dabei herauskommen.

Kartoffelkloß garniert mit dunkler Sauce und Petersilie.

Vorsicht bei Kartoffelklößen

Nudeln verheißen großes Geld, Linsen Groschen und Hirse Pfennige. Generell sollte auf quellende Gerichte nicht verzichtet werden: Sie sagen Gesundheit, bei Kindern auch Wachstum voraus.

Landwirte essen mit Vorliebe Sauerkraut. Es steht für das lange Stroh, das auf dem Acker wächst. Wer hingegen eine Familie gründen möchte, sollte Sellerie essen, denn das bringt Fruchtbarkeit. Schönheit hingegen bekommt man von roten Rüben.

Falls der Gastgeber vergessen sollte, Brot und Salz auf den Tisch zu stellen, so wird es das ganze Jahr über fehlen. Aber Achtung: Das Brot nicht selbst essen, sondern ein Stück dem Vieh geben, auf dass es gut gedeiht. Auch beim Bier sollte man aufpassen: Zwar verheißt es Kraft und Stärke, bringt allerdings auch Dummheit.

Von Suppen besser ganz die Finger lassen, denn sonst droht Zahnweh. Das gleiche gilt übrigens auch für Buttermilch, denn wer möchte schon eine tropfende Nase?

Von jeder der neun Speisen muss gegessen werden, auch wenn es nur ein Löffelchen voll ist. Nur die Mutter darf Reste auf ihrem Teller liegen lassen. Alle anderen bitte schön aufessen, sonst wird das Wetter schlecht.

Sollte der Gastgeber mehr Ordnung im Haus wünschen, wickelt er nach dem Mahl das Brot, das Salz und die Heilig-Abend-Kerze in ein Tuch ein und lässt das Ganze bis zum nächsten Morgen auf dem Tisch liegen.

(Erstveröffentlichung: 2006. Letzte Aktualisierung: 29.04.2020)

Quelle: WDR

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